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Eiszeitkunst hautnah: Münchens neue archäologische Erlebnisausstellung

Archäologische Staatsammlung

Eiszeitkunst zum Anfassen: In München gibt es eine neue ärchaologische Ausstellung

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    In der Sonderausstellung der Archäologischen Staatssammlung können die Besucherinnen und Besucher Kunst aus der Altsteinzeit nahekommen.
    In der Sonderausstellung der Archäologischen Staatssammlung können die Besucherinnen und Besucher Kunst aus der Altsteinzeit nahekommen. Foto: Archäologische Staatssammlung, Stefanie Friedrich

    Eine Frauenfigur aus Speckstein oder ein Bison aus Mammutelfenbein: Wie die ersten menschlichen Kunstwerke ausgesehen und wie sie sich angefühlt haben, können Besucherinnen und Besucher derzeit in der Sonderausstellung der Archäologischen Staatssammlung in München erfahren. Neben unterschiedlichen Sinneseindrücken informiert die Ausstellung über die ersten künstlerischen Tätigkeiten der Menschen während der Eiszeit im heutigen Bayern und Baden-Württemberg.

    „Die Besucherinnen und Besucher können die Kunst im doppelten Sinne begreifen“, erklärt Archäologe Heiner Schwarzberg, der die Ausstellung organisiert hat. Es ist die erste Sonderausstellung nach der Wiedereröffnung des Hauses im April. Bei den Umbauarbeiten wurde auch ein neuer Raum für Sonderausstellungen gestaltet, der insgesamt 600 Quadratmeter umfasst. Auf rund der Hälfte der Fläche bekommen die Besucherinnen und Besucher nun einen Einblick in die Lebenswelt der Menschen der Altsteinzeit. Grund für die interaktiven Elemente in der Ausstellung ist der Anspruch, sie für blinde und sehbehinderte Menschen inklusiv zu gestalten. Eine neongelbe Linie auf dem Boden führt durch die Ausstellung, alle Beschriftungen sind ertastbar und zudem in Brailleschrift angegeben.

    Sonderausstellung „Urformen - Eiszeitkunst begreifen“ besteht aus Leihgaben aus Stuttgart und Ulm

    Doch dabei bleibt es nicht: Duftstationen und Audiobeiträge ergänzen den multimedialen Teil der Ausstellung. Wie mag das Leben der Menschen damals gerochen haben, wie hat es sich womöglich angehört? Eine kleine Dose, gefüllt mit dem Duft von Beifuss, nimmt die Besucherinnen und Besucher mit in eine Höhle der Steinzeitmenschen. Und eine Tonspur entführt sie ans Lagerfeuer eines Eiszeitfests. Um einen Eindruck von der Kunst zu bekommen, können Besucherinnen und Besucher die Figur eines tanzenden Bären anfassen oder echtes Mammutelfenbein berühren. Insgesamt gibt es fünf Stationen, die sich dem Leben der Menschen damals widmen. Dazu gehören auch die rätselhaften Adoranten: Das Motiv zeigt ein Mischwesen, halb Mensch, halb Löwe. Bis heute ist unklar, was es mit diesen Kunstwerken auf sich hat, doch sicher ist, dass die Fantasiewesen das Vorstellungsvermögen der Eiszeitmenschen bezeugen. Die Ausstellung hat das Landesmuseum Württemberg gestaltet und ist erstmals außerhalb von Stuttgart zu sehen.

    Einen zweiten Teil der Ausstellung hat die Arbeitsgemeinschaft Weltkultursprung aus Ulm konzipiert: Die Wanderausstellung „Urformen - Figürliche Eiszeitkunst Europas“ zeigt beispielsweise die Replik einer Flöte aus Gänsegeierknochen - der Beweis, dass Menschen schon in der Eiszeit musizierten. Ausgestellt ist außerdem eine der ersten menschlichen Darstellungen, die Venus von Hohlefels, die in einer Höhle in Baden-Württemberg gefunden wurde.

    Sonderausstellung in München: Elfenbeinschnitzer haben Repliken der Eiszeitkunst erstellt

    Vier Funde aus dem heutigen Bayern ergänzen die Objekte aus Baden-Württemberg. Denn auch wenn auf der Schwäbischen Alb die frühestens Nachweise für altsteinzeitliche Kunst liegen, ist sie nicht auf diese Region begrenzt. Auch im Nördlinger Ries, im Ur-Donautal und im Altmühltal gibt es wichtige Kunstwerke. Da ist zum Beispiel die „Rote von Mauern“, eine rot bemalte Kalksteinfigur, die vermutlich zu kultischen Zwecken im Zusammenhang mit Fruchtbarkeitsriten erstellt wurde. Oder das Bruchstück eines Mammutstoßzahns, auf dem eine Mammutfigur eingraviert ist.

    Daneben zeigt die Ausstellung aber auch Kunstwerke aus ganz Europa. Die 23 nachgeschnitzten, eiszeitlichen Kunstwerke aus verschiedenen Fundstellen dürfen ebenfalls berührt werden. Elfenbeinschnitzer aus dem Odenwald haben die Repliken geschnitzt und sind damit zu den Wurzeln ihres Berufs vor rund 40.000 Jahren zurückgekehrt. Für die nachgemachten Kunstwerke haben sie die originalen Materialien wie Speckstein oder Mammutelfenbein verwendet. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Tübingen haben sie die Urformen der Figuren vor ihrer Beschädigung rekonstruiert. Wie sie dabei vorgegangen sind, können die Besucherinnen und Besucher in einem Video nachverfolgen.

    Sonderausstellung „Urformen - Eiszeitkunst begreifen“ mit ausführlichem Begleitprogramm

    Die Ausstellung wird begleitet von einem ausführlichen Programm, das für verschiedene Zielgruppen interessant ist. Klassische Führungen werden ebenso angeboten wie Führungen in einfacher Sprache mit taktilen Bestandteilen. Neben wissenschaftlichen Vorträgen - beispielsweise zu paläolithischer Kunst oder zum soziokulturellen Kontext der Eiszeitkunst - gibt es auch verschiedene Workshops für Kinder. Dabei kann mit Feuersteinknollen experimentiert werden, Speckstein bearbeitet oder eine eigene Steinzeitflöte geschnitzt werden.

    Zur Ausstellung

    Die Sonderausstellung „Urformen - Eiszeitkunst begreifen“ ist bis zum 21. April 2025 in der Archäologischen Staatssammlung, Lerchenfeldstraße 2 in München, zu sehen. Informationen unter www.archaeologie.bayern

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