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Krankheit: Unterschätzte Gefahr: Knapp 1000 Bayern sind 2018 an Syphilis erkrankt

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Unterschätzte Gefahr: Knapp 1000 Bayern sind 2018 an Syphilis erkrankt

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    Kondome schützen, nicht nur vor HIV, sondern auch vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie Syphilis.
    Kondome schützen, nicht nur vor HIV, sondern auch vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie Syphilis. Foto: Sonya Schönberger, dpa

    Das Thema ist mit Scham verbunden und wird deshalb gerne totgeschwiegen. Und so bleibt verborgen, wie weit verbreitet Geschlechtskrankheiten in unserer Gesellschaft sind - und wie unterschätzt. So wie Syphilis. Die Infektionskrankheit ist neben HIV und akuter Hepatitis die einzige sexuell übertragbare Erkrankung, die meldepflichtig ist. 2018 wurden rund 7000 Syphilis-Fälle in Deutschland gemeldet, berichtet das Robert-Koch-Institut (RKI). Im Jahr 2008 waren es noch 4500 Fälle.

    Auch in Bayern sind die Zahlen der Erkrankungen in diesem Zeitraum gestiegen: 2018 wurden 935 Fälle gemeldet, 2008 waren es 636.

    Die Syphilis-Erreger werden in der Regel beim Sex übertragen, entweder durch Geschlechtsverkehr oder Oralverkehr, erklärt Prof. Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit. Über winzige Verletzungen gelangt der Erreger in den Körper. "Die Wahrscheinlichkeit, sich bei ungeschütztem Sex mit einem Betroffenen anzustecken, liegt bei etwa 60 Prozent", sagt Brockmeyer.

    Syphilis: Das sind die Symptome

    Oftmals verläuft Syphilis ohne Symptome. In anderen Fällen tritt meist wenige Tage oder Wochen nach der Ansteckung ein Geschwür auf, zum Beispiel am Penis, das keine Schmerzen verursacht. Unbehandelt können weitere Anzeichen folgen - von Fieber, Müdigkeit, Kopf-, Gelenk- oder Muskelschmerzen und geschwollenen Lymphknoten bis hin zu Hautveränderungen. Jahre nach der Infektion sind etwa Schädigungen des Gehirns und der Blutgefäße möglich. Bislang wird Syphilis nur bei einem Bruchteil der Patienten frühzeitig erkannt, berichten Experten.

    Betroffen sind vor allem Männer, die nach eigenen Angaben Sex mit Männern haben. Sie machen mindestens zwei Drittel der Fälle aus. Erkrankte Frauen sind vergleichsweise selten: Zuletzt lag ihr Anteil bei den gemeldeten Syphilis-Fällen unter sieben Prozent. Zudem sind Menschen in Großstädten wie München überdurchschnittlich oft betroffen - 2018 gab es allein hier 423 Erkrankungen. Im Großraum Schwaben wurden im vergangenen Jahr 89 Fälle gemeldet, in Augsburg waren es 23.

    Für den Anstieg der Zahlen gibt es laut Brockmeyer mehrere Gründe. Zum einen sei Syphilis aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden: "Sexuell übertragbare Infektionen sind ein großes Stigma, darüber redet keiner. Viele wissen nichts von Chlamydien oder Tripper. Syphilis ist nur die Spitze."

    Brockmeyer glaubt auch, dass Dating-Apps wie Tinder einen wesentlichen Beitrag leisten. "Es gibt heute viele neue Möglichkeiten, Partner für sexuelle Kontakte zu finden", sagt Brockmeyer.

    Wie schützt man sich vor Syphilis?

    Einen hundertprozentigen Schutz vor Syphilis gibt es nicht, jedoch gibt es Maßnahmen, die das Risiko einer Infektion senken. Die Wichtigste: das Benutzen eines Kondoms. Der Kontakt zu nässenden Geschwüren und auffälligen Hautstellen sollte in jedem Fall vermieden werden. Auch durch infiziertes Blut ist eine Ansteckung möglich.

    Syphilis oder Tripper - solche Krankheiten sind schambesetzt. Wer den Arztbesuch scheut, findet allerlei Tests für die eigenen vier Wände.
    Syphilis oder Tripper - solche Krankheiten sind schambesetzt. Wer den Arztbesuch scheut, findet allerlei Tests für die eigenen vier Wände. Foto: Thomas Schützenberger/Deutsche Aids-Hilfe, dpa

    Um gerade junge Erwachsene besser über sexuell übertragbare Krankheiten wie Aids und Syphilis sowie über Schutzmöglichkeiten aufzuklären, startet das Bayerische Gesundheitsministerium heuer eine Schwerpunktkampagne. "Viele Menschen mit einer sexuell übertragbaren Krankheit wissen nicht, dass sie ansteckend sind. Denn zwischen einer Infektion und einer Diagnose beim Arzt vergehen häufig Jahre", betont Gesundheitsministerin Melanie Huml.

    Ab Juni sollen insbesondere Menschen im Alter von 17 bis 25 Jahren vor allem über die sozialen Netzwerke Instagram und Facebook erreicht werden. Über die App "Tellonym" soll zusätzlich eine Beratung möglich sein: User können anonym Fragen stellen, Experten antworten. Das Ministerium stellt nach eigenen Angaben mehr als 200.000 Euro für die Kampagne zur Verfügung.  Denn, so Huml: "In der Altersgruppe der 20- bis 35-Jährigen ist die Infektionsrate besonders hoch." (mit dpa)

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