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Kommentar: Flüchtlings-Agenda 2025: Bürger haben Recht auf Masterplan

Kommentar

Flüchtlings-Agenda 2025: Bürger haben Recht auf Masterplan

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    Um der Flüchtlingskrise Herr zu werden braucht Deutschland einen Plan.
    Um der Flüchtlingskrise Herr zu werden braucht Deutschland einen Plan. Foto: Armin Weigel, dpa

    So schaffen wir das nicht. So wird Angela Merkel den Rückhalt für ihre Flüchtlingspolitik irgendwann auch in den eigenen Reihen vollends verlieren. Denn sie macht einen großen Fehler: Die Kanzlerin versäumt es, den Bürgern ausreichend zu erklären, wie der nicht enden wollende massenhafte Flüchtlingsstrom organisatorisch und – was entscheidend ist – wirtschaftlich zu bewältigen ist.

    Weil Merkel das unterlässt, zweifelt laut ZDF-Politbarometer eine klare Mehrheit der Bevölkerung daran, dass Deutschland der Herausforderung gewachsen ist. Immer mehr Menschen, die als Christen bereit sind, von Hunger und Tod bedrohte Menschen in Deutschland aufzunehmen, sind verunsichert. Dabei handelt es sich meist nicht um bornierte Kleinbürger, sondern um Menschen, die nicht nur ihr Herz, sondern auch den Verstand sprechen lassen. Der Verstand gebietet die Einsicht: Auch Barmherzigkeit braucht strategische Konzepte, Wirtschaftlichkeitsberechnungen und Controlling. Das können karitative Organisationen bestätigen. Bei einer Dimension von weit mehr als einer Million Flüchtlingen lässt sich Nächstenliebe (die dringend geboten ist) nur so den Menschen vermitteln.

    Weil ihre Fragen nicht beantwortet werden, kippt die Stimmung in der Bevölkerung

    Die Bürger haben ein Recht auf einen Masterplan. Wie lässt sich der Zustrom der Flüchtlinge auf Dauer begrenzen? Wie viel zusätzliche Wohnungen brauchen wir für Migranten? Was kostet das? Geht dies nur mit höheren Steuern? In welchem Maße steigen die Ausgaben für Hartz IV? Wie viele zusätzliche Lehrer und Polizisten müssen eingestellt werden? Wo sollen all die Menschen herkommen, die den Flüchtlingen Deutsch und Respekt vor unserer Kultur beibringen?

    Weil es an befriedigenden Antworten darauf gebricht, kippt die Stimmung in der Bevölkerung. Was das Barmherzigkeits-Team Merkel braucht, sind Menschen, deren Dienste gefragt sind, wenn Firmen kriseln: Jetzt muss die Stunde der Berater schlagen. Die Bundeskanzlerin sollte die besten Köpfe zusammentrommeln, um ein bundesweites Bündnis für Flüchtlinge zu gründen. Gerhard Schröder ist es ja einst auch gelungen, mit der Hartz-Kommission der Massenarbeitslosigkeit Herr zu werden.

    Gesucht wird ein Macher, eine Art barmherziger Betriebswirt

    Deutschland befindet sich in einem Ausnahmezustand, der eine Konzertierte Aktion rechtfertigt. Ein solcher Migrationspakt muss als breites gesellschaftliches Bündnis angelegt sein: Neben den klügsten Ökonomen sollten im Krisenrat Vertreter von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Hilfsorganisationen sitzen. Ein solcher Pakt braucht einen Repräsentanten an der Spitze, dem die Menschen vertrauen. Gesucht wird ein Macher-Typ mit menschlichem, politischem und ökonomischem Sachverstand, eine Art barmherziger Betriebswirt, unter dessen Vorsitz eine Flüchtlings-Agenda 2025 erarbeitet wird. Schröders Agenda 2010, dank der es gelang, Deutschland wettbewerbsfähiger zu machen, darf hier ruhig Pate stehen. Denn nach allem, was bisher bekannt ist, dauert es rund zehn Jahre, bis die bei uns angekommenen Menschen integriert sind. Und wer soll an der Spitze eines solchen Flüchtlingsbündnisses stehen? Die Position lässt sich nicht mit dem Talkshow-Personal besetzen, den Bosbachs und Professor Sinns der Republik.

    Es bedürfte weniger lautstarker Menschen. Gesucht wird eine Mischung aus dem sensibel-pragmatischen früheren DGB-Chef Michael Sommer, dem nachdenklichen Ex-BMW-Boss Norbert Reithofer, dem klugen Benediktiner-Pater Anselm Grün und der zupackenden Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller. Merkel muss die Last auf viele Schultern verteilen.

    Ein gutes Team entfaltet mehr Weisheit als der Einzelne. Dann schaffen wir das – vielleicht.

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