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Geburtshilfe: Wie Bayern verhindern will, dass Hebammen ihren Job aufgeben

Geburtshilfe

Wie Bayern verhindern will, dass Hebammen ihren Job aufgeben

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    Eine Hebamme tastet den Bauch einer Frau ab, die im neunten Monat schwanger ist. Bayern will etwas gegen den Mangel an Hebammen tun.
    Eine Hebamme tastet den Bauch einer Frau ab, die im neunten Monat schwanger ist. Bayern will etwas gegen den Mangel an Hebammen tun. Foto: Caroline Seidel, dpa (Symbol)

    Schwangere auf verzweifelter Suche nach einer Hebamme, geschlossene Kreißsäle und überlastete Geburtshelferinnen - das soll in Bayern der Vergangenheit angehören. Das Gesundheitsministerium will die Arbeitsbedingungen, die Ausbildung und die Vermittlung von Hebammen verbessern. Ein entsprechendes Aktionsprogramm wurde nach einem runden Tisch mit Hebammenverband, Ärztekammer, Krankenhausgesellschaft und anderen betroffenen Institutionen am Mittwoch in Nürnberg beschlossen.

    Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sagte, Bayern befinde sich auf einem guten Weg, eine gute Versorgung von Mutter und Kind rund um die Geburt bieten zu können. Über Weihnachten hatten zwei Kliniken in Schweinfurt und Eichstätt ihre Kreißsäle vorübergehend schließen müssen, weil Hebammen fehlten. In den vergangenen vier Jahren machten in Bayern nach einer Karte des Deutschen Hebammenverbandes mindestens zehn Geburtshilfeabteilungen vorübergehend oder komplett dicht. 

    Studie: Hebammen leiden unter Verwaltungsaufwand

    "Es fehlen Hebammen in der Geburtshilfe und der Betreuung rund um die Geburt", sagte die Vorsitzende des Bayerischen Hebammen Landesverbands, Mechthild Hofner. Gleichzeitig gebe es in Bayern in absoluten Zahlen so viele ausgebildete Hebammen wie nie zuvor. Die Arbeitsbelastung sei aber gestiegen, die Bezahlung dagegen nicht, so dass viele Hebammen ausgebrannt aus dem Job ausgestiegen seien. Hofner begrüßte das Aktionsprogramm grundsätzlich. "Jetzt kommt es darauf an, die einzelnen verabschiedeten Punkte mit Leben und Energie zu füllen."

    Nach einer Studie des Gesundheitsministeriums leiden viele Hebammen auch unter dem großen Verwaltungsaufwand. Diese Situation will das Aktionsprogramm unter anderem mit Hilfe von regionalen Hebammenzentralen - wie es sie beispielsweise bereits in Erlangen gibt - erreichen. Diese sollen Schwangeren und Müttern helfen, frei berufliche Hebammen zu finden. "Das erspart beiden Seiten Mühe", sagte Huml. Die Hebammen müssten nicht länger zig Schwangere abweisen, weil sie keine Kapazitäten mehr hätten. Die Zentralen könnten außerdem Bereitschaftsdienste und Vertretungen organisieren. 

    Bayern: Niederlassungsprämie von 5000 Euro bisher 89 Mal beantragt

    Eine bessere Ausbildung soll den Beruf ebenfalls attraktiver machen. Im Herbst 2019 hatte der Bundestag entschieden, dass Hebammen und Entbindungshelfer künftig ein duales Studium von sechs bis acht Semestern absolvieren müssen. Die neuen Regeln will Bayern zügig umsetzen. Entsprechende Studiengänge gibt es bereits in Regensburg und München. Die TH Nürnberg, die Universitäten Würzburg und Erlangen-Nürnberg sowie die Hochschule Coburg in Zusammenarbeit mit der Sozialstiftung Bamberg sollen folgen. Damit der Übergang klappe, werde die Ausbildung an den Berufsfachschulen einige Zeit weiterlaufen, sagte Huml. 

    In den vergangenen Jahren hat sich nach Ansicht Hofners angesichts des Hebammenmangels einiges getan. Seit Herbst 2018 erhalten Hebammen, die in Bayern mindestens vier Geburten pro Jahr betreuen, einen Bonus von 1000 Euro. Mehr als 1800 Anträge sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums bisher eingegangen. Seit vergangenem Herbst zahlt der Freistaat freiberuflichen Geburtshelferinnen außerdem eine Niederlassungsprämie von 5000 Euro. Bisher habe es 89 Anträge gegeben, sagte Huml. "Die Hebammen sind wieder bereit, in die Geburtshilfe zu gehen, in die Freiberuflichkeit."

    Wie das Aktionsprogramm vorankommt, will das Ministerium nach der Sommerpause überprüfen. Dann soll es einen weiteren runden Tisch geben. (dpa/lby)

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