
„Anmaßung“ gewinnt

Die 39. Große Nordschwäbische Kunstausstellung ist eröffnet. Neuer Kunstpreisträger ist der Mertinger Thomas Fackler
Oberbürgermeister Armin Neudert sprach bei der Vernissage zur Eröffnung der 39. Großen Nordschwäbischen Kunstausstellung von einem „reichhaltigen Kulturleben“ in der Stadt. Von den Kulturtagen bis hin zum Kulturfrühling gibt es in der Reichsstadt kulturell viel zu entdecken. So auch am Dienstagabend. Das Zeughaus war mit Kunstschaffenden, deren Werken und Kunstinteressierten gut besucht, beziehungsweise bestückt. Aus einer Fülle von 162 eingelieferten Werken wählte die Auswahljury – bestehend aus Norbert Kiening (Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler Schwaben-Nord und Augsburg –BBK), Hannes Goullon (BBK), Josef Zankl (BBK), Peter Kastner (Vorsitzender der Kunstfreunde Donauwörth) und Barbara Klopfer (Keramikerin) – 53 Exponate aus.
In diesem Jahr ging der mit 1000 Euro dotierte Kunstpreis an den gebürtigen Mertinger Thomas Fackler mit seiner Fotografie „Anmaßung“ – ausgewählt von der Kunstpreisjury: Armin Neudert, Michael Scholz (Sparkasse Donauwörth) und Paul Soldner (VHS Donauwörth). Nach der Kunstausstellung wird das Ausstellungsstück in die Hände der Sparkasse Donauwörth gehen, die das Werk erworben hat.
Die Fotografie zeigt einen fellbesetzten Hocker, der auf Rehbeinen steht, einem dazu passenden Tisch und einem Tischfuß, der am Boden liegt. Die Utensilien sind so angeordnet, dass man es auch für ein sprechendes Tier halten könnte.
Nachdem der Schleier gefallen war, zeigte sich Laudator Norbert Kiening begeistert. Er bezeichnete „Anmaßung“ als „hyperrealistisch“ und verglich es mit dem Künstlerwettstreit zwischen den Malern Zeuxis und Parrhasios. Zeuxis hatte Trauben täuschend echt gemalt. Als Parrhasios sein Bild enthüllen sollte, stellte sich heraus, dass der Vorhang perfekt gemalt war. „Insbesondere die Reflexe des fein gesetzten Lichts auf den Köpfen der Polsternägel und den Fellhaaren, aber auch die aus dem Dunkel der Ecke auftauchenden Gegenstände, lassen an Lichtstimmungen barocker Gemälde und etwa der Lichtführung eines Rembrandt denken“, so Kiening. Aber die Fotografie wirkt auch speziell: „Von links nach rechts taucht aus dem mythischen Dunkel des Bildes auf den ersten Blick ein lauerndes, skurriles Wesen auf.“
Der in Aystetten lebende Künstler bedankte sich bei der Jury: „Kunst zu machen ist wie das Abenteuer einer Wüstendurchquerung.“ Es gebe lange Durststrecken, Selbstzweifel und knappe Ressourcen, so gleicht der Kunstpreis „einem Schluck Wasser aus der Oase“.
Thomas Facklers Kunstwerk trägt die Nummer zehn. Doch auch die vielen anderen Grafiken, Malereien, Skulpturen, Plastiken, Fotografien, Linolschnitte zeugen von leidenschaftlichen Kunstschaffenden. Dorothea Dudek aus Augsburg präsentiert „Laufen“ (Öl auf Leinwand), Eva Krusche aus Emersacker „Du & ich“ (Mischtechnik auf Holz), Ines Mösle aus Harburg „Balance Akt (auf schmalem Grat)“ – eine Bronzeskulptur an Holz oder Rudolf Zimmerman aus Schwabmünchen mit seiner Reihe inszenierter Fotografie „Erster“, „Egal“ und „Im Keller“. Für jeden Kunstliebhaber gibt es hier Exponate, die die Herzen höherschlagen lassen.
Die 39. Große Nordschwäbische Kunstausstellung der Stadt Donauwörth mit dem Berufsverband Bildender Künstler Schwaben-Nord und Augsburg dauert vom 30. Januar bis 16. Februar. Öffnungszeiten im Zeughaus: Donnerstag bis Samstag 15 bis 18 Uhr, Sonntag 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
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