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Foto: Kim Hee-Chul
Foto: Kim Hee-Chul

Während des K-Pop-Welt-Festivals 2016 trat auch die Hip-Pop-Tanzgruppe „Just Jerk“ auf. Die Band ist ein fester Bestandteil des K-Pop-Universums und hat zahlreiche Fans.

Trend
17.08.2018

K-Pop: Eine Musikwelle überrollt uns

Von Silva Metschl

Der Korean Pop ist weltweit auf dem Vormarsch. Er unterscheidet sich in vielen Dingen total von unserem Pop und weist viele Besonderheiten auf.

An der Korean Popular Music, kurz K-Pop, führt derzeit bei keiner globalen Sportveranstaltung der Weg vorbei. Nicht nur bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Südkorea waren die Auftritte von „CL“ und „EXO“ Höhepunkte. Auch in der offiziellen Playlist der Fifa zum Finale der WM ist mit „Power“ ein koreanischer Song zu finden. Inzwischen gewinnt diese Musikrichtung auch in Europa Fans, nicht zuletzt durch wiederholte Nominierungen und Gewinne bei großen Musikpreisen wie den Teen Choice Awards im August. Dabei wissen die wenigsten, was den K-Pop vom westlichen Pop unterscheidet. Das Offensichtliche ist natürlich die Sprache. Die meisten Lieder werden in Koreanisch gesungen, wobei es auch Ausreißer ins Englische gibt, und viele Stars japanische Alben haben. Auch bei den Alben gibt es einen Unterschied. Im K-Pop gibt es Mini- und richtige Alben, genauso wie die eben genannten Alben in japanisch.

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Die Bands im Korean Pop erzählen ganz eigene Geschichten

Außerdem liegen zwischen den Veröffentlichungen der Künstler oft nur ein paar Monate, sodass mehrere Alben pro Jahr erscheinen. Die Minialben haben zwar meistens weniger Lieder als die großen, doch auch da gibt es starke Unterschiede. Jede Veröffentlichung hat ein eigenes Konzept, das ganz verschiedene Seiten der Stars, die im K-Pop Idols genannt werden, zeigen. Manche Gruppen wie „Vixx“ orientieren sich dabei an Sagen oder Büchern, zuletzt „Das Parfüm“. „BTS“ geht sogar noch weiter. Sie haben zwar immer ein anderes Konzept, die Alben gehören aber zusammen und bilden eine Geschichte, die meist nur mit Hinweisen erzählt wird. Dabei bedienen sie sich ebenfalls Sagen, aber auch wissenschaftlicher Thesen und vielem mehr.

Die Gruppen und Künstler selbst haben oft ebenfalls bestimmte Konzepte. Die Gruppe „NCT“ zum Beispiel hat eine unbegrenzte Anzahl an Mitgliedern, die immer weiter steigt und bei der die Besetzung für ein Lied je nach Alter und Thema wechselt. Die Mehrzahl der Idols sind Gruppen. Die meisten Solokünstler waren Mitglieder in einer Gruppe oder arbeiten zusätzlich alleine. Außerdem sind die Stars nicht nur Koreaner, es gibt auch Idols aus China, Thailand, Japan, Australien und einigen anderen Ländern. Diese werden durch Vorsingen bzw. -rappen oder -tanzen ausgewählt. Wenn sie überzeugen, ziehen sie nach Korea und werden mit ihren koreanischen Mitstreitern ausgebildet. Das geschieht unter einem sogenannten „Entertainment“, bei uns Management. Anfangs werden sie als „Trainees“ bezeichnet. Durch viel Arbeit werden sie zu „Rookies“, die sich eines Lebens als Idol fast sicher sein können. Auch ein deutscher Trainee ist zum Rookie aufgestiegen. Die meisten Gruppen bestehen auf diese Art bereits Jahre vor ihrem ersten Album und treten auf. Ein Beispiel hierfür ist „BlackPink“, die erst zwei Jahre nach ihrer ersten Veröffentlichung ein Minialbum hatten.

Im K-Pop hat jedes Bandmitglied eine bestimmte Aufgabe

Auftritte gibt es neben den Konzerten bei den vier Musikshows, die wöchentlich stattfinden. Wenn eine Gruppe oder ein Solist debütiert, oder ein neues Album herausbringt, tritt er dort gegen andere Künstler an. Das dient der Promotion. Dabei entscheidet das Entertainment, wie lange die dauert und folglich wie oft eine Gruppe bei den Shows auftritt. Jede Veranstaltung hat dabei eigene Kriterien, die zusammen mit Abstimmungen den Sieger bestimmen. Zudem gibt es eigene Musikpreise, die am Ende des Jahres verliehen werden.

Das Besondere an den Auftritten der Idols sind die Choreografien. Für fast jedes Lied gibt es einen Tanz. Dieser ist auch ein essenzieller Teil des Stils. Jede Gruppe hat einen sogenannten „Main-Dancer“, der die Tanzfiguren leitet und einstudiert. Zudem gibt es „Main-Vocal“ und „Main-Rapper“, die wie die Namen schon sagen, die meisten Sing- und Rapstellen übernehmen. Generell unterscheiden sich hierin die Hauptaufgaben. Deshalb sprechen die Fans auch von Dance-, Rap- und Vocal-Line. Dazu kommen noch die Rollen des „Visual“ und „Face of the Group“. Er oder sie ist das Gesicht der Gruppe. Eine weitere besondere Bezeichnung ist der „Maknae“, das jüngste Mitglied. Des Weiteren stehen die K-Pop-Idols durch die klassischen Social-Media-Seiten und einer extra Seite für Streams namens „VLive“ oft noch näher in Kontakt mit ihren Fans, die einen eigenen Fangemeinschaftsnamen und manchmal Farben haben. Als „iGot7“ (sprich Ahgase) werden die Fans von „Got7“ bezeichnet – grün ist ihre Fanfarbe. Fans der Band „SuperJunior“ heißen Elf und haben die Farbe Saphirblau. Auch Fantreffen werden regelmäßig veranstaltet. Dort gibt es sogenannte „offizielle“ Fans, die gegen Geldzahlungen einen besonderen Status haben.

Korean Pop ist in vielerlei Hinsicht extrem

Der K-Pop bringt neben dem Gewinnstreben einige Schattenseiten mehr mit sich. Gerade durch den Druck, jedes Jahr ein Album veröffentlichen zu müssen und die vielen Veranstaltungen bleibt den meisten Idols wenig Zeit für sich. Dadurch sind die Mitglieder der meisten Gruppen sehr eng befreundet, da sie kaum mit anderen Menschen in Kontakt kommen. Für die ausländischen Künstler bedeutet dieses Leben einen tiefen Einschnitt. Außerdem sind sie komplett ihrem Entertainment verschrieben; es bestimmt den Wohnort und verbietet meistens zu Beginn der Karriere auch romantische Beziehungen. Weiterer Stress für die jungen Trainees und Idols ist die Schule. Da viele sehr jung debütieren, manche schon mit 14 oder 13, müssen sie die doppelte Belastung aushalten. Dieses frühe Auftreten in der Öffentlichkeit liegt in der koreanischen Militärpolitik begründet. Sie setzt fest, dass jeder Mann zwischen 20 und 30 eine rund zweijährige Dienstzeit im Militär ableisten muss. Um vor dem Dienst möglichst viel Kapital zu machen, stehen die Idols sehr früh auf der Bühne. Zwar bedeutet das Militär nicht unbedingt das Ende einer Gruppe, doch den erfolgreichen Wiedereinstieg schaffen wenige.

K-Pop ist extremer als der westliche Pop. Seien es die vielen Alben, die sehr enge Bindung zwischen Fans und Idols oder die Macht der Entertainments, die stärker ist als die westlicher Managements. Bereits vor einigen Jahren gab es mit den sogenannten Königen des K-Pops „Big Bang“ und „SuperJunior“ die erste koreanische Welle. Gruppen wie „BTS“, „EXO“ und „Blackpink“ läuten nun eine zweite ein.

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