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Gesundheit
09.03.2022

Kein Körperkontakt während der Pandemie: Lasst Euch wieder berühren!

Sich richtig drücken ist ein wunderbares Gefühl. Doch die Pandemie hat Körperkontakte zu etwas Gefährlichem mutieren lassen.
Foto: Alejandro Martínez Vélez, dpa (Symbolbild)

Die Corona-Pandemie hat Körperkontakte zu etwas Gefährlichem werden lassen. Doch Menschen brauchen Berührungen. Was Körperkontakt bewirkt und wie eine App helfen kann.

Der Druck auf der Brust ist medizinisch nicht zu erklären. Aber er ist da. Er beengt ihn. Belastet ihn. Er will etwas dagegen tun. Daher ist er gekommen. Vielleicht kann sie ihm helfen. Sie setzen sich auf ihr Sofa. Sie nimmt zunächst seine Hand. Ganz behutsam. Hält sie erst einmal eine Weile nur fest. Streichelt sie etwas. Fragt ihn, ob das angenehm sei. Erst dann lässt sie ihre Hand langsam über seinem Hemd den Arm hinauf gleiten und wieder zurück. Sie fragt wieder, ob alles in Ordnung ist. Dann legt sie ihre Hand auf seinen Rücken. Streichelt ihn auch dort. Es ist still im Raum. Beinahe vertraut. Er beginnt zu erzählen. Über sein Leben. Seine Beziehungen. Vor allem über seine Sehnsucht nach Berührung ...

Christina Emmer ist Kuscheltherapeutin.
Foto: privat

So muss man sich die erste Begegnung der beiden vorstellen. Dabei kennen sie sich gar nicht gut. Doch das ist auch nicht nötig. Christina Emmer freut sich, wenn zu ihr Menschen kommen, die einfach von ihr an die Hand genommen werden wollen. Auch in den Arm. Die mit ihr kuscheln wollen. Und zwar nicht in erotischer Absicht. Gar nicht. Da zieht die 46-Jährige eine klare Grenze. Wer zu ihr in ihr Haus in der Nähe von Rosenheim kommt, sucht keinen sexuellen Kontakt, aber dennoch einen körperlichen. Christina Emmer ist Kuscheltherapeutin.

Kuscheltherapeutin bemängelt fehlenden Kontakt durch Corona-Pandemie

Es ist eine Ausbildung, die aus den USA stammt und erst langsam in Deutschland bekannt wird, erklärt sie. Deren Wissen und Praxis sei aber hierzulande nötiger denn je. Schließlich beobachtet die Kuscheltherapeutin „eine doppelte Klimakrise“. So werde es nicht nur aufgrund der steigenden Erderwärmung immer heißer, „emotional wird es in unserer Gesellschaft immer kälter“. Und daran sei nicht nur die Pandemie mit ihren Kontaktverboten schuld. Sie habe die Lage nur noch verschärft. Schon vor Corona seien immer mehr Menschen einsam gewesen, hätten niemanden gehabt, der sie drückt, der sie streichelt, der sie stützt. Doch darüber werde viel zu wenig gesprochen. Es sei ein Tabu. Denn wer gibt schon gerne und offen zu, keinen Menschen zu haben, der ihn in den Arm nimmt.

Doch wie wichtig sind körperliche Kontakte? Welche Berührung brauchen wir? Und wie verändert sich eine Gesellschaft, der über zwei Jahre lang Kontaktbeschränkungen auferlegt waren? Trauen sich Menschen Nähe wieder zu? Und stimmt es, dass unsere Gesellschaft kälter geworden ist?

Einer, der die Veränderungen unserer Gesellschaft genau beobachtet, analysiert und erforscht, ist Dieter Frey. Er ist Sozialpsychologe an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Was für ihn feststeht: Zumindest in den vergangenen zwei Jahren Pandemie hat die Vereinsamung zugenommen. Über alle Altersklassen hinweg. Und ja, „ich behaupte schon, dass unsere Gesellschaft etwas kälter wird“. Insgesamt sieht der Professor zudem, „dass die Gewalttätigkeiten – auch in den Familien – durch die zunehmende Frustration und durch die heterogenen Belastungen, die mit der Pandemie verbunden waren, zugenommen haben“. Wer allerdings glaubt, dass unsere Gesellschaft kälter wird, nur weil immer mehr Kontakte digital gepflegt werden, sieht das zu pauschal. „Es ist eine tolle Chance, um überhaupt in Kontakt zu bleiben“, sagt Frey. Man denke nur daran, wie viele Enkelkinder nun mit ihren Großeltern viel öfter in Verbindung sind, weil sie nicht mehr viele Kilometer zurücklegen müssen, sondern sich online sehen und sprechen. Dennoch steht für Frey fest: Digitale Kontakte können die körperliche Nähe und die Emotionalität von persönlichen Treffen nicht ersetzen.

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Können wir uns bald wieder zur Begrüßung umarmen?

Längst wissenschaftlich bewiesen ist, dass Menschen ohne körperliche Kontakte nicht nur leiden, sondern krank werden können: „Das wissen wir genauso von Tieren, die den Körperkontakt zur Mutter verlieren“, sagt Frey und ergänzt: „Bei Menschen führen fehlender Körperkontakt und mangelnde Nähe zu Krankheiten und seelischen Störungen.“ Der Mensch ist ein soziales Wesen, das auf Kontaktnähe, Streicheleinheiten, Berührung konditioniert ist. „Man hat ja festgestellt – je mehr solche Bindungen, Nähe und Berührungen da sind, umso höher ist die emotionale Stabilität und damit auch die Belastbarkeit.“

Doch was passiert nach so einer Pandemiezeit? Können wir den Schalter jetzt umlegen und uns wieder umarmen und zur Begrüßung vielleicht sogar küssen? Bei dieser Frage differenziert Sozialpsychologe Frey erst einmal. Und zwar „zwischen Binnengruppe und Außengruppe“. Also zwischen Menschen, zu denen wir schon früher eine sehr enge Beziehung hatten, und zu Fremden. Denn die Menschen, die schon vor der Pandemie eng befreundet waren, die werden sich seiner Einschätzung nach jetzt auch eher wieder umarmen, vielleicht sogar vorsichtig küssen. Während zu Menschen außerhalb dieser sogenannten Binnengruppe weiter Abstand gehalten werde.

„Rituale werden sich hier Schritt für Schritt, aber sicher nicht von heute auf morgen einspielen, weil man gegenüber Menschen, die man noch nicht so häufig gesehen hat, eine gewisse Vorsicht mitbringt“, sagt Frey. Man werde sich schon eher weiter mit dem Ellenbogen oder mit der entgegengestreckten Faust begrüßen. Der Psychologe vermutet auch, dass insgesamt der Kreis der Menschen, mit denen man engere, auch körperliche Kontakte pflegt, kleiner werden wird als früher. „Das berühmte Bussi-Bussi wird auf jeden Fall nur noch für die totale Binnengruppe angewendet, aber nicht mehr wie früher auf den breiten Bekanntenkreis. Die Leute werden vorsichtiger sein, und das ist auch gut so.“

Doch sehr vielen fehlt etwas, sie hungern regelrecht nach Berührung. Das weiß Merle Fairhurst. Sie ist Professorin für biologische Psychologie und sowohl an der LMU tätig als auch an der Universität der Bundeswehr in München. In einer Online-Befragung hätten viele Menschen angegeben, aufgrund des Berührungsmangels, zu dem sie Covid-19 gezwungen hat, wesentlich gestresster und einsamer zu sein. Fairhurst nahm zusammen mit Kolleginnen und Kollegen anderer Universitäten die Pandemie zum Anlass, unserer Berührungsbedürftigkeit tiefer auf den Grund zu gehen.

Psychologie: Berührungsmangel führt zu Stress und Einsamkeit

Sie entwickelten eine App namens HandsOn. Ziel sei es, Menschen im Rahmen einer Studie die Möglichkeit zu geben, ihre persönliche Beziehung zu Berührungen zu erkunden, auch ihren Einfluss auf ihr Wohlbefinden. Viele wissen beispielsweise gar nicht, dass wir zwei Arten von Berührungssinn haben, sagt die Wissenschaftlerin: den Tastsinn, der uns über Objekte und Dinge informiert, der uns Auskunft darüber gibt, wie groß etwa eine Schachtel, wie glatt ein Tuch ist. Und dann gebe es die sogenannte affektive Berührung. Sie erzählt uns etwas über andere Menschen, sie eröffnet uns die Möglichkeit, mit anderen ohne Worte zu kommunizieren, indem wir sie etwa berühren, um sie zu begrüßen oder zu trösten.

Wir verfügen über sehr spezielle affektive Berührungsrezeptoren in unserer Haut, erklärt Fairhurst. Sie sind speziell auf eine sanfte Berührung abgestimmt, die nicht zu schnell und nicht zu langsam ist. Mehrere Studien hätten gezeigt, dass dies der Rhythmus des Streichelns ist, der verwendet wird, um unsere Kinder zu beruhigen, unsere Freunde zu trösten und sogar unseren Hund zu streicheln. Doch es gebe Menschen, die den Kontakt zu ihrem affektiven Berührungssinn verloren haben. Mit bestimmten Übungen mit einem eingebauten Metronom könnten sie mithilfe der App versuchen, diesen Rhythmus wieder zu lernen und zu üben.

Doch der Wunsch nach Berührung ist höchst subjektiv, betont Fairhurst. Er ist nicht nur sehr von der jeweiligen Situation abhängig. Jeder Mensch verfüge über eine ganz eigene Berührungserfahrung. „Wer uns berührt und wo er uns berührt, kann aus einer tröstenden Umfassung ein bedrohliches und potenziell traumatisches Ereignis machen“, erklärt die Professorin.

Sich selbst zu berühren, wirkt sich positiv auf Stimmung aus

Und sie macht noch auf etwas anderes aufmerksam: Viele haben es vielleicht schon bemerkt, dass sie sich die Hände reiben oder über das Gesicht streifen, wenn sie gestresst sind. Die Hypothese lautet, so Fairhurst: dass wir unsere Stimmung durch Berührung selbst regulieren. Denn zu den neuesten Erkenntnissen gehöre die Tatsache, dass Selbstberührung, aber auch Erinnerungen an eine Berührung oder sogar das Zuschauen bei einer Berührung die gleichen Bereiche des Gehirns aktivieren und die gleichen positiven Auswirkungen haben. „Anhand von Bildgebungsdaten des Gehirns haben Forscher gezeigt, dass Selbstberührung ähnliche Gehirnregionen wie die Berührung von anderen aktiviert.“

Eine Berufsgruppe, deren Mitglieder exakt wissen müssen, welche Rezeptoren unter der Haut wie reagieren und welche Botschaften ans Gehirn gesendet werden, sind Physiotherapeuten und -therapeutinnen. Denn sie können durch Berührung und bestimmte Bewegungen Heilungsprozesse unterstützen. Ute Repschläger ist die Vorsitzende des Bundesverbandes selbstständiger Physiotherapeuten.

Für sie steht fest: „Ohne Berührung verkümmert der Mensch.“ Und zwar in jedem Alter. So sei es für sie immer wieder besonders bewegend, wie Seniorinnen und Senioren in Pflegeeinrichtungen auf sie reagieren: „Die älteren Menschen sind so dankbar und froh über jede Berührung. Es ist immer wieder schön, dies zu erleben. Sie lieben es, berührt zu werden.“ Jetzt in der Pandemie hat sie es sogar erlebt, dass Heimbewohnerinnen und -bewohnern vor Rührung die Tränen kamen, nur weil sie endlich von jemandem berührt wurden.

Doch Repschläger kennt auch die andere Seite: Menschen, die sich ungern berühren lassen. Menschen, die sich bei Berührung eher an- als entspannen. Dann heißt es, sich langsam an den Menschen heranzutasten. Bleiben die Blockaden bestehen, was beispielsweise bei Menschen mit einer autistischen Spektrumsstörung vorkommen könne, kann es nützlich sein, die Betroffenen anzuleiten, bestimmte Übungen zu erlernen, damit der Therapeut sie so wenig wie möglich berühren muss. Allerdings bewirken Menschen, die versuchen, sich selbst etwa bei einer Verspannung zu massieren, oft nicht den gleichen Effekt wie wenn sie massiert werden, sagt Repschläger. Denn erst die Berührung durch jemand anderen bewirke meist die ersehnte Entspannung.

Vor allem Eltern sollten mit ihren Kindern kuscheln

Kuscheltherapeutin Christina Emmer hat Entspannung durch Berührung schon von Kindesbeinen an erlebt: „Mein Bruder und ich sind bei unserer Mutter mit viel körperlicher Zuwendung und reich an Zärtlichkeit aufgewachsen.“ Und Emmer ist überzeugt davon, gerade diese frühkindlichen Erfahrungen von liebevoller körperlicher Zuwendung prägen Menschen ein Leben lang positiv. Daher würde sie gerade Eltern immer gerne zurufen: Kuschelt bitte mit Euren Kindern. Doch nicht nur Eltern will Emmer ansprechen. „Mir ist generell die Botschaft wichtig: Berührt Euch, lasst Euch wieder mehr berühren, öffnet Euch für andere.“ Die gelernte Bürokauffrau, die lange Jahre als Coach gearbeitet hat, weiß: „Das Thema Berührung lässt keinen kalt.“

Viele reagieren aber auch negativ, wenn sie hören, dass jemand 70 Euro für eine Stunde Kuscheln verlangt. Sprechen von Wucher und können nicht glauben, dass es Menschen gibt, die bereit sind, zu bezahlen, nur um von einer Fremden im Arm gehalten zu werden. Und ist das nicht ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft? „Doch“, sagt Emmer. Aber die ganze Gesellschaft zu ändern, liegt nicht in ihrer Macht. Einzelne Menschen jedoch kann sie glücklicher machen. Der ältere Herr jedenfalls habe zu ihr gesagt, dass er wiederkommen möchte.

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