
Feuerteufel oder Zufall? Erneuter Brand reiht sich in auffällige Serie ein

Plus Vertreter der Feuerwehr und der Bürgermeister sprechen beim Lagerhallen-Brand von einem "verdächtigen" Vorfall. Was weiß die Polizei über die Brandursache?

Es ist schon paradox, wenn es in der kleinsten Gemeinde im Landkreis Neu-Ulm fast schon regelmäßig zu Großbränden kommt. Erst am vergangenen Sonntag stand in Osterberg eine Lagerhalle, in der Schafe und landwirtschaftliche Maschinen untergebracht waren, in Flammen. Zeitweise waren rund 280 Rettungskräfte im Einsatz. Der Vorfall reiht sich damit in eine Serie von Bränden ein, die in den vergangenen zwei Jahren rund um Osterberg Schäden in Millionenhöhe anrichteten.
Einem Milchwagenfahrer fielen am Sonntagmorgen von der Landstraße eine dicke Rauchsäule auf, die aus einer Lagerhalle zwischen Oberroth und Osterberg aufstieg. Beim Eintreffen der Feuerwehren stand das Gebäude bereits voll in Flammen. An einen direkten Löschangriff war daher nicht mehr zu denken. Dem Besitzer und ersten Helfern gelang es jedoch, die in der Halle untergebrachten rund hundert Schafe und einige Maschinen zu retten. Das Feuer zerstörte unter anderem einige wertvolle Oldtimer, die sich in dem Gebäude befanden. Bei den Löscharbeiten stellte sich die mangelnde Wasserversorgung als Hauptproblem heraus. Die Wehren mussten Löschwasser aus der mehrere Hundert Meter entfernten Roth herbeischaffen.

Brand in Osterberg reiht sich in eine Serie ein
Da das im Volksmund als "Osterberger Schafstall" bekannte Gebäude nicht mehr zu retten war, konzentrierte sich die Feuerwehr darauf, die Umgebung mit mehreren kleinen Schuppen und dem angrenzenden Wald zu schützen. Das gelang den Einsatzkräften. Sie wurden während des Einsatzes vom Bayerischen Roten Kreuz verpflegt.
Am Tag danach kümmerten sich die ortsansässigen Feuerwehren aus Oberroth und Osterberg um die Nachlöscharbeiten. Der Osterberger Kommandant und Einsatzleiter Stefan Volz sagte: "Das Objekt ist völlig zerstört. Ich kann nicht sagen, warum es gebrannt hat." Verdächtig sei das aber schon, ergänzte er mit Blick auf die gehäuft auftretenden Großbrände landwirtschaftlicher Anwesen rund um Osterberg in den vergangenen Jahren. "Das fällt wahrscheinlich jedem auf."
Ähnlich äußert sich Kreisbrandinspektor Benedikt Kramer aus Kellmünz: "Die ungeklärten Fälle häufen sich in auffälliger Weise. Solange von der Polizei keine anderweitigen Ursachen gefunden werden, wie zum Beispiel in Klosterbeuren oder bei der Hackschnitzelanlage Osterberg, ist es die logische Folge, dass gewisse Zweifel wachsen."
Zu diesen Fällen zählt unter anderem der Brand einer Biogasanlage in Osterberg im März 2021. Die Ermittler gingen von vorsätzlicher Brandstiftung aus, ein Täter wurde nie gefunden und das Verfahren eingestellt. Beim Ausbrennen einer Grillhütte des Schützenvereins Osterberg im Juli 2021 und den Bränden auf Bauernhöfen in Klosterbeuren und in Winterrieden im April und November 2021 gingen die Ermittler jeweils von technischen Defekten als Ursache aus. Gleiches gilt für den Brand einer Hackschnitzelanlage in Osterberg im November 2022.
Brandursache in Osterberg ist laut Polizei noch unklar
Zum aktuellen Vorfall und den Bränden in den vergangenen Jahren sagt Osterbergs Bürgermeister Martin Werner: "Entweder handelt es sich um einen unglücklichen Zufall oder es ist ein Feuerteufel unterwegs. Diese zwei Möglichkeiten gibt es." Für die Besitzer seien Fälle wie diese sehr ärgerlich, so Werner. Es entstehe durch das Feuer ja nicht nur ein finanzieller Schaden. Die Sorge, dass so etwas wieder passiere, sei bei den Osterbergern im Hintergrund vermutlich da, auch wenn so etwas nicht direkt geäußert werde, so der Bürgermeister. "Mir persönlich geht es da nicht anders, aber zu viel Angst bringt auch nichts."
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Zur Brandursache konnte die Polizei am Montag noch keine Angaben machen. Für eine Brandstiftung lägen derzeit keine Hinweise oder Spuren vor. Einen Zusammenhang mit den anderen Vorfällen in Osterberg und Umgebung könne derzeit aber nicht sicher ausgeschlossen werden, teilt eine Mitarbeiterin des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West auf Nachfrage mit. Technische Defekte würden, wie zum Beispiel Kurzschlüsse, am häufigsten zu Bränden führen. Die Polizei schätzt, dass sich der Schaden auf rund eine Million Euro belaufen könnte.
Kommandant Volz: "Fühlen uns dazu berufen, zu helfen"
Solche Großbrände in Serie sind auch für die ortsansässigen Feuerwehren eine Herausforderung. "Die Feuerwehr ist aber eine coole Truppe. Man sagt sich: Wir ziehen das durch, egal wie oft das vorkommt und wie lange es dauert. Wir fühlen uns einfach dazu berufen, zu helfen", sagt Kommandant Volz. Psychisch belastend seien solche Großbrände nicht, schwierig sei es aber, wenn Menschen und Tiere verletzt würden, ergänzt er. Und natürlich fänden es die jeweiligen Arbeitgeber nicht toll, wenn man oft ausfalle und lange am Brandort gebunden sei, erklärt Volz. Der Vorfall in Osterberg zeigte einmal mehr, wie wichtig eine funktionierende Feuerwehr ist. In Sachen Nachwuchs sehe es dennoch, wie in allen Vereinen, recht mau aus. (mit wis)
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