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80. Geburtstag: Schlagzeuger Charlie Watts hält die Rolling Stones im Takt

80. Geburtstag

Schlagzeuger Charlie Watts hält die Rolling Stones im Takt

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    Charlie Watts, Schlagzeuger von den Rolling Stones, bei einem Auftritt 2010 in München.
    Charlie Watts, Schlagzeuger von den Rolling Stones, bei einem Auftritt 2010 in München. Foto: Ursula Düren, dpa

    Vorne, an der Rampe, arbeiten sie sich gerne so wirkungsvoll wie demonstrativ für die Show-Maschine ab: Mick, Keith und Ronnie. Er aber, hinten, fast verbarrikadiert hinter seinem Minimum an drums, sorgt trocken, stoisch und unaufgeregt für die nötige Ordnung innerhalb der Rabauken-Rasselbande.

    Gelegentlich grinst er zwischen den Nummern, aber ansonsten inspiziert er sehr genau, was im Augenblick state of the rock-art bei seinen Kumpanen ist: Charlie Watts, der Schlagwerker der Rolling Stones, der Knabe, der die anderen nach ihren Virtuositätsgirlanden und Einpeitscher-Attitüden wieder einfängt. Vielleicht hat er dieses Jahr oder 2022 noch einmal in den USA Gelegenheit dazu, gleichwohl gilt ab heute: Der älteste Ober-Stone ist 80, Charlie Watts tritt ins neunte Lebensjahrzehnt! Gewiss keine Lieblingsvorstellung unter den Anhängern des größten Rock’n-Roll-Zirkus der Welt. Und die anderen, bis auf den 74-jährigen Youngster Ronnie, sind ja auch schon 77. Kein Alter, um noch Bäume auszureißen – schon gar nicht mit diesen speziellen, alles auskostenden Vorleben.

    Rolling-Stones-Drummer Charlie Watts hing Anfang der 1980er Jahre auch mal an der Flasche

    Doch, Charlie Watts hing – tempi passati – Anfang der 80er-Jahre auch mal an der Flasche, aber insgesamt wirkt er dennoch, nur wenig pointiert formuliert, wie ein kurioser Fremdkörper bei den Stones, ja in der gesamten, die Provokation nicht scheuenden Rock-Branche. Sein britischer Takt ist quasi doppelt ausgeprägt: Treibend – und trotzdem lässig – gibt er ihn bei den Stones vor; menschlich gesehen aber verkörpert er den Gentleman. Keine Affären, keine Sperenzchen, keine lüstern nasse Zunge.

    Und das mit dem Fremdkörper darf man durchaus ein wenig auch auf die Musik münzen: Um gute Knete zu verdienen, trommelt Charlie energiegeladenen, elektrisierenden Rock; doch seine musikalische Sozialisierung und musikalische Liebe ist stark von älteren Stilen bestimmt: Ragtime, Blues, Swing, Bigband-Jazz – und vom Saxophonisten Charlie Parker. All dem zu huldigen, spielte Charlie Watts auch immer parallel und abseits der Rolling Stones – u. a. mit der deutschen Boogie-Woogie-Instanz Axel Zwingenberger. Geboren wurde Charlie als Sohn eines LKW-Fahrers, und ausbilden ließ er sich zum Grafik-Designer. Das Schlagzeug brachte er sich als Autodidakt bei, bevor er nur kurzzeitig in der Band von Alexis Korner wirkte, wo er Jagger, Richards und den Gitarristen Brian Jones kennenlernte, für die er dann ab Januar 1963, bald nach Gründung der Stones, klopfte. 1964 heiratete er Shirley Ann Shepherd, mit der er hoffentlich 2024 gutbürgerlich die diamantene Hochzeit feiert. Und dies wohl sogar in ehelicher Treue, denn glaubhaft wird versichert, dass Charlie lauernden Groupies nicht auf den Leim ging – und lieber Billard spielte nach den Gigs.

    2022 wird die Stones-Kapelle 60; mögen der liebe Gott, Tod und Teufel ihr noch ein paar Gnaden-Jährchen schenken.

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