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Kommentar: Konzertveranstalter, Kinos, Clubs: Die Kultur benötigt noch immer staatliche Hilfen

Kommentar

Konzertveranstalter, Kinos, Clubs: Die Kultur benötigt noch immer staatliche Hilfen

Richard Mayr
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    Corona-Auflagen gibt es für Theater wie hier in Bremen keine mehr, aber die Probleme durch die Pandemie sind noch nicht alle gelöst.
    Corona-Auflagen gibt es für Theater wie hier in Bremen keine mehr, aber die Probleme durch die Pandemie sind noch nicht alle gelöst. Foto: Mohssen Assanimoghaddam, dpa

    Ohne Zuschüsse wäre es in der Hochphase der Corona-Pandemie nicht gegangen, ohne staatliche Hilfen geht es auch jetzt nicht. Das Förderprogramm Neustart Kultur, die sogenannte Kulturmilliarde, erstmals aufgelegt 2020, verlängert 2021 und 2022, läuft jetzt noch bis Mitte nächsten Jahres. Alle Veranstalterinnen und Veranstalter, aber auch Kulturschaffenden sind froh, dass noch bis Juni 2023 Hilfen beantragt werden können. 

    Auch wenn die Pandemie nicht mehr die öffentlichen Debatten bestimmt, spürt das Kulturleben in Deutschland die Auswirkungen nämlich noch immer. Von Normalität kann noch keine Rede sein, obwohl es keine Beschränkungen und Auflagen mehr gibt. Theater und Opern spüren, dass ein Teil des eher älteren Publikums immer noch ängstlich ist und zögert, in die Säle zurückzukehren. Dann fehlt auf der anderen Seite der Alterspyramide aber auch ein Teil des jungen Publikums. Das spüren zum Beispiel die Clubs, aber auch die Kinos. Die zwei Jahre, in denen das Kulturleben mehr oder weniger brach lag, haben bei den Jüngeren dazu geführt, dass die kulturelle Prägung nicht so stattfinden konnte wie bei den Generationen zuvor. Und wer nie richtig angefangen hat, sich abends auch einmal ins Konzertleben zu stürzen, dem fehlt das später auch nicht.

    Mit den Corona-Auflagen haben sich Veranstaltungen nicht gerechnet

    Ohne die staatlichen Fördergelder wie Neustart Kultur würde allen Beteiligten die Zeit fehlen, das unverschuldet verlorene Publikum wieder zurückzugewinnen. Dieses Geld war gut angelegt. Nur mit Zuschüssen war es möglich, in der Corona-Pandemie mit den Abstandsregeln und den strengen Kapazitätsgrenzen Auftritte zu organisieren. Die Auflagen haben einen wirtschaftlichen Betrieb ansonsten nicht zugelassen. 

    Nun, in der Endphase der Pandemie, zeigt sich aber, dass die Corona-Verwerfungen tief greifen, dass es Langzeitfolgen gibt. Zwar waren die Großveranstaltungen im Sommer, die riesigen Open-Air-Veranstaltungen, vielerorts ausverkauft. In München hat man zum Beispiel neue Publikums-Rekorde gefeiert. Wer sich aber noch keinen Namen gemacht hat, wer ein paar Nummern kleiner ganz unten in Clubs seine Karriere gerade beginnt, hat es gerade schwerer als vor der Pandemie.

    Schnelle Verfahren bedeuten immer auch ungenaue Verfahren

    Die Kritik an der Vergabepraxis der Gelder von Neustart Kultur, etwa, dass Galerien finanziert wurden, die es nicht nötig gehabt hätten, hat etwas Wohlfeiles. Da wird den staatlichen Stellen heute vorgeworfen, nicht dafür gesorgt zu haben, die Bedürftigkeit zu prüfen. Als sich Deutschland gerade im ersten Lockdown befand, hieß es noch, dass die Hilfen nicht schnell genug ausgezahlt werden würden. Das eine schließt aber das andere aus. Schnelle Verfahren bedeuten eben immer auch ungenaue Verfahren. Das ist der Preis der Geschwindigkeit. 

    Man kann jetzt nur hoffen, dass die Zuschüsse, die Mitte nächsten Jahres auslaufen, nicht dauerhaft benötigt werden, dass sich bis dahin noch einmal etwas im Publikumsverhalten ändert. Ansonsten wäre die Pandemie kein zwei- bis dreijähriger Ausnahmezustand für das Kulturleben, sondern tatsächlich ein tiefer Einschnitt, nachdem sich das Kulturleben neu zusammensetzt. Die hohe Inflation und die extrem teuren Energiepreise verschärfen die Lage ja noch zusätzlich. Wenn das Geld weniger wert ist, wenn also gespart werden muss, gehören die privaten Ausgaben für die Kultur zu den ersten Dingen, bei denen begonnen wird. 

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