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Feiertag 2017: Bedeutung: Was genau steckt hinter dem Reformationstag?

Feiertag 2017

Bedeutung: Was genau steckt hinter dem Reformationstag?

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    Ein Denkmal von Martin Luther in Wittenberg. Dort veröffentlichte Luther Seine 95 Thesen, die den Anstoß zur Reformation gaben.
    Ein Denkmal von Martin Luther in Wittenberg. Dort veröffentlichte Luther Seine 95 Thesen, die den Anstoß zur Reformation gaben. Foto: Jens Wolf, dpa (Archivfoto)

    Am 31. Oktober ist Reformationstag. Doch was genau verbirgt sich eigentlich dahinter? Frank Kreiselmeier, evangelischer Pfarrer der Gemeinde St. Ulrich in Augsburg, gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.

    Reformationstag – was ist das genau?

    „Am 31. Oktober 1517 hat Martin Luther seine 95 Thesen quasi veröffentlicht - das würde man zumindest heute sagen“, erklärt Kreiselmeier. Damals habe Luther seine Thesen, über die er mit anderen Professoren diskutieren wollte, an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg (Sachsen-Anhalt) genagelt oder nageln lassen. Die Tür war so etwas wie das „Schwarze Brett“ der Universität Wittenberg, sagt Kreiselmeier. Damit stieß Luther die Reformation der Kirche an.

    Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Reformation“?

    Kreiselmeier: „Luther hat auf Missstände in der damaligen Kirche hingewiesen“. Wörtlich bedeute „Reformation“ so viel wie „zurückformen“ oder „zurückgehen“. „Genau das wollte Luther. Ihn störte, dass es in der Kirche zu dieser Zeit sehr viele Missstände gab und Dinge praktiziert und gepredigt wurden, die so gar nicht in der Bibel zu finden sind“, erzählt der Pfarrer. „Martin Luther wollte wieder zurückgehen auf das, was tatsächlich in der Bibel steht. 'Zurück zu den Wurzeln' könnte man sagen.“ Ursprünglich seien die 95 Thesen wohl als Anregung zu einer Diskussion unter Gelehrten gedacht gewesen. Sie waren auf Latein verfasst. Zum Thema in großen Teilen der Bevölkerung seien sie erst etwas später geworden, als sie im Frühjahr 1518 ins Deutsche übersetzt gewesen seien und die Menschen sie verstehen konnten.

    Pfarrer Frank Kreiselmeier (rechts) zusammen mit dem Altbürgermeister Theo Gandenheimer (links).
    Pfarrer Frank Kreiselmeier (rechts) zusammen mit dem Altbürgermeister Theo Gandenheimer (links). Foto: Fred Schöllhorn

    „Luther und die anderen Reformatoren haben sich auch sehr für die Bildung der Bevölkerung eingesetzt“, sagt Kreiselmeier. So viele Menschen wie möglich sollten die Bibel selbst lesen können. Darum hat Martin Luther die Bibel aus dem Hebräischen und Griechischen ins Deutsche übersetzt. Der neu entstandene Buchdruck machte es möglich, dass die Bibel gedruckt sowie schnell und weit verbreitet werden konnte. Ziel der Reformatoren war es, dass es sie in jedem Haus eine Bibel gibt“, so Kreiselmeier.

    Warum ist der Reformationstag 2017 ein Feiertag?

    Augsburg, Reformation und Hohes Friedensfest

    Immer am 8. August feiert Augsburg das Hohe Friedensfest - ein bundesweit einmaliger Feiertag, der die große Bedeutung der Stadt für Kirche und Reformation in Deutschland herausstellt.

    Beim hohen Friedensfest wird dem Westfälischen Frieden von 1648 und damit verbunden dem Augsburger Reichs- und Religionsfrieden von 1555 gedacht.

    Damals war auf dem Reichstag zu Augsburg das Gesetz des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation beschlossen worden.

    Dieses Gesetz gestand den Anhängern der lutherischen Confessio Augustana nach vielen Jahren der Unterdrückung und Verfolgung dauerhaft ihre Besitzstände und freie Religionsausübung zu.

    Augsburg war damit eine Keimzelle der Reformation, die die Welt veränderte.

    1518 wohnte Martin Luther in Augsburg. Anlass war seine Begegnung mit Kardinal Cajetan im Augsburger Karmelitenkloster, als er seine kirchenkritischen Thesen erstmals verteidigte.

    Das Augsburger Hohe Friedensfest wurde erstmals im Jahr 1650 begangen.

    „Dadurch, dass sich der 31. Oktober 1517 nächstes Jahr zum 500. Mal jährt, haben die Bundesländer beschlossen, dass der Reformationstag 2017 ein Feiertag sein soll“, berichtet Kreiselmeier. Bemerkenswert: Obwohl tatsächlich die einzelnen Bundesländer die Entscheidung für sich trafen, wird der Reformationstag in ganz Deutschland ein Feiertag sein. Bislang war das nur in den neuen Bundesländern, also in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, der Fall: „Die DDR-Volkskammer hat das kurz vor der Auflösung noch beschlossen“, sagt Kreiselmeier und ergänzt: „Damit wurde gewürdigt, dass die meisten Luther-Stätten in den neuen Bundesländern liegen und die Reformation diese Region besonders geprägt hat.“

    Doch die Freude ob des zusätzlichen freien Tages währt nur kurz: In den anderen Bundesländern ist der 31. Oktober nur für ein Jahr ein gesetzlicher Feiertag - schon 2018 gelten in Bayern und Co. wieder die alten Regelungen. Das kann Kreiselmeier nicht ganz verstehen: „Das Gedenken an diesen Tag und an Luther sollte es eigentlich wert sein, dass der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag bleibt - auch in Zukunft. In den neuen Bundesländern ist es ein Feiertag - warum sollte das bei uns nicht so sein?“

    Wird das Jubiläum in der Region gefeiert?

    In Augsburg gibt es ab dem 31. Oktober ein Jahr lang viele Veranstaltungen rund um die Reformation. Organisiert werden diese laut Kreiselmeier vom Dekanat Augsburg in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt und dem Friedensbüro der Stadt Augsburg sowie mit Partnern aus anderen Kirchen. Pfarrer Frank Kreiselmeier ist im Dekanat beauftragt, die Projekte 2017 rund um die Reformation zu koordinieren. Nähere Informationen gibt es unter www.reformation2017augsburg.de und ab Januar 2017 auch unter www.friedensstadt-augsburg.de.

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