Startseite
Icon Pfeil nach unten
Meinung
Icon Pfeil nach unten

EHEC und Hysterie

Meinung

EHEC und Hysterie

    • |
    Michael Pohl
    Michael Pohl Foto: Fred Schöllhorn

    Fünf Wochen hat das Rätselraten um den mysteriösen Ausbruch des gefährlichen Krankheitserregers EHEC angedauert, bis die Behörden mit dem Verdacht gegen Sprossen jetzt die erste plausible Erklärung liefern. Die in allen Lebensbereichen an Hochgeschwindigkeit gewöhnte Öffentlichkeit empfindet diese Zeit als eine Ewigkeit. Die Opposition wirft dem frisch ins Amt gekommenen FDP-Gesundheitsminister Daniel Bahr bereits Versagen vor. Und aus dem sicheren Süden betrachtet wirkt die Verbannung von Salaten aus Kantinen, die Vernichtung von Ernten und der Verbraucherboykott von Gurken und Tomaten wie eine neue hysterische Überreaktion einer Angstgesellschaft Deutschland.

    Doch all diese Betrachtungsweisen werden dem Ausmaß der EHEC-Epidemie nicht gerecht. Lebensgefährliche Keime im Essen gehören in einer hochmodernen Gesellschaft nicht zu den hinnehmbaren Lebensrisiken wie etwa Unfälle im Straßenverkehr. Die Verbraucher haben ein Recht auf ein Grundvertrauen in ihre Nahrung, der die deutsche Sprache den schönen Namen Lebensmittel gegeben hat.

    Hier haben vermeintlich besonders gesunde Lebensmittel mindestens 22 Menschen den Tod gebracht, Kinder zu Halbwaisen gemacht, und einige der über 600 schwer erkrankten Bürger werden ihr Leben lang an Spätfolgen leiden. EHEC unterscheidet sich mit diesen drastischen Folgen von anderen Lebensmittelskandalen um Gammelfleisch oder Dioxin in Eiern.

    Möglicherweise handelt es sich diesmal nicht um Geschäftemacherei oder Auswüchse industrieller Massenproduktion, sondern um einen sinnlosen Unfall. Doch gerade die oft als bürokratisch gescholtenen deutschen und EU-Vorschriften verhindern viele derartige Unglücke. Neue Kontrollen sind deshalb die wichtigste Konsequenz.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden