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Sportlerehrung: Michael Greis: „Das Gefühl ist entscheidend“

Sportlerehrung

Michael Greis: „Das Gefühl ist entscheidend“

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    Landrat Hans-Joachim Weirather (links) und Moderator Andreas Schales im Gespräch mit dem ehemaligen Weltklasse-Biathleten Michael Greis.
    Landrat Hans-Joachim Weirather (links) und Moderator Andreas Schales im Gespräch mit dem ehemaligen Weltklasse-Biathleten Michael Greis. Foto: Axel Schmidt

    Es ist mittlerweile eine schöne Tradition, dass den Unterallgäuer Sportler bei ihrem Ehrungsabend ein Stargast aus der Welt des Sports präsentiert wird. Vom Fußballprofi (Jan-Ingwer Callsen-Bracker) über Eishockeyspieler (Jochen und Patrick Reimer), bis hin zu Olympioniken (Biathletin Uschi Disl) – sie alle waren schon in Forum zu Gast und gaben Einblicke in ihre erfolgreiche Karriere. Auch diesmal hatten die Verantwortlichen einen echten Star aus dem Hut gezaubert: Mit Michael Greis gab sich ein dreifacher Olympiasieger und Weltmeister die Ehre – und im Interview mit Andreas Schales und Hans-Joachim Weirather Einblicke in das Leben eines Weltklassesportlers.

    Etwa auf die Frage, wann er 2006 den größten Triumph seiner Karriere, den Gewinn dreier Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen in Turin, realisiert habe. „Realisieren tut man das eigentlich gleich. Man ist glücklich. Aber die Tragweite dieses Erfolgs war schon gewaltig.“

    Zwar sei er in jener Saison schon gut drauf gewesen, aber im Rampenlicht standen zunächst die Platzhirsche wie Ricco Groß und Sven Fischer. „Wir hatten ein unglaublich starkes Team damals. Es war vielleicht ganz gut, dass ich vor den Spielen nicht so direkt im Fokus stand.“ Und noch etwas habe sich positiv ausgewirkt: „Als ich gleich im ersten Wettkampf die Einzel-Goldmedaille geholt habe, kam ich in ein positives Fahrwasser rein. Es lief einfach.“

    Es folgten zwei weitere Goldmedaillen, unter anderem eine mit der Staffel. Ob er einen Einsatz in der Mannschaft vom Druck her eher belastend oder herausfordernd fand, wurde Greis von Weirather gefragt. „Es kommt auf die Phase in der Karriere an“, sagte Greis. „Als Schlussläufer mit Vorsprung auf die Strecke zu gehen, ist schon Druck.“ Man wolle den Vorsprung ja ins Ziel bringen. Und dann sagt er die Worte, die für jeden Sportler zählen sollten – und doch oftmals nicht akzeptiert werden. „Mal geht’s gut, mal eben nicht. Damit muss man umgehen können.“ Gerade im Biathlon entscheide oft einfach nur das Glück. Glück, dass der entscheidende Schuss um den einen Millimeter die Scheibe zum Umklappen bewegt. Glück, dass die Scheibe im entscheidenden Moment beim Konkurrenten eben um diesen Millimeter eben nicht umklappt.

    2012 hatte er das Glück dann nicht mehr. Nach den drei Olympiasiegen 2006, drei WM-Titeln und dem Sieg im Gesamt-Weltcup 2007 hatte Michael Greis vor der Saison gerade einen Syndesmosebandriss auskuriert (den er sich beim Fußballspielen zugezogen hatte). Beim Saisonstart in Östersund kam er dann im Einzel nicht unter die ersten 60. „Es baute sich so ein Gefühl in mir auf: Habe ich das Feuer noch? Und während des Rennens habe ich dann gemerkt: Das ist irgendwie die falsche Veranstaltung für mich.“

    Nach zehn Jahren in der Biathlon-Weltspitze beendete Greis im Dezember 2012 seine Karriere. Und er betont heute noch: „Die Resultate waren nebensächlich, das Gefühl war ausschlaggebend.“ Seitdem widmete sich Greis seinem Fernstudium mit Schwerpunkt Internationales Management, kommentiert für den Sender Eurosport gelegentlich Biathlon-Rennen und kümmert sich seit dem vergangenen Jahr um den Schweizer Biathlon-Nachwuchs auf der Lenzerheide: „Ich will den Sport dort voranbringen.“

    Es war ein sympathischer Auftritt des 40-jährigen Allgäuers. Doch beendet war sein Besuch damit noch lange nicht: Noch rund eine Stunde nach dem Ende der eigentlichen Sportlerehrung gab er noch geduldig Autogramme, stand für Erinnerungsfotos ebenso zur Verfügung wie für den einen oder anderen Smalltalk. Ein Weltklassesportler zum Anfassen – für die Unterallgäuer Sportler an diesem Abend vielleicht ein noch größeres Geschenk als die Landkreismedaille.

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