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Nürnberg: Tödlicher Streit an S-Bahnhof: Ermittler gehen von Vorsatz aus

Nürnberg

Tödlicher Streit an S-Bahnhof: Ermittler gehen von Vorsatz aus

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    Zwei 16-Jährige wurden in Nürnberg nach einem Streit unter Jugendlichen von einem Zug erfasst und getötet.
    Zwei 16-Jährige wurden in Nürnberg nach einem Streit unter Jugendlichen von einem Zug erfasst und getötet. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Laut Polizei war es ein „völlig nichtiger Anlass“, der in Nürnberg zwei 16-Jährigen das Leben gekostet hat. Am späten Freitagabend waren die beiden aus eben jenem nicht näher benannten Grund am S-Bahnhof Frankenstadion mit anderen Jugendlichen in Streit geraten. Dieser eskalierte um kurz nach Mitternacht am Bahnsteig. Es kam zum Gerangel und plötzlich stürzten drei Jugendliche auf die Gleise. Einer konnte sich gerade noch vor einem einfahrenden Zug retten und blieb unverletzt – die beiden anderen wurden von der S-Bahn erfasst und getötet.

    Nach dem tödlichen Streit unter Jugendlichen auf einem S-Bahnhof in Nürnberg wirft die Staatsanwaltschaft den zwei Verdächtigen Vorsatz vor. Dem bisherigen Kenntnisstand zufolge hätten die beiden 17-Jährigen billigend in Kauf genommen, dass ihre Kontrahenten von einem herannahenden Zug erfasst werden, sagte Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke am Montag.

    Rund 150 Menschen, darunter viele Jugendliche, die zuvor eine Party in der Nähe besucht hatten, befanden sich während des Unglücks am Bahnhof oder in der einfahrenden S-Bahn. Viele von ihnen wurden nach der Tragödie von Notfallseelsorgern betreut, die Nürnberger Verkehrsgesellschaft schickte zwei Linienbusse als Aufenthaltsort für die Zeugen an den Bahnhof. Noch in der Nacht begann die Polizei damit, sie zu befragen – was dazu führte, dass die Beamten schon wenige Stunden später zwei 17 Jahre alte Burschen festnahm: Sie sollen dafür verantwortlich sein, dass das ein Jahr jüngere Trio im Streit auf die Gleise fiel. Die Mordkommission des Nürnberger Polizeipräsidiums ermittelt gegen die beiden wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts, am Sonntag erließ ein Richter Haftbefehl.

    Polizei ermittelt nach tödlichem S-Bahn-Unfall in Nürnberg

    Was in der Nacht zum Samstag genau passiert ist, ob die zwei Älteren die drei Jüngeren geschlagen, getreten oder auf die Gleise geschubst hätten, müsse noch geklärt werden, teilte die Polizei mit. Die Ermittlungen seien sehr aufwendig, da zum Tatzeitpunkt eine Traube von Menschen in unmittelbarer Nähe zu den Verdächtigen und den Opfern gestanden habe. Dutzende Zeugen müssten befragt werden, die Kriminalpolizei werte zudem die Videoaufnahmen der Überwachungskameras aus dem Bahnhof aus.

    Auch wenn noch viele Fragen zum genauen Hergang in Nürnberg offen sind, so fällt der Streit mit tödlichem Ausgang doch in eine Zeit, in der das Thema Gewalt unter Jugendlichen sehr präsent zu sein scheint. So verkündete die bayerische Polizei vergangenes Jahr, dass die Zahl der Gewalttaten an bayerischen Schulen deutlich gestiegen ist. Vorvergangene Woche verurteilte das Landgericht in Passau drei Jugendliche und einen 25-Jährigen, die für den Tod des 15-jährigen Maurice K. verantwortlich gewesen sein sollen. Dieser war nach einer Schlägerei gestorben, zu der sich mehrere Jugendliche in einer Unterführung verabredet hatten.

    Und in Neu-Ulm löste eine ähnliche Verabredung am vergangenen Freitag einen größeren Einsatz der Polizei aus. Wie diese berichtete, wollten sich zwei Gruppen Jugendlicher zu einer Schlägerei treffen. Als die Beamten samt Polizeihunden anrückten, war von gewaltbereiten Jugendlichen zwar keine Spur mehr – wenig später standen sich dann aber offenbar „zwei größere Jugendgruppen“, so die Polizei, am Busbahnhof in Neu-Ulm gegenüber und die Situation drohte zu eskalieren. Wieder rückten zahlreiche Streifen aus der ganzen Region aus, woraufhin die Jugendlichen in alle Richtungen flüchteten. Einige erwischte die Polizei dennoch: Einer hatte ein verbotenes Einhandmesser dabei, zwei hatten von der Auseinandersetzung leichte Verletzungen davongetragen. (mit dpa)

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