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Porträt: Mariss Jansons dirigiert in der Elbphilharmonie

Porträt

Mariss Jansons dirigiert in der Elbphilharmonie

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    Mariss Jansons beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.  An diesem Wochenende dirigiert er in Hamburg.
    Mariss Jansons beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. An diesem Wochenende dirigiert er in Hamburg. Foto: Hans Punz, dpa (Archiv)

    An diesem Samstag ist er mit „seinem“ Orchester in Hamburg. Elbphilharmonie, Großer Saal. Gute Adresse. Sein Konzert aber wäre so oder so ausverkauft – ob Elphi oder Carnegie Hall, New York, oder Suntory Hall, Tokio. Die Auditorien dieser Welt liegen ihm zu Füßen, und es lieben ihn sogar – nicht unbedingt der Regelfall bei Dirigenten – seine Orchestermusiker.

    Mariss Jansons feiert in seinen 75. Geburtstag

    An diesem Samstag dirigiert er „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss – Sie wissen schon, das Stück mit den Trompetenfanfaren zu Beginn, das auch in „2001 Odyssee im Weltraum“ ertönt – und Prokofjews fünfte Sinfonie. Wir prophezeien und hören schon den Jubel der kühlen Hamburger zum Finale des Abends, der per Live-Stream im Internet zu verfolgen ist (Hier geht es zum Live-Stream). Aber danach werden Huldigungen und Ehrbezeigungen, Lob und Preis erst richtig anheben. Denn um null Uhr Sonntagmorgen wird Mariss Jansons, der Chefdirigent vom Symphonieorchester des BayerischenRundfunks, 75 Jahre alt.

    Das ist Richard Strauss

    Richard Strauss war nicht nur genialer Komponist und Dirigent, er setzte sich auch für eine Neuordnung des Urheberrechts ein. Zu seinem enorm umfangreichen Werk gehören allein 16 Opern. Sein Leben:

    1864: geboren am 11. Juni in München als Sohn eines Musikers

    1875-80: Kompositionsunterricht

    1885/86: Hofkapellmeister in Meiningen, es folgen München und Weimar

    1894: Uraufführung seiner ersten Oper «Guntram» in Weimar

    1898: an die Berliner Hofoper als Kapellmeister berufen

    1905: Die Uraufführung der Oper «Salomé» in Dresden wird zum Skandal. Dem Publikum ist sie zu modern

    ab 1906: Zusammenarbeit mit dem Dichter Hugo von Hofmannsthal

    1909-1912: Es entstehen die Opern «Elektra, «Der Rosenkavalier» und «Ariadne auf Naxos»

    1917: Mitbegründer der Salzburger Festspiele

    1919: Strauss wird Leiter der Wiener Staatsoper

    1924: Er gibt die Leitung der Oper auf und widmet sich ganz der Komposition und dem Dirigieren

    1933: In der Nazi-Diktatur wird er Präsident der Reichsmusikkammer

    1935: Weil er für den jüdischen Dichter Stefan Zweig eintritt, muss er das Amt abgeben. Danach Gastdirigent, vor allem in Bayreuth

    1945: Strauss siedelt in die Schweiz über 1949: Er stirbt am 8. September in Garmisch-Partenkirchen

    Für Orchester hat sich Jansons schon mit drei Jahren begeistert

    72 Jahre davon war er musikalisch tätig – wenn seine Erinnerungen nicht trügen. Sie beginnen 1946, als er als Dreijähriger in seiner lettischen Geburtsstadt Riga sowohl Knöpfe als auch Stofftiere zu – leider noch stummen – Orchesterformationen drapierte. Dafür gab wohl mehr der Vater Anlass als die Mutter, eine Sängerin: Papa Arvid Jansons war auch schon ein bekannter Dirigent gewesen. Es fiel der Apfel nicht weit vom Stamm.

    Später studierte der junge Mariss in St. Petersburg das Klavier, die Violine und Orchesterleitung derart erfolgreich, dass Herbert von Karajan ihn in die legendäre Wiener Dirigenten-Schmiede von Hans Swarowsky vermittelte. Erste Berufserfahrungen sammelte Jansons in der Folge beim gefürchteten Jewgeni Mrawinski in Petersburg und – für stete 21 Jahre – bei den Philharmonikern in Oslo.

    Dann erst war er, durch Erfahrung gereift, bereit für die große Weltkarriere. Zweimal folgte er den Fußstapfen des überragend virtuosen Schlagtechnikers Lorin Maazel: 1997, als er das Pittsburgh Symphony Orchestra übernahm, und 2003, als ihn das Symphonieorchester des BayerischenRundfunks nach München rief. Dort weiß man seitdem, was man an ihm hat: ein Interpreten-Vorbild, das für die Musik brennt und keine Anstrengung scheut – schon gar nicht in der Feinarbeit. Und so ist sein Vertrag bis 2021 festgezurrt.

    Der große Konzertsaal der Elbphilharmonie mit 2100 Plätzen. Hier wird Mariss Jansons am Samstag dirigieren und um Mitternacht seinen 75. Geburtstag feiern.
    Der große Konzertsaal der Elbphilharmonie mit 2100 Plätzen. Hier wird Mariss Jansons am Samstag dirigieren und um Mitternacht seinen 75. Geburtstag feiern. Foto: Christian Charisius, dpa (Archiv)

    Lange hat er für den Münchner Konzertsaal gekämpft

    Damit hat Mariss Jansons, der vielfach preisgekrönte Dmitri-Schostakowitsch-Spezialist, gute Chancen, den neuen Münchner Konzertsaal für das Orchester des Bayerischen Rundfunks selbst einweihen zu können. Für ihn kämpfte er lange, für ihn spendet er auch sein 250000-Euro-Preisgeld des Münchner Siemens-Musikpreises 2013. Vielleicht realisiert er dann im Münchner Werksviertel noch einen privaten Traum: neben dem Konzerthaus einen Kindergarten und eine Schule mit gezielter musikalischer Ausbildung.

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