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Foto: Helmut Bissinger
Foto: Helmut Bissinger

Die Grundschule in Kunkhongo in Malawi ist bereits fertig. Landrat Stefan Rößle reiste persönlich zur Eröffnung und pflanzte einen Baum.

Projekt
12.09.2018

Der Landkreis und das Herz für Afrika

Von Thomas Hilgendorf

Ursprünglich hatte Landrat Stefan Rößle vor, zehn Schulen in Afrika bis 2020 zu bauen. Nun sieht es so aus, als würde man dieses Ansinnen bei Weitem übertreffen.

Landkreis In Afrika entscheidet sich womöglich viel. Das erste Mal erkannte Stefan Rößle das so richtig auf den Fluren der Behörde, deren Chef er ist. Im Landratsamt, auf dem Gang der Ausländerbehörde im Erdgeschoss. Ab dem Herbst 2015 kamen hier viele Migranten an, nicht bloß aus dem Bürgerkriegsland Syrien, sondern auch aus Afrika. Beim Landrat bewegten die Bilder und Zustände etwas. Nichts Polemisches oder gar Schreierisches – sondern vielmehr entwickelte sich die Überzeugung, nachhaltig und ernsthaft vor Ort zu helfen, um Massenfluchtbewegungen sinnvoll und würdig vorzubeugen. Gemeinsam mit dem Unternehmer Reiner Meutsch und dessen Stiftung „Fly and Help“ fasste Rößle den Plan, zehn Schulbauprojekte bis zum Jahr 2020 zu vollenden. Es sieht nun so aus, dass man bis dahin die doppelte Anzahl erreicht.

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Vor wenigen Tagen reihte sich eine weitere Kommune im Landkreis ein. Die Gemeinde Maihingen will in Afrika ebenfalls eine Schule bauen und sich damit an dem Projekt des Landkreises Donau-Ries „Zehn Schulen für Afrika“ beteiligen (wir berichteten). Geplant ist Grundschulgebäude im Dorf Uhola in Kenias Westen. Dort sollen zwei Vorschulklassen eingerichtet werden. Gerechnet wird mit Kosten von gut 23000 Euro. Die Finanzierung erfolgt durch Spenden und den Beitrag der Gemeinde Maihingen. Und genau das ist dem Landrat wichtig: Er setzt auf Freiwilligkeit von Einzelpersonen, Unternehmen oder Kommunen. Es seien keine öffentlichen Gelder des Landkreises, die in das Projekt flössen.

Hilfe ist keine romantische Nebenbeschäftigung

Für Stefan Rößle ist die Hilfe derweil keine romantische Nebenbeschäftigung. Er ist überzeugt davon, nachhaltig zu helfen statt Gelder auf die Konten korrupter afrikanischer Machthaber zu überweisen und zu hoffen, dass ein Teil davon beim darbenden Volk ankommt. So war der Landrat im Januar selbst in Namibia, wo eine Schule fertiggestellt wurde. An Pfingsten besuchte er, ebenfalls in seiner Freizeit, Malawi – „ein richtiges Entwicklungsland“, wie Rößle berichtet: 92 Prozent der Haushalte hätten keinen Stromanschluss, über 90 Prozent der Menschen arbeiteten in der Landwirtschaft, die oft noch der reinen Selbstversorgung dient. Trotz aus deutscher Sicht prekärer Zustände erlebte er die Menschen dort als „nicht unglücklich“. Sie zeigten bei den Besuchen auch angesichts der Schulprojekte „eine unheimliche Freude“, so etwas sei überall in jenen breiten „ein Riesenereignis“: „Das sind Emotionen, die man hier kaum kennt, wenn eine öffentliche Einrichtung geschaffen wird.“

Und so mag Rößle trotz der zu beobachtender Bevölkerungsexplosion auf dem schwarzen Kontinent und großer Migrationsbewegungen nicht pessimistisch werden: „Es tut sich was.“ Der Wunsch der Menschen nach Bildung sei nachhaltig, der Schulbau ein folgerichtiger Schritt. „Wo Bildung ist, da gibt es dieses extreme Bevölkerungswachstum nicht.“

Zumindest in Deutschland hätten viele an verantwortlicher Stelle die Notwendigkeit nachhaltiger Maßnahmen erkannt, die zuvorderst vor Ort geschehen sollten. Rößle nennt hierbei seinen CSU-Parteikollegen, Entwicklungsminister Gerd Müller – der plädiert für ernsthaft nachhaltige Projekte vom freien zum fairen Handel. Eine Globalisierung, so Müller in seinem aktuellen Buch „Unfair“, brauche Regeln und Grenzen, und zwar zwischen den Nationen und auf Ebene der Welthandelorganisation. Und das, so argumentiert Rößle, müsse neben der direkten Hilfe zwischen den Regionen möglichst rasch geschehen: Die Menschen seien weltweit mobiler geworden, „die Probleme lassen sich nicht durch Zuschauen lösen“. Man trage als Mitmensch als auch als Konsument Verantwortung.

Rößle sowie die Spender und Helfer des Projektes im Landkreis Donau-Ries wollen das ihre tun, um in ärmeren Regionen nachhaltig zu helfen. Die Gemeinde Oberndorf etwa will jetzt die 16. Schule bauen. Rößle indes stellt das Projekt demnächst in Berlin vor.

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