Das Genderverbot ist ein Papiertiger gegen das Binnen-I
Die Bayerische Staatsregierung hat mit dem Genderverbot ein Konstrukt erzeugt, das sie aufseiten des politischen Gegners verachten würde. Und zahnlos ist es auch noch.
Konservatismus zeichnet sich unter anderem durch ein hierarchisches Weltbild aus: klare Strukturen, Autoritätshörigkeit, Recht und Ordnung. Liberalismus ist in weiten Teilen das Gegenteil davon. In der Genderdebatte hat die Staatsregierung ihr konservatives Weltbild auf den politischen Gegner übertragen und eine links-grüne Genderpflicht gewittert. Die Grünen wurden als "Sprachpolizei" und "Verbotspartei" gebrandmarkt. Nun ist es die Regierung selbst, die ein "Sprechverbot" erteilt, zumindest wenn es um behördliche Texte geht. Damit konterkariert die Staatsregierung ihre eigene Rhetorik.
Sicherlich gibt es im linken politischen Spektrum Menschen, die ihre Ideologie gerne in Verboten und Pflichten umgesetzt sähen. Nicht alle, die behaupten, liberal zu sein, sind es auch. Aber die Mehrheit derjenigen, die sich für geschlechtergerechte Sprache einsetzen, wollte keine Genderpflicht. Sie hat versucht, die Freiheit der Sprache zu nutzen, um ihr politisches Anliegen einer gleichberechtigteren Welt auszudrücken. Das kann man falsch finden, es ist aber ein legitimes, demokratisches Mittel.
Folgen des Genderverbots sind nicht geklärt
Dem hat Markus Söder mit einem Verbot den Riegel vorgeschoben. Das Ergebnis ist ein Papiertiger, von dem niemand so genau weiß, was passiert, wenn er zuschnappt. De facto ist in letzter Konsequenz nichts geklärt. Die Staatsregierung hofft auf das Verantwortungsbewusstsein ihrer Beamtenriege. Die macht das, was die Gesellschaft von ihr erwartet: abwarten, bis konkrete Vorgaben kommen und sich dann ordnungsgemäß, aber mit Augenmaß daran halten.
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Das Gendern ist ja nicht aus einer immer größeren Bewegung normaler Bürger für eine "Geschlechtergerechte" Sprache entstanden, sondern weil sich eine Gruppe sogenannter "moderner" Akademiker aus dem links grünen, angeblich "liberalen" Parteispektrum irgendwann dafür stak gemacht hat. Egal ob freiwillig oder nicht, sehe ich keinen einzigen Grund dafür, warum diese eigene Sprachschöpfung überhaupt soviel Aufmerksamkeit bekommen konnte, bis hin zu Richtlinien in diversen Behörden, Unis oder selbst Firmen, das intern die gendergerechte Sprache doch bitte sehr zu verwenden sei. Wer dem nicht nachkam, riskierte bestenfalls Missbilligung von Chefs, schlimstenfalls echte, mehr oder weniger harte Sanktionen, etwa bei der Beurteilung von Diplomarbeiten und Dissertationen. Die Behauptung der Gender Fans, alles sei freiwillig, ist schlicht gelogen. Wie kann es sein, das klare Abweichungen von den offiziellen Grammatik und Rechschreiberegeln derart Raum gewinnen konnten, das selbst die logische Forderung, diese Sprachschöpfung einer mehr oder weniger elitären Akademikergruppe zurückzunehmen, mit der Behauptung begegnet wird, die ewig gestrigen "konservativen" zeigten wieder mal, wie wenig tolerant und weltoffen sie seien bis hin zu einer Art Kulturkampf.
Ja gehts noch ? Dürfen in Zukunft alle Gesellschaftliche Gruppen einfach eine ihnen genehme Grammatik erfinden und verwenden sowie für die breite Anwendung werben und behaupten, andere wären ja schließlich nicht gezwungen diese Sprache auch zu verwenden ? Das Söder hier versucht einen Riegel vorzuschieben ist vernünftig und richtig, bedauerlichwerweise ist das Genderverbot in Bayern aber noch nicht strikt genug.
"Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Andere"
So könnte man es noch machen. Aber das "Andere" stellt doch schon wieder zurück und stellt die Leute in eine Ecke.
Historisch gewachsen ist es halt das man von der Magd zur Dame wurde, die Leibeigenschaft wurde abgeschafft und ich bin ein Herr über mein eigenes Leben.
Mag es Leute geben die keinem Geschlecht angehören, sie mit der englischen Mehrzahl "they/them" zu titulieren ist leider halt mit unserer Sprache nicht kompatibel. Ich könnte das "diese" oder "jene" nicht für eine einzelne Person noch einer Grupper dieser Leute verwenden.
Es ist eine Sprachstelzerei sofern man ein richtiges Deutsch sprechen möchte.
Es reicht heutzutage schon Digger, Aller und isch geh Bahnhof....
Der Kommentator versucht hier krampfhaft ein Bild von Konservatismus gegen Liberalismus, von Alten gegen Junge, von Fortschritt versus Ewiggestrige zu zeichnen. Das könnte nicht ferner von der Realität entfernt sein.
Wollte ich die Vision einer Zukunft sehen, dann schau ich besser in die skandinavischen Länder, die uns in Sachen Gleichberechtigung immer schon voraus waren. Dort sind es die Frauen, die sich vehement gegen Bezeichnungen wie "Ärztin" stellen und selbstbewusst von sich sagen "ich bin Arzt". Auch dort ist noch nicht alles perfekt. Aber die gedankliche Vorwegnahme einer idealen Zukunft scheint mir den wahren Fortschritt viel besser auszudrücken als das krampfhafte Festhalten an einer Höflichkeitsform aus dem Mittelalter.
Dass die zudem eine Reihe von ungelösten Problemen, unnötige Verkomplizierungen und Benachteiligung von Lernenden und Lernschwachen mit sich bringt, kommt da ja noch dazu. Nichts daran ist fortschrittlich.
Eigentlich ist das "Gendern" doch nur Faulheit. Wo ist z.B. das Problem, "Ärztinnen und Ärzte" zu schreiben, anstatt dieses unlesbare "Ärzt*innen" zu verwenden. Im Sprachgebrauch wird nun der Mann diskriminiert. Wir haben ein Regelwerk zur deutschen Sprache, wer dies '*I-Dedöns gutheißt, kann auch gleich Deutsch an der Schule abschaffen. Eines der wenigen Dinge, bei denen ich mit dem MP einer Meinung bin.
"Nun ist es die Regierung selbst, die ein "Sprechverbot" erteilt, zumindest wenn es um behördliche Texte geht."
Traurig genug, dass eine Landesregierung öffentliche Einrichtungen daran erinnern muss, sich an die gültige Rechtschreibung zu halten.
Wie soll denn eine Schule Noten für Deutsch vergeben, wenn sie sich nicht selbst an die Regeln hält?