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Söder als Kanzlerkandidat: Undenkbar - oder doch nicht?

Kommentar

Es ist undenkbar, dass Söder Kanzlerkandidat wird – oder doch nicht?

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    Bayern oder Berlin: Diese im Moment wieder viel diskutierte Frage beschäftigt niemanden mehr als Markus Söder selbst.
    Bayern oder Berlin: Diese im Moment wieder viel diskutierte Frage beschäftigt niemanden mehr als Markus Söder selbst. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Was müsste geschehen, dass das scheinbar Unmögliche doch noch möglich und CSU-Chef Markus Söder im kommenden Jahr Kanzlerkandidat der Union wird? Diese im Moment wieder viel diskutierte Frage, davon darf man getrost ausgehen, beschäftigt niemanden mehr als Markus Söder selbst. Enge Wegbegleiter beschreiben seinen Gemütszustand als eine Art Dauerkrise, als einen unauflöslichen Widerstreit zweier Gehirnhälften. 

    Die eine Hälfte ist die vernünftige. Sie listet die lange Reihe bekannter Gründe auf, warum das in der aktuellen Situation nie und nimmer etwas werden kann. Der wichtigste davon lautet: Die CDU lässt keinen CSU-Politiker ran, wenn halbwegs Aussicht darauf besteht, dass die Union die Wahl gewinnen und der Friedrich Merz hat da keine Wahl. Er muss darauf bestehen, selbst zu kandidieren. Andernfalls kann er den Parteivorsitz postwendend aufgeben und wieder in die Welt der Hochfinanz wechseln. Söder weiß das. 

    So könnte Söders Strategie aussehen, um das Unmögliche doch möglich zu machen

    Seine andere Gehirnhälfte aber mag das nicht einsehen. Hier wohnt das Gefühl. Und das Gefühl sagt ihm: Markus, du bist der Beste. Das kann es für dich doch nicht gewesen sein. Die Mehrheit der Unionswähler will dich. Du liegst in allen Umfragen vorne. Da kann es doch nicht sein, dass dieser Merz und die anderen in der CDU das nicht kapieren. Es muss doch einen Weg geben – irgendwo, irgendwie. 

    Und dann nötigt das Gefühl die Vernunft, eine Strategie zu entwickeln, die alle Optionen offenhält. Erstens: „Mein Platz ist in Bayern“ sagen – auch wenn es keiner mehr glaubt. Zweitens: Dennoch immer alles in der Schwebe lassen. Drittens: Keinesfalls in eigener Sache offensiv werden. Viertens: Die Umfragen wirken lassen. Fünftens: Bella figura machen in

    Beim CDU-Bundesparteitag vor zwei Wochen traten sie brüderlich vereint auf: Friedrich Merz (links) und Markus Söder.
    Beim CDU-Bundesparteitag vor zwei Wochen traten sie brüderlich vereint auf: Friedrich Merz (links) und Markus Söder. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Seine großen politischen Vorbilder, die früheren CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber, durften nur aus einem einzigen Grund Kandidat werden: Die damaligen CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl beziehungsweise Angela Merkel konnten davon ausgehen, dass sie als Herausforderer der SPD-Kanzler Helmut Schmidt (1980) beziehungsweise Gerhard Schröder (2002) chancenlos waren. Sie warteten ab, bis ihre Zeit kommen sollte. 

    Für CDU-Chef Friedrich Merz scheint klar: Kanzlerkandidatur jetzt oder nie

    Merz hat keine Zeit. Für ihn heißt es: Jetzt oder nie. Die einzige Möglichkeit wäre, dass er in einem Akt völliger Selbstlosigkeit Söder den Vortritt lässt, was, wie gesagt, den Rücktritt als CDU-Chef zwingend nach sich ziehen würde. 

    Damit wäre freilich nur die erste Voraussetzung erfüllt, um das Unmögliche möglich zu machen. Die zweite Voraussetzung wäre, dass der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst, der Reservekandidat der CDU, ebenfalls verzichtet. Dessen Verhalten erscheint deckungsgleich mit Söders Strategie. Auch Wüst lässt alles in der Schwebe und versucht, bella figura zu machen. Im Unterschied zu Merz ist er zwar jung genug, auf seine Zeit zu warten. Aber warum sollte er, wenn sich schon jetzt eine Tür für ihn auftut und ein Sieg der Union sicher erscheint? 

    Daran wiederum könnte sich nur etwas ändern, wenn die Ampel unter Kanzler Olaf Scholz wie Phoenix aus der Asche zu neuem Leben erwacht. Wer das für möglich hält, der kann es auch für möglich halten, dass Söder Kanzlerkandidat der Union wird.

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