Hausärzte wollen schnell mit dem Impfen beginnen
Offiziell dürfen Hausärzte ihre Patienten ab April gegen Corona impfen. Auf was die Mediziner jetzt noch warten.
Die Entscheidung, dass ab Anfang April auch in den Hausarztpraxen gegen Corona geimpft wird, steht. Noch sind allerdings nicht alle Rahmenbedingungen dafür geklärt. Die Hausärzte selbst würden lieber heute als morgen mit den Impfungen beginnen. "Jeder Tag zählt", macht Markus Beier, der Landesvorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbands, deutlich. Nur ein paar Tage Vorlauf seien nötig, damit dann auch wirklich alle Hausarztpraxen loslegen können. Für die Hausärzte ist laut Beier entscheidend, dass die Politik in Berlin jetzt schnell die Regelungen klärt.
Wie viel Impfstoff steht wann zur Verfügung?
Dort allerdings wurde am Mittwochabend gebremst: Der Start der Corona-Massenimpfungen in Arztpraxen könne sich bis Mitte April verzögern. Das Ziel sei es, frühestmöglich, jedoch spätestens in der Woche vom 19. April zu beginnen. Das erklärten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern nach dreistündigen Video-Beratungen. Einzelne Länder können ihnen zufolge auch ein "Opt-out" erklären und im April noch nicht routinemäßig in den Arztpraxen impfen.
Die Mediziner freilich wollen verbindlich wissen, wann und wie viel Impfstoff ihnen zur Verfügung steht. "Grundsätzlich können wir dann sofort starten", erklärt Beier. Je mehr Impfstoff geliefert wird, desto wichtiger ist es seiner Meinung nach, dass die Hausärzte bei der Impfreihenfolge auch mitentscheiden und helfen können, das Risiko für schwere Erkrankungen zu verringern. Beier will die Impfzentren erhalten, den Schwerpunkt aber auf die Hausarztpraxen legen.
Ärzte fordern einen gewissen Entscheidungsspielraum
Ähnlich sieht das auch der Arzt und CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger: "Sobald im April genug Covid-19-Impfstoff vorhanden ist, muss in den Praxen unverzüglich mit den Impfungen begonnen werden." Damit könne die Geschwindigkeit enorm gesteigert werden. "Was bei der jährlichen Influenza-Impfung bereits gut funktioniert, wird bei der Corona-Impfung sicher auch gut klappen." Es müsse aber für die Hausärzte wirkliche Rechtssicherheit geben, wer die Impfung als Erstes bekommen darf: "Die Hausärzte kennen ihre Patienten am besten, deshalb müssen sie auch einen gewissen Entscheidungsspielraum erhalten."
Impfzentren sollen vorerst nicht geschlossen werden
Dagegen warnt Seniorenministerin Giffey vor einer Aufweichung der Prioritätenlisten für die Corona-Impfungen zulasten älterer Menschen und anderer Risikogruppen. „Es ist richtig, sich zunächst auf die besonders gefährdeten Gruppen zu konzentrieren, dazu zählen ganz besonders auch ältere Menschen“, sagte die SPD-Politikerin unserer Redaktion. „Ältere Menschen müssen bei der Impfung besonders im Blick bleiben, weil sie die am stärksten gefährdete Gruppe sind.“
Bereits jetzt öffneten die Impf-Fortschritte in Pflegeheimen konkrete Perspektiven auf ein Stück Normalität durch mehr Kontakte und Besuche. "Dass der Impfstoff von AstraZeneca nun auch für über 65-Jährige freigegeben werden soll, bringt noch mehr Dynamik in den Impfprozess", so Giffey. "Ich kann alle älteren Menschen nur ermutigen: Machen Sie Gebrauch von dieser Möglichkeit, sich gegen das Coronavirus und schwere Krankheitsverläufen zu schützen."
Die Impfzentren sollen ihre Kapazitäten ebenfalls steigern. "Wir sind erst kürzlich aus München angewiesen worden, unsere Impf-Kapazitäten ab April zu steigern – von 300 auf 1000 pro Tag", sagt Alexander Schwägerl, Leiter des Impfzentrums Kempten. "Ziel ist es doch, so schnell wie möglich alle Impfwilligen zu impfen." Darum sei auch der Betrieb von Impfzentren weiter sinnvoll. Zusätzlich werde deshalb auch schon in den Gemeinden und Stadtteilen geimpft.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Lasst die Hausärzte endlich impfen!
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Die Diskussion ist geschlossen.
Den Hausärzten müssen klare, sanktionierbare Pflichten hinsichtlich der Einhaltung einer rechtlich und ethisch einwandfreien Priosrisierung bei der Impfreihenfolge vorgegeben werden. Die Mehrzahl der Hausärzte wird sicher vernünftig und entsprechend notwendiger medizinischer Wichtigkeit impfen. Doch es wird nicht lange dauern bis Fälle bekannt werden, z.b. mit Bevorzugungen von solventen Privatpatienten, wichtigtuerischen Amtsträgern und "Gefälligkeits"-Impfungen. Die vergangenenWochen haben doch schon gezeigt, wie schnell Missbrauch zu Lasten der Risikogruppen getrieben wird, für die eine schnelle Impfung überlebenswichtig ist.
Alles Ablenkung!
Die Impfzentren impfen zu wenig!
Nun wollte man mit der Teststrategie (wahrscheinlich richtig oder zusätzlich hilfreich?) wieder eine neue Diskussion entfachen - oder/und ein neues Geschäftsfeld eröffnen?
Das Problem aber ist: DER IMPFSTOFF FEHLT!
Da muss man nun - nachdem die Impfzentren für zig. Millionen gebaut worden sind - über die Beteiligung der Ärzte diskutieren und diskutieren - und die Menschen sterben weiter!
Deutschland gibt kein gutes Bild ab - das fängt bei den Hilfsgeldern an - da lässt unser Staat sich - ein weiteres Mal - von Kriminellen vorführen. Die Impfmissere ist nun das Tüpfelchen auf dem "i" !
Wir sollten die über 700 Abgeordenten (zu jae rund 15.000 € im Monat) halbieren - und man wird sehen, es wird erstaunlich besser funktionieren - und mit dem gesparten Geld z. B. einfach mal die Schulen renovieren ....
Der Vorstoß der Hausärzte ist sinnvoll. Die DDR Logik mit den staatlichen Impfzentren war von Anfang an Mist.
Man sollte jedoch sicherstellen, dass das Personal in den Praxen auch im Notfall zB eine Reanimation ausführen kann bzw. bei außergewöhnlichen Impf Reaktionen die Leute schnell behandeln kann. Schnell nach dem Piks weg schicken geht nicht.
Der Vorstoß der Hausärzte ist sicherlich durchaus sinnvoll und dürfte die Impfgeschwindigkeit erhöhen und eventuell sogar die Impfbereitschaft.
Ihre DDR-Vergleiche aber hinken den Fakten hinterher.
In Sachen Impfen hatte die DDR die Nase vorn. Vielleicht ist es gerade der Fehler, hier die DDR nicht als Vorbidl zu nehmen. ;-)
Ob die DDR über Impfzentren oder über niedergelassenen Ärzte geimpft hat, kann ich jetzt nicht sagen, da ich hierzu keine Fakten kenne. Sie können aber gerne hier Belege für die Impfung in Impfzentren in der DDR vorlegen.
https://www.aerztezeitung.de/Politik/Impfmuedigkeit-In-den-neuen-Laendern-kaum-vorhanden-412929.html
https://www.mdr.de/zeitreise/geschichte-schutz-impfung-100.html
Die Einrichtung von Impfzentren dürfte in erster Linie den besonderen Lagerbedingungen vieler Impfstoffe geschuldet sein.
https://www.ptaheute.de/news/artikel/gekuehlt-oder-gefroren-lagerung-von-mrna-impfstoffen/
Minus 70 Grad wird so gut wie keine Hausarztpraxis garantieren können. Und mit nirmalen Gefriergeräten nicht zu erreichen. Vom Transport dorthin ganz zu schweigen. Wenn man erst die Hausarztpraxen mit solchen Gefriergeräten ausstatten hätte müssen, hätte der Impfstart sich vermutlich noch sehr stark verzögert.
Wenn das Personal in eienr Hausarztpraxis nicht reanimieren kann .... dann sollte man sich Gedanken machen, ob man nicht den Hausarzt wechselt. ;-)
Ziel müsste doch sein, dass möglichst so viel wie möglich Menschen geimpft werden sollten. Natürlich ist eine gewissen Priorisierung nötig. Aber meiner Meinung nach hätte von Anfang an die Hausärzte mit einbezogen werden sollen. Jetzt hat man mit viel Kosten sog. Impfzentren einrichten müssen, Lokalitäten für längere Zeit für sicher viel Geld gepachtet, Ärzte und Helfer organisieren müssen usw.
Dies hätte man sich mit den Hausärzten sparen können. Wenn die jährlichen Grippeimpfungen vornehmen können, so ist doch keine Frage, dass sie nicht auch gegen Covid ohne große Einweisungen impfen könnten. Warum wurde da so viel versemmelt? Manchmal frage ich mich, was da dahintersteckt. Die Hausärzte sind doch meist viel näher an den Menschen dran als das Impfzentrum. Ich bin so was von enttäuscht von den dafür verantwortlichen Politikern, vorneweg den Hr. Spahn und auch die Verzögerungstaktiken von Frau Merkel. Und von den hiesigen Politkern hört man kaum was. Nur alle vier Jahre vor den Wahlen sind sie verstärkt präsent. Ja klar, bei den vielen Nebenjobs kann man auch nicht mehr erwarten.
Hieß es nicht, dass die Hausärzte nicht in der Lage wären den Biontech-Impfstoff zu verimpfen, wegen den besonderen Anforderungen an die Kühlung? Mein HA sagte zu mir, sie könne den gar nicht impfen. Wenn nun AZ bei den Hausärzten gelandet wäre, hätte es sicher geheißen, diese bekämen den Impfstoff zweiter Wahl.
Dazu die Problematik mit der Impfreihenfolge und der Terminierung. Die Impfzentren haben halt keine andere Aufgabe. Wenn die Hausarztpraxen lahmgelegt worden wären für die Vorgänge ums Impfen, hätte ich die Kommentare hier nicht lesen wollen. Ich denke nicht, dass man das vom Andrang her mit der jährlichen Grippeschutzimpfung vergleichen kann.
Wo wird in anderen Ländern geimpft? In Kathedralen, Supermärkten etc. - eigentlich überall, wo man viele Leute erreichen kann. Die Hausarztpraxen werden es jedenfalls nicht richten.
Ich würde mich freuen, wenn durch diese Maßnahme endlich mehr Menschen geimpft würden.
Die Erfahrung hat allerdings gezeigt, sich nicht zu früh zu freuen.
Viele Ankündigungen und Hoffnungen auf "Schnelles Impfen" konnten nicht umgesetzt werden.
Die Enttäuschung sitz tief :-(
D ist leider zum Weltmeister der Dampf Plauderer geworden. Da haben sie Recht. Alle fünf Sekunden ein Richtungswechsel. Viel geredet, nichts geschafft.
Israel und viele andere Länder zeigen wie die Impfung erfolgen kann. Derweil würdigen sich hier die Politiker gegenseitig dafür, dass wir führend und so toll sind.
China und Russland, die sogar Impfstoff in Dritte Welt Länder liefern werden herunter gemacht mit dem Argument, man wolle ja nur politisch profitieren. Derweil senden wir keine Impfstoffe an die armen Ländern.
@Andreas B.
Wir sollten bei den Fakten beliben.
https://www.aerztezeitung.de/Politik/Deutschland-Bundeslaender-im-Vergleich-So-oft-wurde-bereits-gegen-COVID-19-geimpft-415936.html
Bei der Impfqoute ist Deutschlandweltweit Platz 47 vor Russland auf Platz 49. Die VR CHina taucht unter den 108 gar nicht auf.
Bei der Anzahl der Geimpften weltweit auf Platz 7 (5,55 Mio.) vor Russland auf Platz 23 mit 1,21 Mio Geimpften.
Das sind nicht unbedingt Zahlen auf die man stolz sein kann. Aber Russland und China hervorzuheben in Sachen impfen der eigenen Bevölkerung ist jenseits der Fakten.
Bei der Lieferung der Impfstoff in alle Welt statt die eigene Bevölkerung zu impfen, dürfte in erster Linie politisch motiviert sein, um größeren Einfluss dort zu gewinnen.