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Kinderbetreuung: Warum das Corona-Risiko in Kindergärten niedrig ist

Kinderbetreuung

Warum das Corona-Risiko in Kindergärten niedrig ist

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    Familienministerin Franziska Giffey will erneute Kita-Schließungen vermeiden.
    Familienministerin Franziska Giffey will erneute Kita-Schließungen vermeiden. Foto: Wolfgang Kumm, dpa

    Kinder sind keine Corona-Infektionstreiber und die Gefahr der Ansteckung in Kindergärten ist vergleichsweise gering. Das ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag der Bundesregierung, für die Daten aus rund 12.000 Kinderbetreuungseinrichtungen ausgewertet wurden. Für Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) ergibt sich daraus, „dass flächendeckende Schließungen von Kinderbetreuungseinrichtungen nach Möglichkeit vermieden werden sollen“.

    Eine Ankündigung, die zahllose Eltern erleichtern dürfte. Denn nach dem ersten Corona-Schock im März und April waren auch die Kindertagesstätten geschlossen worden. Monatelang mussten Eltern die Betreuung selbst organisieren, was gerade für Haushalte mit zwei berufstätigen Elternteilen vielfach zur Belastungsprobe wurde. Sowohl Giffey als auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verteidigten die Schließungen. Damals seien kaum Erkenntnisse über das Infektionsgeschehen in Kitas und die Corona-Gefahren speziell für Kinder bekannt gewesen.

    Kaum Corona-Infektionen bei unter Fünfjährigen

    Mit Blick auf die ersten Erkenntnisse der laufenden „Corona-Kita-Studie“ des staatlichen Robert-Koch-Institutes sagte Spahn: „Es läuft sehr gut in den Kitas.“ Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen in den rund 56.000 deutschen Kitas bewege sich pro Woche im einstelligen Bereich. Seit Beginn der Untersuchung im Frühjahr seien deutschlandweit nur 79 Ausbrüche in Kitas registriert worden. Erfreulich ist für Giffey zudem, dass rund 90 Prozent des Kindergarten-Personals im Einsatz seien – zehn Prozent pausieren, weil sie etwa einer Risikogruppe angehören.

    Laut Spahn gibt es im Vergleich zur Gesamtbevölkerung unter den bis zu fünfjährigen Kindern nur sehr wenige Corona-Infektionen. Bei den Kindern, die sich angesteckt haben, sei der Krankheitsverlauf überdurchschnittlich oft „sehr, sehr milde“. Gleichwohl gebe es aber durchaus auch bei Kindern sehr ernste Corona-Fälle. Für Grundschulkinder deuten sich nach seinen Angaben ähnliche Befunde an, wie für die Kindergartenkinder. Bei älteren Kindern steige die Ansteckungsgefahr dagegen erheblich.

    Durch Tricks lernen Kinder Händewaschen

    Abstand halten oder Maske zu tragen, sagt Spahn, sei für kleine Kinder natürlich praktisch unmöglich. Für Eltern, die ihren Nachwuchs bringen oder abholen, sei dies aber sinnvoll. Allgemeine Hygienekonzepte in den Einrichtungen seien offenbar durchaus wirksam, um die Infektionen einzudämmen. Manche Kitas, berichtet Giffey, hätten etwa spielerische Wege gefunden, Kinder zum regelmäßigen Händewaschen zu bewegen. „Die bekommen einen Stempel und wenn der abends nicht mehr zu sehen ist, haben die Kinder alles richtig gemacht.“

    Dürfen Kinder mit Schnupfen in die Kita?

    Aus den Erkenntnissen der Studie leitet die Bundesregierung ab, dass die Kindertagesstätten nach Möglichkeit offen bleiben. Geschlossen werden sollen lediglich einzelne Gruppen oder Einrichtungen bis auf weiteres nur, wenn dort Corona-Fälle auftreten. In der Praxis könnte eine weitere Empfehlung viele Eltern besonders aufatmen lassen: Die üblichen herbstlichen Schnupfensymptome sollen kein Grund mehr sein, Kinder nicht in die Kita zu schicken.

    Viele Kindergärten hatten zunächst angeordnet, dass Kinder nur kommen dürfen, wenn sie absolut symptomfrei sind. Dabei ist es nicht selten, dass Kinder praktisch von Oktober bis Ostern schniefen und es durch den Kontakt mit Gleichaltrigen immer wieder zu Neuansteckungen kommt.

    Das vielerorts wegen Corona eingeführte Gebot der Symptomfreiheit bedeutete faktisch Kita-Verbot. Ein Elternteil musste dann zuhause bleiben und die Betreuung übernehmen. Bei vielen Berufstätigen wurden die bezahlten Kinder-Krankheitstage knapp – obwohl deren Zahl wegen Corona von jährlich 20 auf bis zu 30 pro Jahr aufgestockt worden waren. Sobald ein Kind aber Fieber habe, so Jens Spahn, gehöre es jedoch absolut nicht in die Kita.

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