
4000 Bücher ziehen in den Pfarrsaal von Unterroth um

Plus Mit Waltraud Metzinger befindet sich die Bücherei in Unterroth auf Erfolgskurs. Die Einrichtung hat nun auch deutlich mehr Platz für umfangreichen Lesestoff.
Manche Bücher blieben in den Regalen "kleben", andere brauchen scheinbar gar keinen Stellplatz. Das erzählt Waltraud Metzinger munter aus ihrem Reich der Bücher. Vor 25 Jahren war die Bücherei in Unterroth unter ihrer Leitung in einem Raum des Pfarrhauses eröffnet worden, nun darf sie den doppelt so großen Pfarrsaal beziehen. Inzwischen hat die Büchereileiterin mit ihren ehrenamtlichen 16 Helferinnen und einem Helfer den Umzug fast geschafft. Ein Blick unserer Redaktion in den künftigen Bibliothekssaal zeigt: Er macht Lust auf Lesen und Stöbern in den Regalen.
Was sofort auffällt, ist die großzügige Kinderecke, welche sich durch Beiseiterollen des Inventars mal schnell in einen Ort für Lesungen umwandeln lässt. Der fünfjährige Joshua Kroll hat den Lesetisch schon entdeckt und schnappt sich einen Dinoband nach dem anderen aus dem Fach. Spezielle Büchereiregale mit Präsentationsflächen, aber auch Bücherkisten laden überall zum Schmöckern ein und gemütliche Stoffhocker sowie ein Delfin zum Hinsitzen. Dank Zuwendungen aus dem regionalen ILE-Budget, der örtlichen Bank und der Gemeinde Unterroth wurden das Bibliotheksinventar und ein Zeitschriftenturm angeschafft, der zum Durchblättern und Reinlesen animiert. Vorhandene Regale, auch aus der aufgelösten Krankenhausbücherei der Illertalklinik, finden ebenfalls wieder Verwendung.
Der Lesestoff in Unterroth wird mit umliegenden Büchereien regelmäßig ausgetauscht
Der Saal mit historischen Fenstern, Türen und Parkettboden vermittelt Atmosphäre und das darin gesammelte Wissen von 4000 Büchern vermag wohl zu inspirieren. Die Büchereileiterin weiß es im Detail: "Wir bieten etwa 500 Sachbücher, 1500 Romane, 1200 Kinderbücher, 40 Tonies sowie acht Zeitschriften-Abos", zählt sie auf. Dazu kämen Hörbücher, Filme und Kinder-CDs, zusammen etwa 300 Tonträger. Außerdem werde der Lesestoff mit den umliegenden Büchereien in Oberroth, Buch, Kellmünz, Vöhringen und der Austauschbücherei der Diözese Augsburg regelmäßig ausgetauscht, berichtet die Leiterin. Etwa 300 Stammleserinnen und Stammleser verzeichnet Metzinger, wobei sie den erfreulicherweise wachsenden Zustrom jungen Publikums auf die neuen Baugebiete zurückführt.

Ohne Zweifel setzt die Bücherei einen Kulturschwerpunkt in Unterroth – und Metzinger kennt ihre Leserschaft. Während der Corona-Schließungen hat sie frei zugängliche Bücherkisten in der ehemaligen Raiffeisenbank im Bereich des Automaten aufgestellt und telefonische Bücherbestellungen am Eingang zur Bücherei hinterlegt. Auch Wünsche nach Neuerscheinungen werden erfüllt, etwa bei Harry Potter habe sie rasch reagiert, erinnert sich Metzinger. Kleine Treffen wie Vorlesestunden für Kinder sollen sich ebenfalls etablieren können.
Das Bücherei-Team wartet darauf, dass das Gebäude auch außen saniert wird
Auch als erfahrene Hobby-Bibliothekarin erlebt Metzinger immer noch Überraschungen: Gefragte Bestseller wie von Lucinda Riley (Die sieben Schwestern) bräuchte sie erst gar nicht einzusortieren, hingegen habe sie den Eindruck, dass Eckart von Hirschhausens "Mensch, Erde!" niemand anderen als sie selbst interessierte, erzählt sie. Männer kommen demnach oft im Familienverbund, doch für Fußballfreunde unter ihnen hat sie Bücher wie "Ich mag, wenn's kracht" von Jürgen Klopp im Regal. Wer Frauen im Priesteramt sehen will, dem empfiehlt Metzinger "Wir gehen dann mal vor: Zeit für einen Wutausbruch" (Jacqueline Straub). Darüber hinaus warten Pappbilderbücher darauf, von den Allerjüngsten entdeckt zu werden.
Dass der Saal im Pfarrheim zur Bibliothek werden konnte, ist durch die jüngst geschaffenen Alternativen im Schützenheim und der Bürgerstube zu verdanken, in denen sich die Unterrother mit ihren gesellschaftlichen Anlässen besser aufgehoben fühlen. Lediglich ein äußerer, aber nicht unerheblicher Makel kann die Freude am neuen Bücherparadies trüben: der zunehmende Sanierungsbedarf am Gebäude an sich, dessen äußere Erscheinung inzwischen im krassen Gegensatz zum gepflegten Inneren steht. Metzinger seufzt, denn seit Jahren warten sie und ihr Helferteam darauf, dass die Diözese die Sanierung des 1772 errichteten Pfarrhauses in Angriff nimmt.
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