
Die Anlaufstelle für Missbrauchsopfer in Bayern nimmt konkretere Formen an


Exklusiv Die Erwartungen an die staatliche Anlaufstelle, die Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf einrichten will, sind hoch. Doch wird die Stelle mehr als eine Telefon-Hotline?
Die von Missbrauchsbetroffenen aus dem kirchlichen Kontext und Oppositionsparteien geforderte unabhängige staatliche Anlaufstelle für Missbrauchsopfer aus allen gesellschaftlichen Bereichen nimmt konkretere Formen an. Nachdem Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) kürzlich angekündigt hatte, eine "Erstanlaufstelle" von August an einzurichten, erklärte ihr Ministerium nun auf Anfrage unserer Redaktion, dass das entsprechende Konzept derzeit erarbeitet werde. Vorgesehen sei ein Start "mit mindestens vier Stellen (Vollzeitäquivalente) verschiedener Profession". Als federführendes Staatsministerium stehe man "hierzu in enger Abstimmung mit den anderen betroffenen Ressorts der Staatsregierung und wird sehr zeitnah weitere Gespräche – auch mit Betroffenen – dazu führen".
Betroffenenvertreter beobachten genau, wie die Staatsregierung mit dem Thema Missbrauch in der Kirche weiter umgeht
Betroffenenvertreter hatten die geplante Einrichtung der Anlaufstelle erleichtert und erfreut zur Kenntnis genommen. Sie beobachten jetzt sehr genau, wie die Staatsregierung mit dem Thema weiter umgeht und haben auch bereits mehrfach angeboten, ihre Expertise bei der Ausgestaltung der Stelle einbringen zu wollen. Sie halten die Stelle für überaus wichtig, unter anderem, weil zum Beispiel Missbrauchsopfer von Klerikern an der Unabhängigkeit der von den Kirchen angebotenen oder mit eingerichteten Stellen oder Ansprechpersonen zweifeln.
In ihren Augen sollte eine unabhängige staatliche Anlaufstelle so etwas wie "Augenhöhe" mit der "Täter-Institution" herstellen und umfassend, auch durch juristischen Rat, helfen können. Auch Gabriele Triebel, religionspolitische Sprecherin der Landtags-Grünen aus Kaufering, machte wiederholt – öffentlich und durch Anfragen an die Staatsregierung – klar, dass eine derartige Stelle keine "Alibiveranstaltung" sein dürfe.
Sozialministerin Scharf verspricht: "Ab August schnelle und unbürokratische Hilfe für alle Missbrauchsopfer!"
In einer Pressemitteilung vom 18. Mai verspricht Sozialministerin Scharf: "Ab August schnelle und unbürokratische Hilfe für alle Missbrauchsopfer!" Sowie eine "passgenaue", "schnelle und unbürokratische Hilfe". Diese sei nicht beschränkt auf bestimmte Institutionen oder Missbrauchsorte. Weiter wird ausgeführt, dass Betroffene "an das flächendeckende, bestehende Hilfesystem vermittelt" werden, das staatliche und nichtstaatliche Anlaufstellen umfasse.
Aus Sicht von Betroffenen und Opposition wäre das allerdings nicht ausreichend. Am Donnerstag verwies das Ministerium bei Fragen unserer Redaktion, ob es eine Art "Büro" geben werde, das Betroffene aufsuchen könnten, oder ob sich die Hilfe auf eine Telefon-Hotline und eine Vermittlung an andere Stellen beschränken werde, auf die derzeit laufenden Gespräche. "Die entsprechenden Ergebnisse müssen abgewartet werden", hieß es.
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Und schon wieder heist es abwarten und noch bis August....Hauptsache es werden neue Stellen geschaffen ...
CSU-Sozialministerin Ulrike Scharf sollte sich nicht nur um die 1% der Missbrauchsopfer in Schulen, kirchlichen- oder anderweitigen Einrichtungen annehmen und kümmern sondern auch um die restlichen 99% der Verbrechen, die in unmittelbaren familiären und privaten Bereich passieren.
Da hat sich Frau Scharf ja einiges vorgenommen.. ich hoffe sie hält durch gerade für unseren Kinder.. Die Kirche hat schon Geld um ihre Opfer zu entschädigen .. aber Sofie oder Leon von nebenan die haben niemanden der sie unterstützt oder ihre Behandlungen bezahlt. Die kommen in ein Heim wo sie sich durch kämpfen müssen und ein Leben lang darunter leiden müssen.. und die Täter werden kurz weggesperrt oder kommen ungeschoren davon .. .. Ein Problem das uns schon seit Jahrhunderten begleitet.. und wo alle schweigen..