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DDR-Partys: "Ostalgie" in Bayern

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DDR-Partys: "Ostalgie" in Bayern

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    DDR-Partys: «Ostalgie» in Bayern
    DDR-Partys: «Ostalgie» in Bayern Foto: DPA

    Eine Ostparty nach Bayern zu bringen, das war die Idee von Janka Kreißl. "Wir wollen schöne Erinnerungen wieder aufleben lassen und den 'Wessis' zeigen: das haben wir gegessen, das haben wir getrunken, das war unsere Musik", sagt sie. Im November 2006 stieg die erste Party mit rund 200 Gästen, mittlerweile besuchen im Schnitt mehr als 400 ehemalige "Ossis" und "Wessis" die Ostparty, die zweimal im Jahr, wie jetzt wieder, in der Diskothek Spectrum stattfand.

    Vor drei Jahren zog es Janka von Leipzig nach Bayern. "Ein Mann war schuld daran", erzählt sie. Doch die Beziehung hielt nur drei Monate und Janka fühlte sich schnell einsam im fremden Augsburg. Um neue Leute kennenzulernen, gab sie kurzerhand eine Anzeige in einer Zeitschrift auf: "Es haben sich unheimlich viele gemeldet, vor allem Leute aus dem ehemaligen Osten." Nachdem sich ihr Freundeskreis rasant erweitert hatte, kam die Idee auf, gemeinsam in Augsburg eine Ostparty zu veranstalten.

    Auch Jankas Schwester Sarah hat es nach Bayern verschlagen. Sie hilft am Verkaufsstand, der ehemalige DDR-Waren wie Zetti-Knusperflocken, Zigaretten, Bücher, Klamotten und vieles mehr bereit hält. "Einiges ist vom Flohmarkt, aber es sind auch viele private Schätze mit dabei", erklärt die 25-Jährige. "Wir fahren immer extra zu unseren Eltern nach Thüringen, laden unser Auto voll mit Ostprodukten, um sie dann hier zu verkaufen", sagt sie. Die Gäste danken es ihr und schwelgen in Erinnerungen an ihre Jugend, an ihre erste heimliche Zigarette. "Vor allem Süßigkeiten und Zigaretten gehen richtig gut. Und es ist schön, mit den Gästen ins Gespräch zu kommen", meint Sarah.

    Der Kuchenbasar lockt mit Russischem Zupfkuchen oder Buntem Papageienkuchen. "In der Schule gab es früher immer einen Kuchenbasar, um Geld für verschiedenste Dinge zu sammeln", erinnert sich Janka. Die Dekoration vervollständigt das Ost-Nostalgie-Konzept. Urkunden, Abzeichen und Medaillen diverser Sportveranstaltungen, ein Schaubild zur Pionier-Organisation und eine DDR-Fahne schmücken das Augsburger Spectrum. "Mehr als die Fahne geht für mich nicht, ich will hier keine Uniformen oder so, um das Ganze nicht in eine politische Ecke zu drängen", erzählt Janka.

    Kritik von den Gästen gebe es meist - wenn überhaupt - nur wegen der Musik. "Es ist nicht leicht, eine gute Mischung zu kriegen", erklärt DJ Funky Flow aus Thüringen. Gespielt wird nicht nur Ostmusik, sondern überwiegend beliebte Hits aus den 80ern und Schlager, bei denen auch "Wessis" mitgrölen können. "Und wenn ich die Tanzfläche zum Kochen bringen will, lege ich Klassiker wie 'Blauer Planet' von Karat oder 'Geh zu ihr' von Puhdys auf", verrät der DJ.

    In ihre Jugend versetzt fühlen sich auch die Schwestern Conny und Margit Cyris, beide im Osten geboren. "Früher sind wir bei typischer Ostmusik eigentlich immer nach Hause gegangen, aber das gehört heute eben dazu", sagt Conny. Zum ersten Mal sind sie auf einer Ostparty in Augsburg und begeistert vom Konzept.

    Alexander Bachmann, gebürtiger Zwickauer, findet die Idee gut, Ostprodukte auf der Party zu verkaufen. "Vieles kann man aber übrigens mittlerweile auch hier kaufen. Und wenn nicht, bleibt ja für einen eingefleischten Ossi immer noch das Internet", sagt er. Gibt es denn etwas, was jeder "Wessi" einmal probieren muss? "Den Dresdner Stollen", findet Alexander. Er und seine Frau Petra, die aus dem Westen stammt, haben mit vielen Pärchen des Abends eines gemeinsam: sie leben und lieben diese Form der Ost-West-Verbindung.

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