Auch das gibt es in Augsburg: Ein Theater bekommt einen neuen Bühnenraum - und bleibt im Kosten- und weitestgehend auch im Zeitrahmen. So geschehen nun im Jungen Theater Augsburg (JTA), das nach Jahren auf Wanderschaft nun wieder eine eigene Publikumsstätte hat. Zwar nicht zum Saisonstart, aber doch in der planmäßigen Spielzeit, findet die Eröffnung am Sonntag mit einer Aufführung und einem großen Fest in den neuen Räumen statt.
Die neue Bühne des Jungen Theaters Augsburg ist mit Hilfe großer Eigenleistung und Spenden entstanden
Die grasgrüne Arbeitslatzhose von Julia Magg passt gut zu den grünen Paneelen, die sie gerade gestrichen hat und die noch an die Wände gehängt werden müssen. Die Hose ist nicht nur eine farbliche Petitesse, sondern auch ein Symbol dafür, wie nachhaltig hier innerhalb eines halben Jahres ein neuer Theaterraum entstanden ist. Das Kleidungsstück stammt aus dem Fundus und Julia Magg, Vorsitzende im Vorstand des Vereins Junges Theater Augsburg, koordiniert normalerweise Booking und Akquise. Nun ist sie Bauleiterin und verbringt ihre Arbeitszeit vornehmlich in dem Raum, der ehemals dem Berufsverband Bildender Künstler (BBK) als Ausstellungsraum diente und nun die neue Bühne des Kinder- und Jugendtheaters ist. Denn das ist das Besondere an diesem Vorhaben: Vieles ist in Eigenleistung entstanden, vieles wurde wiederverwendet und vieles wurde gespendet.
Zur Erinnerung: Vor rund vier Jahren stellte sich heraus, dass die kleine Bühne des Kinder- und Jugendtheaters in einem Seitenflügel des Kulturhauses Abraxas geschlossen werden musste. Die Belüftungsmöglichkeiten zu gering, die baulichen Gegebenheiten nicht mehr vorschriftsmäßig, lautete die Begründung. Und so stand das Theater, das mit seinen Stücken zwar auch in Kitas und Schulen unterwegs ist, aber rund 130 Aufführungen im Jahr im eigenen Haus durchführt, auf einmal ohne eigene Bühne da. Eine Tour durch die Stadt setzte ein - um zu spielen an Orten wie dem Moritzsaal, der Kresslesmühle, dem Theater im Abraxas oder im Stadtwald; aber auch, um nach einem geeigneten Ersatz in Leerständen Ausschau zu halten.

Gar nicht so einfach, denn nicht jede Halle und auch nicht jeder Laden ist geeignet für die Anforderungen eines Theaters. Durch eine Rochade wurde schließlich eine Lösung gefunden: Der BBK zog aus dem Abraxas in den Glaspalast, damit das Junge Theater die frei werdende „Große Halle“, insgesamt rund 300 Quadratmeter, als Spielstätte ausbauen konnte. Eine Lösung, die beim BBK nicht nur auf freudige Zustimmung traf, dem Jungen Theater aber nun einen Raum bietet, der am angestammten Ort bleibt und das Abraxas als Standort der Augsburger Kindertheaterszene stärkt.
Zur Eröffnung der neuen Bühne feiert das JTA ein Familienfest
Einige Tage vor der Eröffnung benötigt es noch etwas Vorstellungskraft, hier den Platz zu erkennen, an dem sich am Sonntag Kinder tummeln und mit Livemusik und einem bunten Familienprogramm ein Eröffnungsfest feiern werden.

Immerhin, eine kleine Nische mit Sitzsäcken und einem Tischchen ist schon fertig, aber in der großen braunen Nische, die zur begehbaren Garderobe wird, fehlen noch Seilzug und Haken für Mäntel und Jacken, und auch der grüne Raum, mit seiner Theke Ticket- und Getränkeverkauf zugleich, sieht noch nicht fertig aus. Das Stäbchenparkett ist geschützt durch Fließ-Läufer, über die die Handwerker Holzteile tragen, und in einem Nebenraum stapeln sich die grünen und roten Euroboxen, die unter Bänken im Foyer Platz finden werden. Sie bieten sowohl Stauraum und können auch als Stühle und Tische genutzt werden. Denn das Foyer ist nicht nur Eintritts- und Aufenthaltsraum für die Theateraufführungen, sondern multifunktional nutzbar. Gerade werden die Vorhänge angeliefert, die den Raum unterteilen können. So werden auch die Spielclubs des JTA hier ein Zuhause finden und können die Workshops des Theaterpädagogischen Zentrums stattfinden.
Dass hier demnächst Theater gespielt wird, ist aber schon klar erkennbar: In die riesige Halle wurde zwischen die vier bestehenden Säulen des Raumes eine Blackbox eingebaut. Dazu hatten sich Studierende des Studiengangs Energieeffizientes Planen und Bauen an der Hochschule Augsburg ein Semester lang Gedanken gemacht und Entwürfe entwickelt. Die Tribüne (zu einem Großteil vom Staatstheater zur Verfügung gestellt) steht ebenfalls schon, auch einige Polsterbänke mit grünem und rosafarbenem Bezug sind bereits montiert.
Gerade wird der Schwingboden auf die Bühnenfläche aufgesetzt. „Ohne Schwingboden keine Theaterbühne“, erklärt JTA-Leiterin Susanne Reng, „sonst ist die Verletzungsgefahr für die Spielenden viel zu groß.“ Also werden die Steinfliesen abgedeckt mit Holzplatten, die auf Schaumklötzchen liegen, sodass sie bei jedem Schritt und Sprung der Darstellerinnen und Darsteller nachgeben. Vor der Bühnenfläche wird danach dann noch genug Platz frei bleiben, um je nach Vorstellung auch noch einige Kinder ganz nah am Geschehen auf Kissen zu platzieren. „Genau richtig für unser Publikum ab drei Jahren“, freut sich Susanne Reng. Neben der Bühne gibt es nun auch noch Räume, die als Künstlergarderobe und Lager für Kulissen und Requisiten genutzt werden können.
Geschäftsführerin Berrit Pöppelmeier: „Alle haben wir gestrichen, gehämmert und geputzt“
Rund 200.000 Euro wurden für die Instandsetzung der neuen Bühne veranschlagt, „Ein bisschen sind wir sogar darunter geblieben“, rechnet Berrit Pöppelmeier, Geschäftsführerin des JTA, nach. Das hört man und reibt sich verwundert die Augen, sind Baumaßnahmen, zumal öffentliche, doch berüchtigt dafür, finanziell aus dem Ruder zu laufen. Aber Pöppelmeier erklärt, dass dahinter viel Verhandlungsgeschick, hartnäckiges Nachfragen bei Firmen und Handwerkern nach einem Kulturrabatt und vor allem die Eigenleistungen der Mitarbeiter und Unterstützer stehen. „Alle haben wir gestrichen, gehämmert und geputzt“, beschreibt sie den Enthusiasmus des JTA-Teams. Rund 13.000 Euro sind zudem durch Crowdfunding zusammengekommen. Dazu hat das Hochbauamt der Stadt für notwendige Mauerdurchbrüche gesorgt. Einer davon ist der neue Eingang auf der Südseite des Abraxas, der dem jungen Publikum nun, auch ausgestattet mit einer barrierefreien Rampe, ein eigenes Entree in ihr Theater bereitet. Nicht mehr länger wird es nun für das JTA „Bühne in Sicht“ heißen, sondern endlich „Bühne frei“.
Die Eröffnung der neuen Bühne des JTA findet für geladene Gäste ab 11 Uhr statt. von 13 bis 17 Uhr gibt es ein öffentliches Fest mit einer Lesung, Live Musik aus verschiedenen Stücken, einen Basteltisch und theaterpädagogische Spiele zum Mitmachen. Außerdem stellt sich das Theaterteam vor, gibt es eine Dokumentation über den Umbau der Großen Halle und eine Fotobox für Erinnerungsfotos. Informationen unter www.jta-augsburg.de
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