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Oscars 2020: Diese Oscar-Gewinner wünschen sich unsere Experten

Oscars 2020

Diese Oscar-Gewinner wünschen sich unsere Experten

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    Unsere Redaktion hat ihre Favoriten auf die Oscars 2020 zusammengestellt.
    Unsere Redaktion hat ihre Favoriten auf die Oscars 2020 zusammengestellt. Foto: Chris Pizzello/Invision, dpa

    Wir haben alles gesehen, was wir sehen konnten. Und das ist in diesem Jahr tatsächlich fast alles. Nur drei Filme, die für die Oscarsverleihung 2020 in Hauptkategorien nominiert sind, laufen bei uns Kinos erst noch an, alle mit Darstellern vertreten: Cynthia Erivo aus „Harriet“, Tom Hanks und Kathy Bates aus „Der Fall Richard Jewell“, Margot Robbie aus „Bombshell“. Wer aber holt die wichtigsten Filmpreise der Welt nun?

    Wird erstmals eine Netflixproduktion „Bester Film“ mit „The Irishman“ oder „Marriage Story“? Klar ist jedenfalls schon: Wieder wird keine Frau den Regie-Oscar holen – weil keine einzige nominiert ist. Das könnte noch mal Thema bei der Verleihung werden. Wie die Quote der nominierten afroamerikanischen Darsteller: eine von 20, Cynthia Erivo.

    Uns geht es hier aber weder um die Debatten, noch um die wahrscheinlichen Sieger. Wir prämieren schlicht unsere und sagen, wer für uns welchen Oscar verdient hat.

    Bester Film

    Nominiert: 1917, The Irishman, Jojo Rabbit, Joker, Le Mans 66, Little Women, Marriage Story, Once Upon A Time in Hollywood, Parasite

    "Parasite" ist als bester film für den Oscar nominiert.
    "Parasite" ist als bester film für den Oscar nominiert. Foto: Koch Film, dpa

    Die Oscar-Macher haben offenbar begriffen, dass es ein bisschen xenophob klingt, den besten „ausländischen“ Film zu küren, daher heißt diese Kategorie nun „bester internationaler Film“. Eine Mini-Revolution. Eine echte wäre, einen nicht-amerikanischen Film zum besten Streifen überhaupt zu küren – und dann natürlich „Parasite“, diesen irren südkoreanischen Mix aus Satire, Sozialparabel und Schockerstreifen, bei dem man nie genau weiß, ob man noch lachen darf oder schon weinen muss. Eine bedürftige Familie infiltriert geschickt das Haus von Superreichen und stellt bald echte Gretchen-Fragen: Wer ist denn nun Herr und wer Diener – und was sagt das alles über uns Zuschauer aus, die sich auch ertappt fühlen, wenn die Bediensteten erst die Macht im Villenviertel hinterfragen und dann einfach übernehmen? Verdienter kann ein Oscar kaum sein, und zwar wohlgemerkt einfach als „bester Film“.

    Zur Kritik: "Parasite" zeigt, wie sich eine arme Familie in einer Luxus-Villa einnistet

    Beste Hauptdarstellerin

    Nominiert: Cynthia Erivo, Scarlett Johansson, Saoirse Ronan, Charlize Theron, Renée Zellweger

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    Hollywood ist ein grausamer Ort für junge Frauen. Ein noch grausamerer Ort ist Hollywood für ältere Frauen. Renée Zellweger, einst Superstar in „Bridget Jones“, musste diese Erfahrung mit wachsendem Lebensalter machen, sie versuchte Schönheitsoperationen, und als diese nicht gut ausfielen, hagelte es Häme. Vielleicht daher spielt Zellweger nun mit solcher Inbrunst eine Frau, die schon als Kind von Studiobossen hörte, sie sei zwar ein Star, aber hässlich – und müsse also Diätpillen futtern, bis sie abhängig wurde, von Pillen, Alkohol, Männern, und mit 47 Jahren entkräftet starb. Zellweger spielt und singt Judy Garland nicht nur, sie ist sie, vor allem in deren schlichter Sehnsucht, geliebt zu werden.

    Zur Kritik: "Judy": Eine Diva kämpft gegen ihren Niedergang

    Bester Hauptdarsteller

    Nominiert: Antonio Banderas, Leonardo DiCaprio, Adam Driver, Joaquin Phoenix,

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    Zweimal schon war Joaquin Phoenix in dieser Kategorie für einen Oscar nominiert. 2006 für die Darstellung von Johnny Cash in „Walk the Line“, 2013 für seine Rolle als Freddie Quell im Sektendrama „The Master“. Jetzt nimmt Phoenix als „Joker“ einen aussichtsreichen dritten Anlauf. Mit welcher Intensität der 45-Jährige in Todd Phillips’ Comicverfilmung den Außenseiter Arthur Fleck verkörpert, die inneren Spannungen, die Verlorenheit, Zerrissenheit und die Explosivität dieser Figur – das ist grandios. Ob „Joker“ wie ein hilfloses Raubtier, das um seine Gefährlichkeit weiß, vor seiner Sozialarbeiterin sitzt, Lachanfälle im Bus durchleidet oder in animalische Wut ausbricht: Oscarwürdig!

    Zur Kritik: Diese Performance wird in die Filmgeschichte eingehen

    Beste Nebendarstellerin

    Nominiert: Kathy Bates, Laura Dern, Margot Robbie, Scarlett Johansson,

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    Zugegeben, unsere Wahl ist hier ein dreifaches Koppelgeschäft. An der Favoritin Laura Dern aus „Marriage Story“ führt hier vielleicht nur dieser Weg vorbei. 1.: Darf man sie auszeichnen, wenn die Hauptdarstellerin im gleichen Film doch so viel mehr strahlt? 2. Sollte die grandiose Nazi-Komödie „Jojo Rabbit“ wirklich in keiner der Hauptkategorien gewinnen? Und 3. Hat die ja so oft so tolle Scarlett Johansson nicht endlich ihren ersten Oscar verdient, wo sie diesmal doch gleich in beiden Darstellerinnen für unterschiedliche Filme nominiert ist? Ganz einfach könnte man aber auch sagen: Wie sie die widerstandbewegte Mama eines durch die Hitlerei kirre gewordenen Jungen spielt, ist auch wirklich hinreißend.

    Zur Kritik: "Jojo Rabbit" im Kino: Lohnt sich der Film?

    Bester Nebendarsteller

    Nominiert: Tom Hanks, Anthony Hopkins, Al Pacino, Joe Pesci,

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    Bitte nicht Brad Pitt! Cool und schön mag er in Tarantinos „Once Upon A Time …“ ja wirken – aber darstellerisch preiswürdig? Hat er ja selbst ironisch kommentiert, wie schwer ihm das Posen gefallen sei. Dann doch eher Anthony Hopkins als Papst Benedikt im schönen Altstar-Duett mit Jonathan Pryce als dessen Nachfolger Franziskus. Am besten aber wäre hier Joe Pesci. Denn in Scorseses „The Irishman“ ist endlich mal er der oberste Mafioso und das dunkle Zentrum des Epos – ja, präsenter als Pacino und überzeugender als DeNiro. Und es wäre ein zum Film allzu passender Flashback. Denn vor fast 30 Jahren erhielt Pesci seinen bislang einzigen Oscar für die Nebenrolle in Scorseses „Good Fellas“ …

    Zur Kritik: "The Irishman" im Kino: Das verpfuschte Leben eines Mafioso

    Beste Regie

    Nominiert: Martin Scorsese, Todd Phillips, Sam Mendes, Quentin Tarantino, Bong Joon-Ho

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    Er ist ein genialer Kinoallesfresser, ein durchgeknallter Filmlustmolch und präziser Handwerker mit begnadetem Blick für Besetzungen. Quentin Tarantino, der Tausendsassa, der Trash und Tragik, Unterhaltung und Raffinesse zu immer neuen Film-Kunstwerken komponiert, ist nicht zum ersten Mal doppelt nominiert. Beste Regie und bestes Drehbuch. Als Autor hat er schon zwei Oscars gewonnen – für „Pulp Fiction“ und „Django Unchained“. Als Regisseur sollte der Kino-Maniac Tarantino nun auch den verdienten Lorbeer einfahren für sein Drama „Once Upon a Time in Hollywood“. Vitales Kino mit unverkennbarer Handschrift.

    Zur Kritik: Lohnt sich "Once Upon a Time in Hollywood"?

    Bestes Drehbuch

    Nominiert: Noah Baumbach, Bong Joon-Ho, Rian Johnson, Sam Mendes, Quentin Tarantino

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    Die Macher des herrlichen „Jojo Rabbit“ (Taika Waititi) und des schönen „Little Women“ (Greta Gerwig) mögen bei „Bestes adaptiertes Drehbuch“ den Sieger ausmachen – hier geht es ums Original. Und da gebührt Gerwig-Ehemann Noah Baumbach der Preis. Sein fulminanter Scheidungsfilm „Marriage Story“ überwältigt anders als alle Mit-Nominierten („Parasite“, „Knives Out“, „1917“ und „Once upon …“) ohne schrille Wendungen und historische Kühnheiten. Baumbach schreibt so wahrhaftig über das Drama von Lieben und Leben, dass seine (dafür nominierten) Hauptdarstellern Johansson und Driver glänzen können. Das ist große Kunst.

    TV: Die Gala wird wie immer von ProSieben live in der Nacht zum Montag übertragen, im Fernsehen und als Stream– vom roten Teppich ab 23.50 Uhr, die Show ab um 2 Uhr unserer Zeit.

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