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Großbritannien: Gewalt gegen Frauen: „Männer müssen aufwachen“

Großbritannien

Gewalt gegen Frauen: „Männer müssen aufwachen“

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    Der Mord an Sarah Everard hatte große Proteste ausgelöst.
    Der Mord an Sarah Everard hatte große Proteste ausgelöst. Foto: Lawson, dpa

    Ein Jahr ist es her, dass der Mord an der damals 33-jährigen Sarah Everard durch einen Polizisten eine Schockwelle in Großbritannien auslöste. In den sozialen Medien erzählten damals tausende Frauen von ihren eigenen Erfahrungen, von Missbrauch und Gewalt, von fehlender Sicherheit. Hunderte ignorierten den Corona-Lockdown und versammelten sich in einem Park in London zu öffentlichen Mahnwachen. Nur ein halbes Jahr später passierte dann der nächste Mord in der Hauptstadt. Die 28-jährige Lehrerin Sabina Nessa wurde erschlagen. Immer wieder forderten Frauen danach härtere Gesetze und mehr Aufmerksamkeit für Verbrechen an Frauen, verübt durch Männer. Was hat sich seitdem getan?

    Sexuelle Übergriffe: Weg von den Ratschlägen für Frauen

    Innenministerin Priti Patel startete diese Woche eine Kampagne mit dem Namen „Enough“ („Genug“). Diese umfasst unter anderem Fernsehwerbung und Plakate. Das Ziel: Es sollen einfache Maßnahmen gezeigt werden, die jeder ergreifen kann, um Missbrauch zu stoppen. So sieht man in einem Clip, wie ein junger Mann seinen Freund dazu ermahnt, einer Frau keine weiteren übergriffigen Kommentare mehr hinterherzurufen. „Es reicht“, sagt er zu ihm. Die britische Tageszeitung The Guardian begrüßt dabei vor allem, dass die Kampagne einen neuen Fokus einnimmt: Weg von Ratschlägen für Frauen, die ihnen detailliert vorschreiben, wie sich schützen sollen, hin zu der Verantwortung der Täter.

    Nach Mord an Sarah Eward fehlt das Vertrauen in die Polizei

    Viele Aktivistinnen betonen jedoch, dass die zaghaft ermahnende Kampagne angesichts des Ausmaßes der Gewalt noch nicht ausreicht. Laut der britischen Statistikbehörde wurden zwischen April 2020 und März 2021 in England und Wales 177 Frauen ermordet. Darunter sind auch viele Fälle von häuslicher Gewalt. 2021 lehnte die Regierung die Forderung ab, Misogynie als Hassverbrechen einzustufen. Hinzu kommt, dass das Vertrauen in die britische Polizei nie wieder hergestellt wurde, nachdem Teilnehmerinnen der Mahnwachen vor einem Jahr von Beamten gewaltsam abgeführt wurden. Aktivistin Georgia Yale sagt: „Wir haben es satt, Gewalt an Frauen zu akzeptieren.“ Dies sei ein Männerproblem und sie „müssen aufwachen und etwas dagegen unternehmen“.

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