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Teures Studium: Sex gegen Geld: Wenn Studentinnen sich anbieten

Teures Studium

Sex gegen Geld: Wenn Studentinnen sich anbieten

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    Bizarres Doppelleben: In Frankreich sollen sich rund 40.000 junge Studentinnen nach der Uni prostituieren.
    Bizarres Doppelleben: In Frankreich sollen sich rund 40.000 junge Studentinnen nach der Uni prostituieren.

    Augsburg. "Junge, hübsche Studentin bietet Sex gegen Geld". Immer mehr angehende Akademikerinnen prostituieren sich im Netz, um ihr Studium finanzieren zu können. In Frankreich sollen es rund 40.000 junge Frauen sein, in Deutschland liegen die Zahlen im Dunkeln. Sie sind jung und brauchen das Geld. Im wahrsten Sinne des Wortes. Um ihr Studium finanzieren und sich etwas zu essen kaufen zu können, greifen immer mehr junge Frauen zu drastischen Maßnahmen. Sie verkaufen ihren Körper im Internet und leben ein Doppelleben: Morgens Hörsaal, abends Hure.

    In Frankreich sind es nach Angaben der Studentengewerkschaft SUD rund 40.000 Studentinnen. In England soll die Zahl der Studierenden, die in der Sex-Industrie tätig sind, seit dem Jahr 2000 angeblich um 50 Prozent gestiegen. So heißt es in einer bisher unveröffentlichten Studie "UK Students and Sex Work" unter der Leitung von Ronald Roberts der Kingston University London.

    Schwierig ist die Frage zu beantworten, ob die Frauen diesen Weg freiwillig - wegen des schnellen Geldes - oder tatsächlich aus finanzieller Not einschlagen.

    In Deutschland schätzt man die Zahl der Studierenden im Sex-Gewerbe auf unter ein Prozent. Und wie sieht es in Augsburg aus?

    "Davon habe ich noch nichts mitbekommen", sagt die Frauenbeauftragte der Universität Augsburg, Marion Magg-Schwarzbäcker. Der Diplom-Soziologin sind bislang keine Fälle von sich prostituierenden Studentinnen bekannt. "Die Studierenden kämpfen aber sehr darum, dass die Studiengebühren von momentan 500 Euro pro Semester wenigstens gesenkt werden", sagt Magg-Schwarzbäcker über die finanzielle Belastung der Studenten.

    "Es gibt keine Studentin, die sich diesbezüglich outen würde", sagt Katharina von Saucken-Griebel. Die Sprecherin des Augsburger Studentenwerkes könne sich jedoch vorstellen, dass manche Studentinnen im Bereich des Escort-Services arbeiten. Schließlich hätten diese Agenturen ein bestimmtes Männerklientel, das gewisse Ansprüche habe. "Aber das ist reine Spekulation", so von Saucken-Griebel. Fakt ist jedoch, dass viele junge Menschen Probleme haben ihr Studium zu finanzieren.

    Studenten im Sexgewerbe: "Das kommt vor, aber mir sind lediglich Einzelfälle bekannt", sagt Sabine Skutella, stellvertrenden Leiterin der Beratungsstelle Mimikry in München. Seit 18 Jahren ist die Sozialpädagogin im Beratungsteam des evangelischen Hilfswerks Müchen. "Meistens habe ich eher nebenbei erfahren, dass die Frauen studieren." Doch der finanzielle Druck - etwa durch Studiengebühren - sei in den ihr bekannten Fällen nie Grund zur Prostitution gewesen.

    "Keine von ihnen ist zu uns gekommen, weil sie aufhören wollte, sondern weil sie Ärger mit der Polizei oder andere Probleme hatten", erinnert sich die Beraterin. Ihrer Meinung nach hat die Entscheidung junger Frauen, sich zu prostituieren, nichts mit den Studiengebühren in Deutschland zu tun. "Das gab es schon immer", meint Skutella.

    Mehrere Bücher über junge Frauen, die ihren Körper an wild fremde Männer verkauft haben, weil sie sich finanziell nicht mehr anders zu helfen wussten, sind derzeit auf dem deutschen Büchermarkt

    In "Fucking Berlin" erzählt eine aus Sizilien stammende heute 25-Jährige von ihren Erlebnissen als Mathematik-Studentin in Berlin. Sonia Rossi, wie sich die Autorin selbst nennt, führte ein Doppelleben. Neben ihrem Mathematikstudium arbeitete sie als freie Mitarbeiterin in mehreren Berliner Bordellen. Als Ausländerin hat sie keinen Anspruch auf finanzielle Unterstützung vom Staat und auch ihre Eltern können ihr nicht unter die Arme greifen.

    Auch die 19-jährige Französin Laura D ging ein Jahr lang anschaffen, weil sie finanziell völlig ausgebrannt war. Und schrieb danach ein Buch über ihr bizarres Doppelleben. Obwohl es Phasen gab, in denen sie sich vor sich selbst geekelt habe, bereut die junge Französin nichts. Warum sie ein Buch darüber geschrieben hat? "Jeder sollte die Wahrheit erfahren: Das Studentenleben ist nicht immer die schönste Zeit im Leben. Tausende leben unterhalb der Armustgrenze - nicht nur in Frankreich."

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