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Wölfe: Werden in Bayern bald ganze Wolfsrudel getötet?

Wölfe

Werden in Bayern bald ganze Wolfsrudel getötet?

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    Der Wolf polarisiert - die einen wollen ihn schützen, die anderen möchten ihn abschießen.
    Der Wolf polarisiert - die einen wollen ihn schützen, die anderen möchten ihn abschießen. Foto: dpa

    Es gibt wenige Tiere, die derart polarisieren wie der Wolf. Die einen wollen das Raubtier, das rund 150 Jahre lang aus den Wäldern der Republik verschwunden war, schützen – die anderen wollen ihm das Fell über die Ohren ziehen. Und dieser Zwist wird längst nicht nur zwischen Naturschützern und Viehhaltern ausgetragen – auch im Bundestag wurde monatelang heftig gestritten. Jetzt gibt es eine Entscheidung: Wölfe dürfen zum Schutz von Weidetieren künftig leichter abgeschossen werden.

    Das Gesetz sieht vor, dass ein Abschuss der geschützten Tiere auch dann möglich sein soll, wenn unklar ist, welcher Wolf genau Nutztiere angegriffen hat. Es sollen so lange Tiere in einer Gegend getötet werden können, bis es keine Attacken mehr gibt – selbst, wenn ein ganzes Rudel sterben muss. Jeder Abschuss muss aber einzeln genehmigt werden.

    Aus Angst vor dem Wolf wurde eine Kita geschlossen

    Mit dem Gesetz will die Bundesregierung Viehhalter vor wirtschaftlichen Schäden schützen und einer Verunsicherung, wie sie in vielen Dörfern zu spüren ist, entgegenwirken. Wie groß die Angst mitunter ist, zeigt ein aktueller Fall aus Schleswig-Holstein. Nach Wolfs-Attacken auf Schafe wurde dort eine Wald-Kita geschlossen, weil man befürchtete, dass das Raubtier auch Kinder angreifen könnte.

    Im Allgäu war die Stimmung im Sommer vergangenen Jahres ähnlich. Nachdem mehrere Kälber gerissen wurden, trauten sich mancherorts Kindergartengruppen nicht mehr in den Wald, Landwirte holten ihr Vieh von der Weide. Michael Honisch, Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins im Allgäu, freut sich deshalb über die Neuregelung – sie geht ihm aber nicht weit genug. „Dieses Gesetz ist ein zaghafter Schritt in die richtige Richtung. Aber es reicht nicht“, sagt er. „Die Wölfe vermehren sich stark. Wir werden massive Probleme bekommen.“ Honisch fordert deshalb: „Der Abschuss gehört weiter gelockert.“ Es müsse Vorranggebiete für die Weide- und Alpwirtschaft geben – ohne Wolf. Schutzzäune im Alpenraum bringen aus seiner Sicht nichts. „Bislang wurde noch jeder vom Menschen aufgestellte Herdenschutzzaun vom Wolf überwunden.“

    Wolfsexperte: Das Konzept passt nicht zu Bayern

    Schwabens Bauernpräsident Alfred Enderle sieht das ganz ähnlich: Dass der Abschuss erleichtert wird, komme den Landwirten entgegen. „Allerdings muss der Abschuss ja weiterhin genehmigt werden. Und diese Entscheidungswege sind sehr schwerfällig“, sagt Enderle.

    Andreas von Lindeiner, Wolfsexperte, Landesfachbeauftragter beim Bayerischen Landesbund für Vogelschutz und Mitglied in der Arbeitsgruppe „Große Beutegreifer“, hält das Konzept des Bundestags durchaus für tragfähig – aber nicht in Bayern. In manchen Regionen, etwa in der Lausitz oder im südlichen Brandenburg, gebe es flächendeckend Wölfe. „Da ist es nachvollziehbar. Allerdings muss auch dort der Herdenschutz oberste Priorität haben, bevor der Abschuss im Einzelfall genehmigt werden kann.“ Im Freistaat indes gebe es nur wenige Wölfe. Und deren Population wäre in Gefahr, wenn schneller und öfter geschossen würde. „Es gibt ganz klare Vorgaben des Europäischen Gerichtshofes. Der Abschuss muss zielgerichtet sein und darf die Population nicht gefährden.“

    Im Freistaat gibt es einen Wolfs-Managementplan, der ganz grundsätzlich regelt, wie Mensch und Tier zusammenleben können. Unter anderen ist darin festgelegt, dass ein Wolf dann getötet werden darf, wenn er eine Gefahr für den Menschen darstellt oder Weidetiere reißt, die ordnungsgemäß geschützt waren. Dieser Plan hat dem bayerischen Umweltministerium zufolge weiterhin Bestand.

    Und auch Wolfsexperte von Lindeiner sagt: „An diesem Plan werden wir festhalten. Wenn es in Bayern irgendwann einmal eine flächendeckende Besiedlung mit Wölfen gibt, dann kann der Bundestagsbeschluss gegebenenfalls zum Tragen kommen.“ (mit dpa)

    Lesen Sie auch den Kommentar: Bayern soll Wölfe schützen statt schießen

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