Mit Objekten und Erinnerungen aus der Bevölkerung will das Stadtmuseum Berlin eine Sammlung für das neue Corona-Zeitalter aufbauen. "Nach meiner Einschätzung ist das sehr gravierend, was gerade passiert. Es ist Geschichte, die jetzt geschrieben wird", sagte Museumsdirektor Paul Spies der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Wir sind ein Geschichtsmuseum. Ein historisches Museum schaut natürlich sehr genau, wie die Stadt sich ändert."
Corona-Krise im Museum: Entstehen soll eine Alltagssammlung
Das Museum frage sich deswegen, was diese Situation für die Sammlung bedeute. "Was müssen wir an historischen Momenten zusammentragen? Was müssen wir davon bewahren? Welche Geschichten dazu müssen wir bewahren?", fragte Spies. Die aktuellen Ereignisse würden eine lange Nachwirkung haben und entsprechende Änderungen mit sich bringen.
"Es ist interessant, dass wir jetzt konfrontiert sind mit harten Veränderungen", sagte Spies. Neuerungen seien sehr klar wahrnehmbar. Das möchte das Museum für später festhalten. Mit "Berlin jetzt!" soll Gegenwart gesammelt werden für die Zukunft. Dabei geht es um Fotografien, Objekte und Geschichten.
"Wir möchten gern, dass Menschen mit Interesse für die Stadt, mit Liebe für die Stadt auch Anekdoten aus dem Alltagsleben erzählen", sagte Spies. Entstehen solle eine Alltagssammlung mit besonderen Erfahrungen und besonderen Objekten. "Wir möchten nicht nur bekannte Menschen, Künstler, Entscheidungsträger oder Politiker ansprechen. Geschichte wird von allen geschrieben."
Rasche Präsentation ist nicht das Ziel: "Man muss Abstand nehmen, um zu bewerten"
Aus Sicht des Museumsdirektors gibt es Parallelen. "Vergleichbare Situationen gab es in großen historischen Momenten. Etwa die Zeit des Mauerfalls oder die Nachwendezeit." Dazu gebe es viel in der Sammlung. "Auch nach dem Terroranschlag auf dem Breitscheidplatz haben wir uns Gedanken gemacht, was man bewahren muss etwa von den Trauerobjekten, die dort aufgestellt worden sind."
Eine rasche Präsentation ist nicht das Ziel. "Ich glaube eher nicht, dass die Leute sich nach Ende der Krise gleich wieder mit einer Corona-Ausstellung beschäftigen wollen", sagte Spies. "Das braucht ein bisschen Zeit, so ist Geschichte eigentlich auch. Man muss etwas Abstand nehmen, um alles zu bewerten und zu analysieren." (dpa)
Das könnte Sie auch interessieren:
- Marion Ruisinger: „Seuchen haben ihre eigenen Gesichter“
- NS-Zeit: Weshalb die alten Bilder uns nicht loslassen
- Wie lässt sich die kulturelle Not in Augsburg lindern?
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.