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El Gordo: Spaniens Weihnachtslotterie: Ein Grund zur Freude – und immer öfter zum Streit

El Gordo

Spaniens Weihnachtslotterie: Ein Grund zur Freude – und immer öfter zum Streit

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    Die Inhaberin einer Lotterieverwaltung (rechts) öffnete eine Flasche Champagner, nachdem sie den vierten Preis der Weihnachtslotterie-Ziehung verteilt hatte.
    Die Inhaberin einer Lotterieverwaltung (rechts) öffnete eine Flasche Champagner, nachdem sie den vierten Preis der Weihnachtslotterie-Ziehung verteilt hatte. Foto: Joaquin Corchero, dpa, Europa Press

    Fest steht: An diesem Donnerstag regnet es wieder Geld in Spanien. Mehr als 2,5 Milliarden Euro werden dieses Jahr bei der größten und ältesten Weihnachtslotterie der Welt ausgeschüttet. Und weil die Chancen auf Gewinne vergleichsweise hoch sind, beteiligen sich inzwischen nicht nur viele Spanier, sondern auch Menschen aus anderen europäischen Ländern an der Sonderziehung.

    Doch die Gewinne von El Gordo bringen nicht immer Freude: Spaniens Gerichte müssen regelmäßig Streit unter Paaren, in Freundeskreisen oder Spielgemeinschaften schlichten, nachdem diese sich bei der Verteilung des plötzlichen Geldsegens nicht einig geworden sind.

    „Die Lotteriegewinne, besonders jene der Weihnachtsziehung, sind eine unerschöpfliche Quelle für Rechtsstreitigkeiten“, berichtete daher auch Spaniens größte Zeitung El País. So geht es darum, dass Partner, Familienmitglieder, Freunde oder Kollegen auf einmal nichts mehr vom gemeinsamen Loskauf wissen wollen. Oder es werden Gewinne verschwiegen und unterschlagen, gerne verbunden mit der Behauptung, das Glückslos verloren zu haben.

    Ein Verbraucherverein rät: „Wenn du ein Los mit jemandem teilen willst, dann halte dies schriftlich fest."

    Die Konflikte haben derart um sich gegriffen, dass Polizei, Anwaltsvereine und Verbraucherschützer Ratgeber veröffentlichen unter dem Titel: „Wie teile ich auf sichere Weise ein Lotterielos.“ In den Empfehlungen des Verbrauchervereins OCU heißt es: „Wenn du ein Los mit jemandem teilen willst, dann halte dies schriftlich fest. Denn Worte werden vom Wind verweht und sind im Streitfall kein Beweis.“

    Dabei gleicht die TV-Werbung der staatlichen Lottogesellschaft, mit der diese jedes Jahr das Geschäft ankurbelt, einem Weihnachtsmärchen. Losscheine und Geld rieseln vom Himmel und Spanien wird als Land des Glücks dargestellt, in dem sich die Menschen gegenseitig Lose und Losanteile schenken. Die Botschaft kommt an: Es gibt kaum einen Spanier, der nicht wenigstens eine kleine Losbeteiligung hat. Und damit die große Hoffnung auf den „Gordo“, den dicken Hauptgewinn über insgesamt 720 Millionen Euro.

    Die ganze Nation schaltet am Vormittag des 22. Dezember den Fernseher an und verfolgt gespannt die Ziehung, die im „Königlichen Opernhaus“ in Madrid stattfindet. Dabei tragen Schulkinder die Glücksnummern singend vor. Der Hauptgewinn ging übrigens noch nie nur an eine einzige Person, sondern er wird stets unter vielen Gewinnern aufgesplittet.

    Der Slogan von El Gordo: „Weihnachten beginnt hier bereits am 22. Dezember“

    In diesem Jahr teilt sich jede der fünfstelligen Losnummern in 180 Serien und noch einmal in Zehntellose („décimos“) auf. Ein Zehntellos kostet im spanischen Lottohandel 20 Euro. Wer über ausländische Plattformen mit zockt, muss meist Zuschläge bezahlen. Im Falle eines Volltreffers wird jedes „Gordo“-Zehntellos mit 400.000 Euro bedacht. Theoretisch wenigstens. In der Praxis werden etwas mehr als 320.000 Euro ausgezahlt, weil Spaniens Fiskus bei allen Gewinnen über 40.000 Euro 20 Prozent Glückssteuer kassiert.

    „Weihnachten beginnt hier bereits am 22. Dezember“, lautet ein geflügeltes Wort in Spanien. Und für einige ist der Tag der Ziehung zweifellos ein Glückstag – Bilder von jubelnden Menschen werden auch in diesem Jahr davon zeugen und um die Welt gehen.

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