
Treffpunkt statt Bullenstall: Neue Ideen für ungenutzte Areale in Obenhausen

Plus Was wird aus den leer stehenden Gebäuden entlang der Pfarrer-Augart-Straße in Obenhausen? In einem Workshop tragen Bürgerinnen und Bürger Wünsche und Vorschläge zusammen.

Die Grundstücke liegen mitten im Ort und geben allesamt ein tristes Bild ab. Entlang der Pfarrer-Augart-Straße und damit im direkten Umfeld der Kirche und des Friedhofs in Obenhausen stehen allein vier Gebäude leer, die sich im Eigentum des Marktes Buch befinden: der ehemalige Bullenstall, das ehemalige Lagerhaus, das Gebäude, in dem der Kindergarten und die Illertisser Bank untergebracht waren, sowie das ehemalige Schwesternhaus. Was soll mit diesen Grundstücken geschehen? Das möchte der Marktgemeinderat nicht alleine entscheiden. In einem Workshop wurden deshalb am Mittwochabend die Bürgerinnen und Bürger gefragt. Binnen einer Stunde kamen zahlreiche Ideen zusammen, die den Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern nun als Ausgangsbasis für weitere Überlegungen dienen.
Die Brisanz des Themas zeigte sich an der Zahl der Interessierten, die ins Vereinsheim kamen. Er sei ein bisschen neidisch, räumte Bürgermeister Markus Wöhrle eingangs ein. "Es sind mehr Leute da als bei der jüngsten Bürgerversammlung." Knapp 50 Personen waren es, die sich nach ein paar einleitenden Worten in kleinen Gruppen oder für sich allen daranmachten, ihre Gedanken auf bunte Kärtchen zu schreiben. Die Moderation des Abends übernahm Andreas Probst, Regionalmanager und Ansprechpartner für die integrierte ländliche Entwicklung im Bereich Iller-Roth-Biber, zu dem neben Buch bekanntlich auch Illertissen, Roggenburg, Kellmünz, Osterberg, Unterroth und Oberroth gehören.
Ideen für Obenhausen: drei Pinnwände voll mit beschriebenen Kärtchen
Bewusst machten weder Wöhrle noch Probst den Teilnehmenden des Workshops Vorgaben. "Es geht darum, Ideen einzufangen, was man mit den Arealen machen kann", sagte Wöhrle. Bislang lagen ihm dazu nur Meinungen von Einzelpersonen vor. Und Probst machte auf Nachfrage eines Bürgers deutlich, dass man es selbstverständlich auch schreiben solle, wenn man für den Abriss eines oder mehrerer Gebäude sei.

Eine halbe Stunde lang gruppierten sich die Bürgerinnen und Bürger jeweils im kleinen Kreis um die bereitgelegten Lagepläne, diskutierten angeregt, machten sich Notizen. Das Ergebnis dieser Arbeit waren drei Pinnwände voll mit beschriebenen Kärtchen, die anschließend noch sinnvoll geordnet wurden. Drei Schwerpunkte konnte Probst erkennen: Einmal standen soziale Punkte im Vordergrund, einmal ging es um die Infrastruktur und auf der dritten Pinnwand vor allem um die Gebäude an sich.
Aus Sicht einiger Bürgerinnen und Bürger fehlen Treffpunkte in Obenhausen
Einige Bewohnerinnen und Bewohner machten deutlich, dass in dem Gebiet im Ortskern von Obenhausen Treffpunkte geschaffen werden sollten, und zwar für Jugendliche, für Senioren oder auch für Mutter-Kind-Gruppen – oder gleich für alle Generationen. Ein Bücherschrank wurde angeregt, ebenso überdachte Sitzplätze und ein neuer Festplatz. Auch die Vereine sollten berücksichtigt werden, indem ihnen auch in Zukunft ein Lagerplatz zur Verfügung gestellt wird.
Auf der zweiten Pinnwand nahm der Wunsch nach mehr Parkmöglichkeiten im Dorf großen Raum ein. Insbesondere bei Veranstaltungen im Vereinsheim oder bei Festen sei es schwierig, entlang der Pfarrer-Augart-Straße noch einen freien Parkplatz zu finden, hieß es. "Keine weiteren Parkplätze in der Ortsmitte", war aber auch auf einem Kärtchen zu lesen. Mehrfach genannt wurde der Wunsch nach betreutem oder seniorengerechtem Wohnen, auch die Schaffung von sozialem Wohnraum wurde angeregt. Darüber hinaus forderten Teilnehmende des Workshops eine Verlegung der Glascontainer, eine Person vermisst eine Bäckerei im Dorfzentrum.

Rege Teilnahme an Ideensammlung für Obenhausen
Konsens bestand weitgehend darin, dass eines oder mehrere der Gebäude abgerissen werden müssen. Am häufigsten wurde in dem Zusammenhang der ehemalige Bullenstall genannt, aber auch das ehemalige Schwesternhaus, das in einem schlechten Zustand ist, sollte nach Ansicht einiger Bürgerinnen und Bürger weichen. Jemand schlug vor, auf einem frei werdenden Grundstück ein Altersheim zu bauen. Einen Grillplatz oder einen Aufenthaltsort in anderer Form, vielleicht sogar mit einem Brunnen, können sich mehrere Personen gut vorstellen.
Regionalmanager Probst bedankte sich für die rege Teilnahme und fotografierte die drei Pinnwände ab. Er wird die Erkenntnisse gebündelt an die Verwaltung des Marktes Buch weiterleiten. Ganz grob fasste er zusammen: "Es soll etwas abgerissen werden, aber man will auch seniorengerechtes Wohnen und Treffpunkte." Der Bürgermeister resümierte, dass sich die meisten Wünsche unter den Schlagworten "sozial" und "Infrastruktur" subsummieren lassen. Der Marktgemeinderat werde nun über die Ergebnisse des Workshops diskutieren und überlegen, was sich umsetzen lässt. Das Gremium und die Verwaltung könnten dann auch prüfen, welche Programme zum Beispiel im Hinblick auf eine finanzielle Förderung anwendbar seien. Außerdem betonte Wöhrle, dass es ihm wichtig sei, die Bürgerinnen und Bürger bei dem Prozess so gut es geht mitzunehmen. In einem Punkt sind sich wahrscheinlich alle einig: "Was wir in unseren Ortsteilen nicht möchten, ist Leerstand", hatte Wöhrle bereits zu Beginn des Abends gesagt.
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