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Ausstellung: Lothar-Günther Buchheim im Dialog mit Größen der Kunstgeschichte

Ausstellung

Lothar-Günther Buchheim im Dialog mit Größen der Kunstgeschichte

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    Der Maler, Sammler und Autor Lothar-Günther Buchheim, aufgenommen im Buchheimmuseum in Bernried am Starnberger See.
    Der Maler, Sammler und Autor Lothar-Günther Buchheim, aufgenommen im Buchheimmuseum in Bernried am Starnberger See. Foto: Frank Mächler, dpa (Archivbild)

    Es heißt zurecht „Museum der Phantasie“ – das wunderbare Haus am Starnberger See, das Lothar-Günther Buchheim (1918– 2007) für seine unzähligen Sammlungen zwischen Kunst und Kitsch errichten ließ. Denn auch sein derzeitiger Direktor Daniel J. Schreiber entwickelt immer wieder überraschend neue Ideen, Besucher durch Themen rund um den Museumsgründer nach Bernried zu locken, innovative Querverbindungen zu zeigen oder einfach kreativ Werke aus dem Bestand unter unerwarteten Aspekten zu arrangieren. 

    Das gerade angelaufene Ausstellungsprojekt ist als Work in Progress angelegt, in welchem man sich schrittweise den unzähligen Facetten Buchheims nähern kann. Was heißt, man möchte seine „Lebensleistung“ mit all ihren Brüchen, aber auch ihrer Kontinuität zum wiederholten Male würdigen. Dabei erfasst der Titel „Künstler, Sammler, Alleskönner?“ längst nicht alle Bereiche, welche sich der multibegabte Tausendsassa im Laufe seines voltenreichen Lebens eroberte.

    Der Maler Lothar-Günther Buchheim, Kopie nach dem gleichnamigen Gemälde von Walter Becker, um 1946.
    Der Maler Lothar-Günther Buchheim, Kopie nach dem gleichnamigen Gemälde von Walter Becker, um 1946. Foto: Buchheim_Lothar-Günther

    Was war Lothar-Günther Buchheim eigentlich nicht?

    Eigentlich könnte man sie erweitern um Illustrator und Maler, Fotograf, Kriegsreporter, Autor kunsthistorischer Publikationen, aber auch Verfasser des Weltbestsellers „Das Boot“, Kunsthändler, Verleger, Filmer und Sammler. Begann er doch nach Kriegsende mit dem Ankauf von Werken des unter den Nazis als „entartete Kunst“ verfemten Expressionismus, besonders Brücke-Künstlern aus Dresden, wo er selbst mit dem Kunststudium begonnen hatte. „Tätige Reue“, also Wiedergutmachung? Schließlich hatte Buchheim schon vor dem Krieg für die NS-Presse- und Propagandastelle gearbeitet und war während des Kriegs zum Kriegsberichterstatter und Illustrator einschlägiger Zeitschriften reüssiert. Seine markigen Soldatenköpfe, vor allem aber die Kommandanten-Gemälde hinterlassen mit ihrem heroisierenden Pathos noch heute ein ungutes Gefühl.

    Die biografische Partie, beginnend mit den ersten Zeichnungen des 14-jährigen Wunderkinds, den frühen Aufträgen für die Stadt Chemnitz, seine Aktivitäten als Student, aber auch die legendäre dreimonatige Paddeltour auf der Donau, Buchheims Aufenthalt im französischen La Baule und schließlich das geheim geführte Tagebuch zur Feindfahrt mit dem U 96, das zum Kassenfilmhit „Das Boot“ wurde, das alles wird in der oberen Galerie sukzessive erweitert. Dort wird mit Fotografien, Originalschriften und ersten künstlerischen Arbeiten die unglaubliche Vielseitigkeit dieses Mannes dokumentiert, dessen Lebenselixier die Provokation war und der als Mensch, Autor und Künstler zeitlebens polarisierte.

    Nach dem Krieg malte der Autor und Filmer wie besessen

    Jetzt kann man im großen Expressionisten-Saal Inkunabeln seiner herausragenden Kollektion sehen. Sie genießt längst internationale Reputation, seit sie 1981 auf Welttournee gegangen und 1998 im Haus der Kunst präsentiert worden war, bis sie drei Jahre später in das eigene Domizil am See einziehen konnte. Das Besondere: Bekannte Werke von Barlach, Beckmann, Heckel, Kirchner, Otto Mueller, Nolde, Pechstein, Schmidt-Rottluff treten, thematisch geordnet, in Dialog mit Gemälden von Buchheim selbst, der seit 1945 offenbar wie besessen malte. Sie brauchen die Konkurrenz meist nicht zu scheuen, denn viele können es in Komposition, Farbkraft und dynamischem Pinselduktus mit den Größen der Kunstgeschichte aufnehmen. Das gilt für Landschaften wie auch Porträts, besonders die einer Frau namens Ellen, die einen meist frontal anblickt, während viele Männerbildnisse keine ausgearbeiteten Gesichter aufweisen. 

    Info Bis 21. Mai im Buchheim Museum Bernried, Di bis So von 10 bis 17 Uhr.

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