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Pro und Contra: Frage der Woche: Darf man sich weigern beim Tippspiel teilzunehmen?

Pro und Contra

Frage der Woche: Darf man sich weigern beim Tippspiel teilzunehmen?

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    Die Spielpläne liegen längst bereit, also ausfüllen oder nicht?
    Die Spielpläne liegen längst bereit, also ausfüllen oder nicht? Foto: dfb

    Pro: Der eigentliche Spielverderber ist das Tippspiel

    Früher wurde vor einem EM-Spiel gefragt: „Für wen bist du?“, jetzt heißt es: „Wie hast du getippt?“ 

    Wer nicht an einem Fußball-Tippspiel teilnimmt, wird als Spielverderber bezeichnet. Dabei ist der eigentliche Spielverderber: das Tippspiel. Statt in Jubelrufe auszubrechen, wenn die Lieblingsmannschaft unerwartet gewinnt, freuen sich Tippspiel-Teilnehmer über ein ereignisloses 1:1, weil sie genau das getippt hatten. 

    Außerdem muss, wer tippt, sich plötzlich mit der Frage beschäftigen, wie das Spiel etwa zwischen Belgien und der Slowakei ausgehen wird, ohne irgendeinen Bezug zu einem der beiden Länder zu haben. Die Europameisterschaft, die eigentlich ein Vergnügen sein soll, wird zur Pflichtaufgabe.

    Doch das Schlimmste ist, dass man beim Fußballschauen gefühlt plötzlich von zehn Bastian Schweinsteigers umgeben ist. Zehn Kommentatoren, die genau wissen, wie jedes jemals gespielte EM-Spiel ausging und welches wahrscheinliche Ergebnis sich daraus für das aktuelle Spiel ergibt. Zehn Experten, die, um Tippspiel-Skeptiker zu überzeugen, zuvor noch gesagt hatten: „Du musst gar kein Fußball-Experte sein.“ Womit sie recht haben, denn am Ende gewinnt beim Tippspiel sowieso der ahnungslose Pragmatiker, der hauptsächlich 2:1 oder 1:1 getippt hat. 

    Das Tippspiel verdirbt den Spaß am Fußballspiel. Und zwar nicht nur für diejenigen, die mitmachen, sondern auch für alle um sie herum. Es ersetzt die Leidenschaft durch strategisches Kalkül.

    Überlassen wir doch die Bastian-Schweinsteiger-Kommentare Bastian Schweinsteiger und freuen uns wieder uneingeschränkt über überraschende Erfolge wie das 7:1 Deutschlands gegen Brasilien bei der WM 2014. (Judith Schneider)

    Contra: Ein zusätzlicher Kick!

    So – erstmal ein kühles Bierchen aufmachen und das Lieblingstrikot anziehen (Schweinsteiger! – aus sentimentalen Gründen) – dann ab vor den Fernseher oder in die Stadt zum Public Viewing. Was könnte für die perfekte Stimmung bei einer Europameisterschaft im eigenen Land noch fehlen? Ganz genau: der Nervenkitzel beim Tippspiel!

    Wer mitmacht, hat mehr von der EM, davor, während und im besten Fall, also beim Sieg, auch noch danach. 75 Euro als Jackpot, oioioi. Wer tippt, überlegt sich schon vorab für jedes Spiel ein Ergebnis, grübelt mit Freunden, fiebert dann mit, selbst wenn die Mannschaften, die gerade spielen, einen eigentlich gar nicht interessieren. Oder wenn Deutschland mal wieder in der Gruppenphase rausfliegt… So oder so hat man trotzdem noch einen Grund, das größte Fußballevent des Jahres mit Enthusiasmus zu verfolgen. Und wer Angst hat, dass das Ersparte jetzt fürs Tippen draufgeht, der kann einfach eine private Tipprunde mit der Familie oder Freunden zum Beispiel über Kicktipp oder Check24 starten. Entweder spielt man dann ganz ohne Geld oder man legt einen kleinen Einsatz fest (beispielsweise 10 Euro). Sich einen witzigen Namen für die Tippgruppe zu überlegen (wie wär's mit FC Lieberampool, Real Itätsverlust, Nagels-Tor-rein-Mann! oder die Tipphomies?), heizt die Fußballstimmung zusätzlich an. Und falls man trotz aller Bemühungen beim Tippen versagen sollte, kann man sich immer noch über die Freunde amüsieren, die regelmäßig vergessen, überhaupt einen Tipp einzutragen. Und vielleicht gibt die Gewinnerin oder der Gewinner ja eine Runde Aperol aus oder lädt zum Essen ein? Das wäre dann der letzte Kick! (Jana Völkl)

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