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Ausbildung: Bayern schiebt keine Flüchtlinge in der Lehre mehr ab

Ausbildung

Bayern schiebt keine Flüchtlinge in der Lehre mehr ab

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    Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder
    Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder Foto: Bernhard Weizenegger

    Auch in Bayern sollen Asylbewerber, die eine Ausbildung begonnen haben, grundsätzlich fünf Jahre bleiben dürfen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will die sogenannte 3+2-Regelung, nach der Flüchtlinge während ihrer dreijährigen Ausbildungszeit und zwei weitere Jahre danach nicht abgeschoben werden dürfen, künftig genauso strikt einhalten wie andere Bundesländer. Schwabens Handwerkskammer-Präsident Hans-Peter Rauch sagte unserer Redaktion: "Kein Flüchtling wird mehr aus der Lehre abgeschoben." Das habe ihm Söder in einem persönlichen Gespräch versprochen. Voraussetzung sei natürlich, dass die Identität der Flüchtlinge geklärt ist und sie sich nichts zuschulden kommen lassen.

    Bekommen Asylbewerber eine zweite Chance als Zuwanderer?

    Deutschland streitet gleichzeitig über den "Spurwechsel" – und meint damit die Frage, ob geduldete, aber gut integrierte Flüchtlinge nicht mehr als Asylbewerber, sondern als potenzielle Zuwanderer behandelt werden sollen. Die Idee stammt von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und sie ist umstritten. Aus der FDP bekommt der CDU-Politiker Unterstützung. "Es macht doch keinen Sinn, ausgerechnet diejenigen abzuschieben, die gut integriert sind, die einen Job haben, die Steuern zahlen, die sich vielleicht sogar noch im örtlichen Fußballverein engagieren", sagt Fraktionsvize Stephan Thomae. Es sei Zeit für ein Einwanderungsgesetz aus einem Guss, mit Ausnahmeregelungen und Einzelfallentscheidungen sei auf Dauer keine Politik zu machen, sagt der FDP-Politiker.

    Seehofer legt Eckpunkte für Einwanderungsgesetz vor

    Im Koalitionsvertrag steht ein solches Gesetz zur Zuwanderung von Fachkräften. Die Eckpunkte hat Bundesinnenminister Horst Seehofer laut Handelsblatt inzwischen vorgelegt und mit seinen Kollegen im Arbeits- und Wirtschaftsministerium abgestimmt. Das bestätigte auch Arbeitsminister Hubertus Heil. Der "Spurwechsel" taucht in dem Vorschlag offenbar nicht auf. Kriterien für die Einwanderung sollen neben der Qualifikation das Alter, Sprachkenntnisse, der Nachweis eines Jobangebots und die Sicherung des Lebensunterhalts sein.

    Die CSU ist ohnehin weniger begeistert von der Idee. Zwar kündigte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder im Interview mit unserer Redaktion einen flexibleren Umgang mit Menschen an, die kein Asyl bekommen, aber bereits einen Job haben. Doch Innenminister Joachim Herrmann fürchtet, dass Deutschland attraktiver für illegale Zuwanderung werden könnte, wenn abgelehnten Asylbewerbern der Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtert wird.

    Wirtschaftsvertreter fürchten um Fachkräfte

    Wirtschaftsvertreter kritisieren hingegen die fehlende Planungssicherheit für Unternehmer. Josefine Steiger, Leiterin des Bereichs Ausbildung der IHK Schwaben, kennt das Problem. "Für die Betriebsinhaber, die Flüchtlingen eine Chance geben, ist es eine schwierige Situation, wenn diese Auszubildenden jede Nacht Angst haben müssen, dass sie abgeschoben werden könnten. Das sorgt für Frust." Doch auch in der Wirtschaft gibt es Skeptiker. "Wir halten die Debatte über den Spurwechsel für verfehlt, realitätsfern und undurchdacht. Asyl, Flucht und Fachkräftezuwanderung dürfen nicht vermischt werden", sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Er glaubt nicht, dass mit Asylbewerbern der Fachkräftemangel gelöst werden kann.

    Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander warnt: "Eine solche Diskussion gefährdet die Akzeptanz eines Fachkräfte-Zuwanderungsgesetzes in der CSU, in Teilen der CDU und in der Öffentlichkeit." Seine Sorge: Am Ende scheitert das Gesetz und die Wirtschaft bekommt nicht die benötigten Fachkräfte.

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