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Foto: Mathias Wild
Foto: Mathias Wild

Heizen soll grün werden - nur wie?

Klimaneutrale Heizung
02.09.2021

Klimaneutral bis 2040? Bei den Heizungen wird's schwierig

Von Michael Postl

Um den Klimaschutz voranzubringen, soll die Heiztechnik weniger Abgase ausstoßen. Was das für Verbraucher heißt – und ob die politischen Ziele realistisch sind.

Ein großer Teil der Heizgeräte in Deutschland ist technisch veraltet, verbraucht unnötig viel Energie und belastet so Umwelt und Klima. Nach Angaben des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) werden von den insgesamt 6,5 Millionen Wohnungen in Bayern (Stand 2019) noch rund fünf Millionen fossil beheizt. Wichtigster Energieträger im Heizungsbereich ist mit einem Anteil von 39 Prozent das Erdgas, dicht gefolgt vom Heizöl mit 36 Prozent. Das restliche Viertel entfällt auf Fernwärme, Holz, Strom und Umweltwärme. Doch Deutschland will klimaneutral werden, schon bis 2045 sollen die CO2-Emissionen um mindestens 65 Prozent sinken. Bayern hat sich sogar noch ambitioniertere Ziele gegeben, hier soll das gleiche Ziel bereits fünf Jahre früher erreicht werden. Das heißt in diesem Zusammenhang: Um die Klimaziele zu erreichen, müssen auch die Emissionen aus dem Gebäudesektor massiv sinken. Doch das wird schwierig.

Heizen soll grün werden - nur wie?

Helfen soll dabei der Umstieg auf regenerative Energien beim Heizen, wie zum Beispiel Wärmepumpen oder Geothermie. Doch die Herausforderungen sind gewaltig. Laut Berechnungen, die der VBEW von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) anstellen ließ, müssten allein in Bayern 2,4 Millionen fossile Heizungsanlagen bis 2040 auf regenerative Energien umgestellt werden. Das sind umgerechnet 118 000 pro Jahr oder 2300 pro Woche. Es wartet eine „gigantische Aufgabe“ auf uns, sagt VBEV-Geschäftsführer Detlef Fischer.

„Neue Öl- und Gaskessel, die nur mit fossilen Energieträgern betrieben werden können, dürfen schon heute nicht mehr neu installiert werden“, sagt Fischer. „Gasheizungen werden spätestens ab 2040 mit Biogas oder Wasserstoff betrieben.“ Doch auch die effizienteste Heizung nutzt wenig, wenn der Großteil der Energie durch ungedämmte Wände wieder entweicht. Deshalb empfehlen Experten und Expertinnen eine gut gegen Wärmeverluste geschützte Gebäudehülle. So und mit einer effizienten Heizung, die möglichst viel erneuerbare Energien einbindet, werde das Optimum erreicht. Dazu gehören laut Peter Schick von der Stiftung Warentest insbesondere Solarthermie, Photovoltaik und Umgebungswärme.

Wie realistisch sind grüne Heizsysteme bis 2040?

Ob die damit verbundenen Maßnahmen in den kommenden Jahren umsetzbar sind, hänge von Politik und Gesellschaft ab, sagt Fischer. Der VBEW-Geschäftsführer ist sich sicher: „Es braucht ein Umdenken, neue Prioritäten. Wenn das nicht geschieht, erreichen wir unsere Ziele nicht.“ Ob die Gesellschaft dazu in der Lage ist, wird sich zeigen.

Bei Eigentümerinnen und Eigentümern scheint die Botschaft jedoch angekommen zu sein. Zumindest sind die meisten der derzeit neu entstehenden Häuser regenerativ beheizt. Laut VBEW hatten im Jahr 2019 lediglich zwei Prozent der neuen Häuser eine Ölheizung. Wärmepumpen und Geothermie kamen hingegen schon auf einen Anteil von fast einem Drittel. Einer der Gründe: Die Bundesregierung fördert den Einbau eines modernen Heizsystems mit bis zu 45 Prozent.

Alternativen wie Holzpelletkessel und Wärmepumpen sind laut Stiftung Warentest zwar teurer, punkteten jedoch in Sachen Klimaschutz. Gasheizungen, die in vielen Haushalten noch immer genutzt werden, sind zwar zunächst kostengünstiger, belasteten jedoch die Umwelt. Eine Wärmepumpe sei dagegen ein effizientes System für Häuser mit gutem Wärmeschutz. Der Preis ist hier der Nachteil, denn dieser ist noch relativ hoch. Ähnlich sei das bei einem Holzpelletkessel. Dieser sei zwar klimafreundlich und nutze mit Holz einen nachwachsenden Brennstoff. Allerdings sei auch der Aufwand für Wartung und den Schornsteinfeger höher.

Doch auch hier ist die Dämmung des Gebäudes entscheidend: Ist das Haus nämlich schlecht isoliert, könne die Stromrechnung auch mal höher als erhofft ausfallen. Eine Dämmung ist nicht immer sinnvoll. Bei unsanierten Häusern, die noch vor 1980 entstanden sind, lohnt sich eine Dämmung aber oft nach weniger als zehn Jahren. Die Stiftung Warentest gibt hier eine Faustregel: Übersteigt der Energieverbrauch des Hauses 150 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, lohnt sich eine energetische Sanierung in jedem Fall.

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