
Flugverspätungen und Personalmangel: So ist die Lage an Bayerns Flughäfen

Plus Die Fluggastzahlen steigen, das Personal fehlt aber. Wie groß die Verspätungen am Münchner Flughafen sind und womit in den Sommerferien zu rechnen ist.

Die Urlaubszeit erreicht ihren Höhepunkt. In allen Bundesländern laufen die Sommerferien oder sie beginnen innerhalb der nächsten zehn Tage. An den Flughäfen drängen sich die Reisenden und das Chaos mit Flugverspätungen, Ausfällen und Kofferbergen nimmt kein Ende. Die drei bayerischen Verkehrsflughäfen - München, Memmingen und Nürnberg - haben dabei mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen.
Der Airport München ist nach dem in Frankfurt der zweitgrößte Flughafen in Deutschland. Dementsprechend erreicht das Flugchaos anderer Flughäfen auch die bayerische Landeshauptstadt. "Durch die angespannte Situation der Luftfahrt in ganz Europa kann es auch in München zeitweise zu längeren Wartezeiten kommen - beispielsweise am Check-in oder bei der Gepäckausgabe", sagt Florian Steuer, Pressesprecher des Flughafen Münchens, auf Anfrage. 45 Prozent der rund 11.000 Passagierflüge der vergangenen 14 Tage seien verspätet gewesen. Die durchschnittliche Verspätungsdauer habe 23 Minuten betragen, so Steuer. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum des Jahres 2019 gab es bei 33 Prozent der Flüge Verspätungen - von durchschnittlich 17 Minuten.
Dabei liege das Problem weniger in München selbst, so Steuer. Ein Drehkreuz-Flughafen wie in München werde von Verzögerungen im europäischen und weltweiten Luftverkehrsnetz stärker getroffen als Punkt-zu-Punkt-Flughäfen, die deutlich seltener zum Umsteigen genutzt werden und nicht so viele Verbindungen anbieten. Eine verspätete Landung in München habe in der Regel einen verspäteten Start dieses Flugzeuges zur Folge. Wenn sich die Verschiebungen und Verspätungen häufen, können die Unregelmäßigkeiten schließlich auch zu Engpässen am Münchner Flughafen führen.
Verkehrsaufkommen am Flughafen München im Vergleich zum Vorkrisenniveau erst bei 75 Prozent
Dabei habe die Flughafen München GmbH generell genügend Personal, um das aktuelle Verkehrsaufkommen bewältigen zu können, so der Flughafensprecher. In der Corona-Pandemie wurde das Personal von rund 10.000 auf 8.700 reduziert. Das Verkehrsaufkommen liegt im Vergleich zum Vorkrisenniveau jedoch auch erst bei 75 Prozent. Verglichen mit dem ersten Halbjahr 2021 hat sich die Zahl der Flüge jedoch mehr als verdreifacht. Mit Blick auf die zu erwartenden Gästezahlen der kommenden Monate hat der Flughafen inzwischen wieder begonnen, intensiv nach neuem Personal zu suchen, das im operativen Flughafenbetrieb mitarbeiten soll.
Die Lage am kleineren Allgäu Airport ist derweil weniger angespannt. Die Probleme seien "eher überschaubar", sagt Marcel Schütz, Director Aviation am Flughafen Memmingen. Das Gepäck werde zuverlässig abgefertigt. Flugstreichungen und -verspätungen entstünden aktuell eher durch Überlastung anderer Flughäfen oder des Luftraums. Die Passagierzahlen am Allgäu Airport sind dabei jedoch stark angestiegen. Schon jetzt verbucht der Flughafen Memmingen mehr Fluggäste als in der Vor-Corona-Zeit. Aktuell sind es etwa elf Prozent mehr Fluggäste als 2019.
Allgäu Airport Memmingen: Elf Prozent mehr Fluggäste als 2019
Zu einem Problem kann es jedoch immer wieder kommen: Da der Flughafen Nachtflugbeschränkungen hat, können vereinzelt Flugzeuge spät am Abend nicht mehr in Memmingen landen. Personalmangel gibt es jedoch auch am Allgäu Airport - besonders in der Gepäckabfertigung, so Schütz. Aufgrund der abteilungsübergreifenden Unterstützung führe das aber nur vereinzelt zu Verspätungen. Zudem gebe es einen kontinuierlichen Personalzuwachs, der auch in den bayerischen Sommerferien eine stabile Abfertigung ermöglichen sollte.
Auch der Flughafen Nürnberg musste sich um Personal bemühen, um den aktuellen Fluggastzahlen gerecht zu werden. "Seit Dezember 2021 haben wir eine große Kampagne geschaltet und somit bereits über 100 Kräfte neu einstellen können. Weitere 50 Kolleginnen und Kollegen werden in den kommenden Wochen erwartet", sagt Christian Albrecht, Pressesprecher des Flughafens Nürnberg. In den operativen Bereichen wie der Kofferverladung und am Check-in werde aber weiter Unterstützung gesucht.
Angespannte Situation wird wohl noch die gesamte Urlaubszeit andauern
"Derzeit läuft der Betrieb nach Plan", sagt Albrecht. Verspätungen kämen aber vor. In Nürnberg haben die Passagierzahlen bereits das Vor-Corona-Niveau erreicht. Waren es im Juni 2019 411.000 Fluggäste, sind es im Juni 2022 410.000 gewesen. Zwischenzeitlich waren die Zahlen coronabedingt auch in Nürnberg stark eingebrochen. Im Juni 2021 gab es gerade einmal 61.000 Fluggäste.
Nach Einschätzung der Flughafenvertreter wird sich die angespannte Situation im Luftverkehr wohl noch mindestens auf die gesamte Urlaubszeit erstrecken. Teilweise haben die Airlines, wie die Lufthansa, auch bereits hunderte Flüge gestrichen, um das System zu entlasten und den Flugreisenden gerecht zu werden.
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