MZ-Leser treffen in Rammingen die Chefredaktion ihrer Heimatzeitung
Die Chefredaktion der Augsburger Allgemeinen stellte sich den Fragen und Sorgen der MZ-Leserinnen und -Lesern. Sie wollten wissen: Wie tickt so eine Zeitungsredaktion?
Draußen rieselte der April-Schnee, im Ramminger Gasthof Stern wartete ein herzlicher, warmer Empfang: Mit einem schmissigen Marsch begrüßte eine kleine Combo der Ramminger Blasmusik Chefredakteurin Andrea Kümpfbeck und Chefredakteur Peter Müller von der Augsburger Allgemeinen. Passender hätte der Titel des Musikstücks kaum sein können: „Heimatland“ schallte es aus den Blasinstrumenten – ein stimmungsvoller Einstieg zu einer lebendigen Diskussion zwischen Leserinnen und Lesern der Mindelheimer Zeitung und den führenden Zeitungsmacherinnen und -machern aus Augsburg und Mindelheim.
"Treffen Sie die Chefredaktion" im Ramminger Stern: Die Diskussion begann zünftig
„Treffen Sie die Chefredaktion“ lautete der Arbeitstitel der Diskussionsrunde, zu der sich gut ein Dutzend Leserinnen und Leser der Mindelheimer Zeitung vorher angemeldet hatten. Nach der musikalischen Einführung wurde auch schnell klar, was die Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer umtreibt und worauf sie sich von Chefredakteurin Andrea Kümpfbeck und Chefredakteur Peter Müller Antworten erwarteten: Wo steht die Augsburger Allgemeine, wenn es darum geht, die Demokratie zu verteidigen? Welche Rolle spielen die Medien, und vor allem die Heimatzeitung, in unserer Demokratie? Welche Bedeutung hat Pressefreiheit gerade in dieser bewegten Zeit, in extremistische Parteien von rechts und links immer mehr an Bedeutung zu gewinnen scheinen?
Nicht zuletzt die Wahlergebnisse der AfD im Landkreis Unterallgäu genauso wie in Bayern und Deutschland machen vielen Sorgen. Doch nicht nur die Wahlerfolge der extremen Parteien, auch die Besetzung gesellschaftspolitisch umstrittener Themen wie der Umgang mit Migration durch AfD und andere Parteien macht viele Bürgerinnen und Bürger nachdenklich. Kann, muss eine große Zeitung wie die Augsburger Allgemeine mit ihren Lokalausgaben wie der Mindelheimer Zeitung dazu Stellung beziehen? Oder ist es vielmehr Aufgabe alle Medien, durch umfassende und sauber recherchierte Information in einer Welt voller „Fake-News“ für Information und Struktur zu sorgen?
Die Heimatzeitung muss eine klare Haltung haben - und zeigen
Chefredakteurin Andrea Kümpfbeck und Chefredakteur Peter Müller ließen keinen Zweifel daran, dass für unsere Zeitung ein klares, unmissverständliches Bekenntnis zur Demokratie die Basis des Zeitungsmachens war, ist und bleiben wird. Die Freiheit der Presse sei nicht nur im Grundgesetz festgeschrieben, sondern ist auch in der täglichen Redaktionsarbeit das Fundament für unabhängigen und anständigen Journalismus. „In der Augsburger Allgemeinen und ihren Heimatzeitungen finden Sie keine Fake-News“, stellte Chefredakteurin Andrea Kümpfbeck klar. Dies bedeute zwar nicht, dass unsere Zeitung immer fehlerfrei sein könne – wo Menschen arbeiten, passieren Fehler, und auch Journalisten sind alles andere als fehlerfrei – doch Sorgfältigkeit und Professionalität sorgen ebenso für hohe journalistische Qualität wie eine fundierte Ausbildung junger Journalistinnen und Journalisten, unter anderem an der Günter-Holland-Journalistenschule der Augsburger Allgemeinen.
Für Chefredakteur Peter Müller ist und bleibt es auch von herausragender Bedeutung, dass eine Zeitung wie die Augsburger Allgemeine mit ihren Heimatzeitungen eine klare und nachvollziehbare Haltung habe und zeige und den Leserinnen und Lesern damit auch Orientierung und Werte vermittle: „Wir müssen Partei ergreifen und Haltung zeigen, wenn Demokratie und Pressefreiheit in Gefahr sind!“
Diese journalistische Qualität werde aber immer schwieriger zu vermitteln, denn gerade gesellschaftskritische und/oder extremistische Tendenzen verlagern sich zunehmend in Grauzonen, die dann keine kontroverse Diskussion oder argumentativen Streit zulassen: „Leider sind viele Menschen nur noch in einer eigenen Blase“, blickte Chefredakteurin Andrea Kümpfbeck kritisch auf manche sozialen Medien und deren Nutzer. Ein MZ-Leser konnte da nur zustimmen: „Die sozialen Medien machen unsere Demokratie kaputt“, ist er überzeugt.
Doch natürlich diskutierten die Leserinnen und Leser der Mindelheimer Zeitung nicht nur über die „große Politik“, sondern wollten auch wissen, wie Entscheidungen und interne Abläufe in der Lokalredaktion ihrer Heimatzeitungen zustande kommen. MZ-Redaktionsleiterin Sandra Baumberger und ihre Stellvertreterin Melanie Lippl beantworteten alle Fragen und erklärten umfassend den Redaktions-Alltag – nicht jedoch ohne auch darauf hinzuweisen, dass es nicht immer gelingen könne, es „immer allen gleich Recht machen zu können“, so Baumberger. Doch in jedem Fall sei es möglich, mit ihr oder einem der Lokalredakteure der Mindelheimer Zeitung ins Gespräch zu kommen. „Miteinander reden statt übereinander“ sei immer der beste Weg für beide Seiten, sich gegenseitig kennen und die jeweiligen Notwendigkeiten akzeptieren zu können. „Wir wollen wissen, wie so eine Redaktion tickt“, erklärte ein MZ-Leser.
KI wird bei der Augsburger Allgemeinen nur sehr vorsichtig eingesetzt
Bei Chefredakteurin Andrea Kümpfbeck und Chefredakteur Peter Müller fanden diese Anliegen offene Ohren, beide haben ihre journalistischen Wurzeln in der Lokalberichterstattung und sammelten erste Erfahrungen bei Heimatausgaben der Augsburger Allgemeinen. Daher ist beiden nicht bange, dass es unsere Zeitung auch in ferner Zukunft noch geben wird. Vielleicht werden sich die Vertriebswege ändern und viele „ihre“ Heimatzeitung dann nicht mehr wie bislang gedruckt, sondern als E-Paper online lesen wollen. An der journalistischen Qualität werde dies ebenso wenig ändern wie der zurückhaltende und vorsichtige Einsatz von „Künstlicher Intelligenz (KI)“ im redaktionellen Alltag: „Journalismus braucht Kreativität und hinter jeder Entscheidung stehen immer Menschen“, so Andrea Kümpfbeck.
Nach der gut zweieinhalbstündigen Diskussion waren sich Zeitungsleser und Zeitungsmacher einig, dass dieser muntere Austausch dazu beitragen konnte, um Standpunkte und Entscheidungswege klarer werden zu lassen. Die gegenseitige Wertschätzung war das Fundament für das Treffen mit der Chefredaktion – und alle waren sich einig, dass es solche Treffen gerne häufiger geben darf. Denn es gehe ja auch darum, die eigenen Gefühle zu vermitteln und den oft so schwer zu erreichenden Chefredakteuren zu zeigen, wie wichtig die Heimatzeitung vor Ort noch immer ist: „Ich liebe meine Heimatzeitung“, öffnete ein langjähriger Zeitungsleser sogar sein Herz.
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