Reisende der Deutschen Bahn konnten bislang auf vielfältige Weise ihre Fernverkehrstickets erwerben: über die DB-Navigator-App, das Reisezentrum, im Internet, an den Automaten, und ja, auch über das Telefon. Das soll sich nun ändern. Ab Frühjahr wird der Ticketkauf über den DB-Telefonservice nach 25 Jahren abgeschafft.
Auf ihrer Internetseite erklärt die Deutsche Bahn: "Ab Mai können telefonisch über die Servicenummer 030/2970 keine DB-Fernverkehrs-Angebote mehr gebucht werden." Weiter heißt es: "Bitte buchen Sie ab diesem Zeitpunkt Ihre DB Fernverkehrs-Tickets digital auf bahn.de und über die App DB Navigator oder in den DB Reisezentren und DB Agenturen." Wie der Konzern diesen Schritt begründet, welche Risiken er birgt und welche Reaktionen es bislang darauf gab, lesen Sie in diesem Artikel.
Bahn: Ticketkauf per Telefon seit 1997
Aller digitalen Angebote zum Trotz konnten Bahnreisende bisher ihre Zugtickets für den Fern-, das heißt für den ICE-, IC- und EC-Verkehr, über das Telefon bestellen. Anschließend erhielten sie das Ticket per Post oder konnten es am Fahrkartenautomaten abholen. Ab Mai ist das nun bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr möglich.
Kritik von Fahrgastverband: Einschränkung trifft vor allem ältere Fahrgäste
Kritik an der Einschränkung im Ticketverkauf der Deutschen Bahn kommt vom Fahrgastverband Pro Bahn, der vor allem ältere Bahnreisende davon betroffen sieht: "Hier wird die Möglichkeit der Ticketbuchung für eine Randgruppe der Fahrgäste abgeschafft", sagte Detlef Neuß, Bundesvorsitzende von Pro Bahn, dem Magazin Stern.
Bahn Telefonbuchung: Zweite Streichung innerhalb kurzer Zeit
Die Streichung des telefonischen Ticket-Erwerbs ist schon die zweite Einschränkung innerhalb kurzer Zeit. Bereits zu Beginn vergangenen Jahres stellte die Bahn den Verkauf von Fahrkarten bei den Schaffnerinnen und Schaffnern direkt im Zug ein. Die Begründung: zu geringe Nutzung durch Reisende. Diese können allerdings über die Bahn-App DB Navigator oder die Website bis zu zehn Minuten nach Abfahrt des Zuges digital noch ein Ticket erwerben.
Bahn: Engpässe, wenn der Ticketverkauf am Bahnhof gestört ist
Ein Beispiel in Bayern zeigt unterdessen, welche Risiken die zusätzliche Einschränkung des Ticket-Erwerbs mit sich bringt. Im beschaulichen Mering hat eine Umstellung vom Fuggerexpress der DB zum neuen Anbieter Go-Ahead auf der Strecke Augsburg - München zu einer Einstellung des Ticketverkaufs über die Fahrkartenautomaten geführt (wir berichteten).
Dazu sagte Ortsvorsitzender Stefan Hummel (SPD) in einer Mitteilung: "Es ist ein Treppenwitz: Alle reden zu Recht davon, dass wir als wesentlicher Teil der Verkehrswende mehr Bahn fahren sollen und dann wird die Nutzung eines Fernzuges immer weiter erschwert." Nicht nur ältere Menschen würden Beratung beim Ticketkauf brauchen und die Gewissheit, dass sie wirklich den richtigen Fahrschein erwerben.
DB erklärt: Telefonische Ticketbuchung kaum noch nachgefragt
Als Begründung für die Einstellung des Ticketverkaufs über Telefon führt die Deutsche Bahn die fehlende Nutzung der Bahnreisenden an. "Weniger als 0,5 Prozent der gesamten Ticketverkäufe im Fernverkehr werden heute noch über die Hotline getätigt", erklärte ein Bahnsprecher auf Nachfrage des Westfälischen Anzeigers. Laut der Bahn werden mittlerweile vier von fünf Tickets über den Online-Verkauf abgewickelt.
Bahn: Ausnahmen bei Telefonbuchung für bestimmte Ticket-Kontingente
Ein kleines Fenster allerdings lässt die Deutsche Bahn den Reisenden offen. Wie der DB-Webseite zu entnehmen ist, können gewisse Ticket-Kontingente demnach auch über den Frühling hinaus über das Telefon gekauft werden: "Angebote, die digital noch nicht verfügbar sind, können Sie weiterhin telefonisch buchen. Dazu gehören zum Beispiel Tickets für Gruppen ab 6 Personen und bestimmte internationale Verbindungen", so die Bahn weiter.