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Foto: Boris Roessler, dpa (Archiv)
Foto: Boris Roessler, dpa (Archiv)

Nach mehr als drei Jahrzehnten in Haft für den Doppelmord an den Eltern von Elizabeth Haysom traf der Diplomatensohn Jens Söring im Dezember 2019 in Deutschland ein.

Ex-Häftling
29.02.2020

Jens Söring: Habe mich nicht zum Opfer machen lassen

Jens Söring saß 33 Jahre lang wegen des Doppelmordes an den Eltern seiner Ex-Freundin Elizabeth Haysom in den USA im Gefängnis. Er beteuert seine Unschuld.

Der in den USA wegen Doppelmordes verurteilte Ex-Häftling Jens Söring erlebt nach 33 Jahren Gefängnis viele Kleinigkeiten in Freiheit sehr intensiv. "Wenn Regen auf die Erde fällt - das riecht gut", sagte Söring dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Rückblickend sei er stolz darauf, wie er die Zeit im Gefängnis geschafft habe. "Ich bin nicht an der Haft zugrunde gegangen. Ich habe niemanden zum Opfer gemacht. Ich habe mich nicht zum Opfer machen lassen. Ich bin zufrieden." 

Der deutsche Diplomatensohn war wegen Mordes an den Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt worden. Er hatte die Morde aus dem Jahr 1985 zunächst gestanden, später aber das Geständnis widerrufen. Er beteuert bis heute seine Unschuld. Im November 2019 hatte das zuständige US-Gremium entschieden, Söring auf Bewährung freizulassen und abzuschieben. In die USA darf er nie wieder einreisen.

Jens Söring hat während seiner Haftzeit fanatisch Sport getrieben

Auf die Frage, ob er Haysom gerne noch einmal sehen würde, sagte Söring: "Um Gottes willen, nein. Ich habe der Frau nichts zu sagen, sie hat mir nichts zu sagen." Haysom war ebenfalls aus den USA abgeschoben worden - in ihre Heimat Kanada. Sie war wegen Beihilfe zum Mord zu zweimal 45 Jahren Haft verurteilt worden.

Um nun in Deutschland anzukommen, arbeite er, um sich in der Gesellschaft zu integrieren und sich ein neues Leben aufzubauen. Geld vom Staat habe er nicht beantragt. "Aus Angst, dass mir das in bestimmten Medien zum Vorwurf gemacht wird: Doppelmörder kriegt Stütze." 

Die 33 Jahre im Gefängnis beschreibt Söring in dem Interview als Krieg, den er gewonnen habe. Er habe in dieser Zeit fanatisch Sport getrieben. "Es geht darum, sich durch Sport aus der Opfergruppe herauszumanövrieren." So habe er sich schützen können. "Man muss immer und zu allem Nein sagen. Jede Schwäche, die du zeigst, führt zu einer Vergewaltigung." Er selbst sei 1991 beinahe von einem Häftling vergewaltigt worden, konnte aber entkommen. (dpa)

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