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Kunstausstellung: Das sind die Highlights der Großen Schwäbischen Kunstausstellung

Kunstausstellung

Das sind die Highlights der Großen Schwäbischen Kunstausstellung

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    Die Große Schwäbische Kunstausstellung im Schaezlerpalais in Augsburg läuft vom 1. Dezember 2018 bis zum 13. Januar 2019.
    Die Große Schwäbische Kunstausstellung im Schaezlerpalais in Augsburg läuft vom 1. Dezember 2018 bis zum 13. Januar 2019. Foto: Ulrich Wagner

    Viel und viel Auseinanderstrebendes ist unter einen Hut zu bringen für die Große Schwäbische Kunstausstellung im Jahr 2019, da sie zum 70. Mal stattfindet, also Jubiläum feiert. Man kann es auch so ausdrücken: Die große Schwäbische und ihre teilnehmenden Künstler feiern die Gnadenhochzeit.

    Und noch mehr ist unter einen Hut zu bringen, wenn für die Präsentation der Schau die Barockgalerie im Augsburger Schaezlerpalais zu einem guten Teil freigeräumt wird – mithin Neues, das sich noch bewähren muss, neben sanktioniertem Alten zu hängen oder zu stehen kommt. Nun müssen sich (Wahl-)Verwandtschaften beweisen – und nicht selten auch das, was man unter dem Begriff „auf Augenhöhe“ versteht. 1949 übrigens fand die erste Schwäbische Kunstausstellung ebenfalls im Schaezlerpalais statt und damals, vier Jahre nach dem Ende staatlich verordneter Kunstideologie, war es noch angebracht, in der Eröffnungsrede darauf hinzuweisen, dass „Mehrheitsbeschlüsse keine Kunst zu schaffen vermögen“.

    70. Große Kunstausstellung zeigt in Augsburg 95 Werke

    Da die 70. Große Kunstausstellung der beiden schwäbischen Berufsverbände Bildender Künstler (BBK) mit der Tür ins Haus fällt, tun wir ihr es gleich: Sofort im ersten Raum werden die eben geknüpften zarten Banden zwischen Barock und Zeitgenössischem arg auf die Probe gestellt. Jürgen Ovens „Kinder beim Spiel“ von 1660 ist gewiss nicht das stärkste Gemälde der Barockgalerie, aber dass jetzt das Acrylbild „Macho Macho“ daneben hängt, muss es zutiefst kränken. Das hätte die kollektive Zurückhaltung von Malerin, Jury und Hängung verhindern können.

    Besser, wir kommen zu den geglückten Dialogen zwischen Alt und Neu bei 95 gezeigten Arbeiten von nunmehr 56 Künstlerinnen und nurmehr 34 Künstlern – sei es aus formalen Gesichtspunkten, sei es aus Farb-/Licht-Zusammenhängen, sei es – am Besten – durch inhaltliche Bezügen. Im wirklich gelungenen Porträt-Raum hängt Beatrice Schmuckers „Erebos“-Kopfbild neben Isaak Fisches Bildnis des G. P. Rugendas und Ilan Scheindlings „Harte Landung“ über Gottfried Eichlers Selbstbildnis mit Frau. Auch hier zeigt sich ein allgemeines Rollback des Figurativen.

    Und im letzten Raum sprechen eloquent Stoskopffs „Stillleben mit Melanchthon-Porträt“ und Eugen Keris Formen-Anordnungen miteinander. Auch gibt es sinnstiftende Nischen zu den Themen Erotik und Architektur.

    Was aber die begleitende Ausstellung von vier Raum-Installationen im H2-Zentrum des Glaspalasts anbelangt, so entfaltet die größte existenzielle Eindringlichkeit Alexandra Vassilikians mehrteilige figurative Arbeit „Morgendämmerung nach der Schlacht“. Sie selbst spricht von Boten der Vergangenheit und deren Mahnung.

    Erste Eindrücke der Kunstausstellung

    "Stille" von Dorothea Dudek.
    "Stille" von Dorothea Dudek. Foto: Ulrich Wagner

    Die 1960 im polnischen Lodz geborene Dorothea Dudek ist die Trägerin des Kunstpreises der 70. Großen Schwäbischen Kunstausstellung. Die elfköpfige Jury mit unter anderem Thomas Elsen von den Städtischen Kunstsammlungen Augsburg verlieh die mit 2000 Euro dotierte Auszeichnung für ihr Ölgemälde „Stille“ (2018). In der Begründung der Preisvergabe heißt es: „Was uns auf den ersten Blick als Porträt entgegenkommt, entpuppt sich bei längerer Betrachtung immer stärker als Geheimnis. Statt Fragen zu beantworten, eröffnet das Werk vielfältige Möglichkeiten, weiter zu denken...“

    Fünf Kinder ergeben nicht automatisch eine gute Verbindung.
    Fünf Kinder ergeben nicht automatisch eine gute Verbindung. Foto: Ulrich Wagner

    Separation muss nicht zwangsläufig schlecht sein. Über die Schwierigkeit, barocke und zeitgenössische Malerei im Speziellen gegenüberzustellen, spricht obige Koppelung Bände: links die „Kinder beim Spiel“ von Jürgen Ovens aus dem Jahr 1660, rechts Gabi Drägers „Macho Macho“ (2018), das auf den Gedanken kommen lässt, hier seien die motivischen Ingredienzen zusammengegoogelt. Auch wenn auf „Macho Macho“ drei spielende Kinder auftauchen: Hier liegt eine Zwangsheirat vor.

    Zwei Nachtbilder, zwei Paare.
    Zwei Nachtbilder, zwei Paare. Foto: Ulrich Wagner

    Hier ein geglückter Dialog zwischen Alt und Neu: Über Gottfried Eichlers „Selbstbildnis mit Frau“ (um 1750) hängt Ilan Scheindlings „Harte Landung“ (2018). Zwei Nachtbilder eines Paares, in dem die Frau aufmerksam auf einen Mann blickt, der en face den Augenkontakt mit dem Bildbetrachter aufnimmt.

    Die Ausstellung läuft vom 1. Dezember bis zum 13. Januar. Ausstellungsorte sind das Schaezlerpalais Maximilianstraße 46) sowie das H2, Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast (Beim Glaspalast 1). Geöffnet täglich von 10 bis 17 Uhr außer an Montagen, Heiligabend und Silvester. Der Katalog kostet 18 Euro.

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