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Foto: Jan Woitas, dpa (Symbolbild)
Foto: Jan Woitas, dpa (Symbolbild)

In Deutschland könnte bald bei zahlreichen Häusern eine Sanierung anstehen.

Sanierungszwang
14.03.2023

EU-Parlament stimmt für Sanierungspflicht von Häusern

Von Lukas von Hoyer

Im EU-Parlament wurde der Weg für eine Sanierungspflicht von Wohngebäuden freigemacht. In Deutschland wären wohl sechs Millionen Häuser betroffen.

In Deutschland könnte bald ein Sanierungszwang Millionen Häuser betreffen. Das sieht ein Plan der Europäischen Union (EU) vor, der Bild vorliegt. Nun wurde der Weg für einen Sanierungszwang freigemacht: Das EU-Parlament stimmte am Dienstag für strengere Anforderungen an Gebäude rund um die Energieeffizienz. Der Entwurf zu Gebäudeenergieeffizienzrichtlinien kann nun von den EU-Mitgliedsstaaten verhandelt werden. Zuständige Minister sollen zusammen mit der EU-Kommission über ihn entscheiden.

Der Entwurf sieht vor, dass bis 2033 alle Wohngebäude in Deutschland die Energieeffizienzklasse D erreichen müssen. Betroffen wären wohl rund sechs Millionen Wohngebäude. Im Jahr 2030 muss bereits der die Klasse E erreicht werden. 

Das würde eine Sanierungspflicht für Häuser in Deutschland bedeuten

Das Ziel hinter dem Richtlinienentwurf der EU ist ein besserer Klimaschutz. Durch Sanierungen sollen die Häuser mit weniger Energieverbrauch auskommen. Bis 2033 müssten dann rund sechs Millionen Eigenheimbesitzer eine entsprechende Sanierung durchführen. Es würde sich also um eine weitreichende Entscheidung handeln. Der Entwurf sorgte kurz vor der Abstimmung im EU-Parlament für kontroverse Diskussionen. 

Die Wohngebäude müssten wohl vor allem folgende Sanierungen erhalten, um den Standard D zu erfüllen: 

  • Neue Dächer
  • Bessere Isolierung von Wänden und Fenstern
  • Effizientere Kühl- und Heizsysteme (wie Wärmepumpen)
  • Intelligente Steuerung (wie Smart Meter)

Zwangssanierung von Häusern in Deutschland: Kontroverse Diskussion um EU-Plan

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterstützt die EU-Pläne. Er wird bei der Abstimmung eine Rolle spielen, denn nach dem Parlament müssten noch die EU-Kommission und zuständige Minister ihr Okay geben. Florian Schöne, Geschäftsführer vom Deutschen Naturschutzring, befürwortet die angestrebten Ziele ebenfalls. In einer Pressemitteilung wird er wie folgt zitiert: „Anlässlich der bevorstehenden Abstimmung über die EU-Gebäudeenergieeffizienzrichtlinien (EPBD) im Industrieausschuss des EU-Parlaments und der Verhandlungen zur EU-Energieeffizienzrichtlinie (EED) zwischen Rat, Kommission und Parlament fordert der Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring (DNR), dem Thema Energieeffizienz zukünftig einen höheren Stellenwert beizumessen und Energieeinsparung zu einer zentralen Säule des europäischen Energiewendeprojekts zu machen. Die derzeitigen Ambitionsniveaus bei beiden Richtlinien sind zu niedrig und tragen dem Handlungsbedarf noch nicht ausreichend Rechnung. Das Parlament hat die Gelegenheit, Europa wieder ein Stück zurück auf den Pfad der Klimaneutralität zu bringen. Denn jede eingesparte Kilowattstunde schont das Klima und bringt uns der Energiewende näher.“

Kritik kommt vor allem aus der Union im Europäischen Parlament. „Diese ideologische Zwangssanierung ist ein Anschlag auf den ländlichen Raum. So macht man regionale Immobilienkrisen“, sagte Markus Pieper, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Abgeordneten im EU-Parlament, der Bild.

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Auch Kai Warnecke schimpft über die Pläne der Europäischen Union. Der Verbandschef von Haus & Grund geht davon aus, dass Kosten von 15.000 bis 100.000 Euro pro Wohneinheit, also Haus oder Wohnung, auf die Besitzer zukommen würden. „Das ist Politik aus dem Wolkenkuckucksheim. Das ist weder bezahlbar noch umsetzbar“, sagte Warnecke der Bild. Der FDP-Abgeordnete im EU-Parlament Andreas Glück kündigte die Ablehnung der Richtlinien an. Der Umweltexperte verweist darauf, dass die Energieeffizienz bei vielen Gebäuden in Süd- und Osteuropa viel niedriger als in Deutschland ist. Daher sollen laut ihm zunächst dort die Standards angehoben werden.

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