Im Heizungsstreit steht Habeck als Verlierer da
SPD und FDP sind nach der Einigung erleichtert – bei den Grünen aber stehen die Zeichen auf Zerreißprobe. Denn auch beim Thema Asyl gärt es.
Skandinavisch-lange Nächte, laue Temperaturen, kein Abend ohne Feste – bevor sich der Bundestag in die Sommerpause zurückzieht, macht sich das politische Berlin normalerweise ziemlich locker. Abgeordnete tauschen strenge Kostüme gegen Sommerkleider, legen Krawatten und Sakkos ab, plaudern bei kühlem Weißwein, auch über Parteigrenzen hinweg. Doch in diesem Jahr hing der Streit um das geplante Heizungstausch-Gesetz, mit dem der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck den Klimawandel aufhalten will, wie eine Gewitterfront über der Hauptstadt. Die regierende Ampel-Koalition schien kurz vor dem Auseinanderbrechen, denn nicht nur die Opposition, auch die SPD und ganz besonders die FDP hatten massive Bedenken.
Habecks Pläne, warnten sie, überforderten viele Bürger massiv. So drohte die jährliche Spargelfahrt des Seeheimer Kreises, des konservativeren Teils der SPD-Bundestagsfraktion zum Stimmungsdesaster zu werden – da konnte sich der Himmel über dem Wannsee am Dienstagabend noch so freundlich präsentieren. Schließlich aber schmeckten Spargel und Schnitzel den rund 600 Passagieren auf dem Raddampfer doch. Denn, so Bundeskanzler Olaf Scholz knapp: "Heute hat es sich zu Ende geruckelt."
Kanzler Olaf Scholz untertreibt massiv
Mehr Untertreibung geht kaum: Der Ampel-Streit glich eher einem Erdbeben als einem Ruckeln. Erst auf den allerletzten Drücker war es den Spitzen der drei Regierungsparteien gelungen, weiteres Unheil abzuwenden. Scholz, Vizekanzler Habeck sowie Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner einigten sich am Nachmittag im Bundestag auf einen Kompromiss. Im Kern sieht er vor, dass zunächst niemand gezwungen wird, eine Heizung einzubauen, die zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien läuft. Zunächst müssen Kommunen bis 2028 darlegen, in welchen Gebieten sie etwa Nah- und Fernwärme-Netze planen. Dem können auch die Liberalen zustimmen – und sich als Sieger fühlen. Von der Verbotsorgie, die sie befürchtet hatten, kann keine Rede mehr sein.
Erleichterung herrscht bei der SPD. Das Gezerre um das Heiz-Gesetz hatte zunehmend Zweifel an der Führungsstärke von Bundeskanzler Olaf Scholz, geweckt, die mit der Einigung ausgeräumt sind. Das leidige Thema ist wie erhofft vor der Sommerpause abgeräumt, entschärft vor der heißen Phase des Landtagswahlkampfs in Bayern und Hessen. Ein ungelöster Heizungs-Streit hätte weiter Zustimmung gekostet, fürchteten die Parteistrategen. Inhaltlich standen führende Genossen in der Auseinandersetzung näher bei der FDP als bei den Grünen. Denn auch viele traditionelle SPD-Wähler trieb die Sorge um, von Habecks ursprünglich geplanten Heizungsgesetzen finanziell erdrückt zu werden.
Die einstige Lichtgestalt Robert Habeck steht unter Druck
Als Verlierer im sommerlichen Heizungsstreit steht Robert Habeck da. Wie schon bei der Gaspreisbremse musste er zurückrudern. Nach außen nehmen viele Grüne ihre einstige Lichtgestalt gegen vermeintliche Schmutzkampagnen noch in Schutz. Hinter vorgehaltener Hand ist aber immer häufiger zu hören, Habeck habe bei seinem zentralen Klimaschutzvorhaben handwerkliche Fehler gemacht, das Vorhaben zu schlecht kommuniziert oder gegenüber der FDP zu schwach verhandelt. Dass es in der Frage einer grünen Kanzlerkandidatur automatisch auf Habeck hinausläuft, ist nicht mehr in Stein gemeißelt. Beim Klimaschutz hat er die eigene Klientel enttäuscht, in weiten Teilen der Wirtschaft ist die anfängliche Offenheit gegenüber dem beredten Norddeutschen Ablehnung gewichen. Zuletzt irritierte Habeck die Industrie mit der Aussage, Deutschland werde seine Produktion zurückfahren, falls Länder wie Österreich oder Ungarn künftig nicht mehr wie bisher mit russischem Gas versorgt würden. "Bevor die Leute dort frieren, müssten wir unsere Industrie drosseln oder abschalten", sagte er.
Im Heizungs-Kompromisspapier ist wenig übrig von den Plänen, die Habecks Staatssekretär Patrick Graichen ursprünglich formuliert hatte – bevor Habeck ihn rauswarf. Der ehemalige Klima-Lobbyist musste gehen, weil er seinen Trauzeugen zum Chef der Nationalen Energieagentur machen wollte. Die Probleme im Ministerium sind für Habeck noch nicht ausgestanden und erst recht nicht die in der Partei, die in der Wählergunst weit zurückgefallen ist. Nicht nur mit dem Heizungs-Kompromiss hat die Basis ein Problem, sie hadert auch mit der Zustimmung ihrer Außenministerin Annalena Baerbock zum europäischen Asylkompromiss. Es brodelt: Beim kleinen Parteitag im hessischen Bad Vilbel am Wochenende könnte es vorbei sein mit dem seit einigen Jahren herrschenden Burgfrieden im alten Streit zwischen dem pragmatischen Realo-Flügel und den radikaleren Fundis. Im grünen Feld der Ampel ist der Sommer jedenfalls noch längst nicht gerettet.
Die Diskussion ist geschlossen.
Der Verlierer ist nicht Habeck, sondern Deutschland, das nun weitere 5 Jahre verliert, um die vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Und jedes verlorene Jahr wird am Ende doppelt so teuer werden, weil die Eingriffe in den CO2-Ausstoß dann um so drastischer sein müssen, will Deutschland nicht blamiert dastehen - oder als Ausrede dienen für die, die ebenso langsam oder noch langsamer vorankommen.
Wir werden aber nicht verlieren! Weil Deutschland Klimagewinner sein wird. Vielleicht werden wir sogar beneidet, weil wir unsere Wirtschaft jetzt nicht so ruinieren.
Auch wenn es die Graichen-Ultras nicht glauben - die Planungen für Fernwärme sind kein Zeitverlust!
>> jedes verlorene Jahr wird am Ende doppelt so teuer werden <<
Bitte Nachweis für diese Behauptung - da wird aber nichts kommen...
Die Wirklichkeit für die Welt sieht so aus:
https://www.klimareporter.de/klimakonferenzen/klimaneutral-bis-2070-ist-indien-ambitioniert
>> Indiens Premierminister Narendra Modi hat am Montag auf der Klimakonferenz in Glasgow angekündigt, sein Land wolle bis zum Jahr 2070 klimaneutral werden – volle 25 Jahre später, als Deutschland sich das zum Ziel gesetzt hat. <<
Christina M., da haben Sie glaub einen Denkfehler drin. Das Heizungsgesetz betrifft die Haushalte, nicht die Wirtschaft.
Verlierer sind die Häuslebauer, die den Grünen Ideologen damals geglaubt haben, dass eine Gasheizung mit Brennwerttechnik umweltfreundlich ist.
Die Grünen haben sich einfach verkalkuliert ob bei der Gaspreisbremse, jetzt beim Heizgesetz- schlecht vorbereitet die Gesetzesvorlagen nach dem Prinzip "Hoppla- jetzt komm ich". Der frische Wind im Wirtschaftsministerium in Person der Lichtgestalt Habeck ist zu einem unangenehmen Gewittersturm konvertiert. Und die Vorstellungen der Grünen in Sachen Aussenpolitik ist auch keine Erfolgsgeschichte jüngst mit dem Flüchtlingskompromiss beschieden, der grundsätzlich gegen die Urprinzipien der grünen Klientel und der damit verbundenen NGOs verstößt. Und das ist gut so. Vielleicht sollte sich die grüne Partei Mal vergegenwärtigen, dass sie als 15% Partei nicht die Geschicke des Landes nach grüner Machart verändern kann und der Rest beglückt zuschaut. Man kann nur hoffen, dass das Land von einer Kanzlerschaft einer oder eines Grünen verschont bleibt.
Nein, nicht Habeck ist der Verlierer. Das Klima, die Artenvielfalt und die Zukunft unserer Kinder sind die Verlierer. Habeck ist nur ihr Anwalt.
Das sehe ich auch so wie Sie Herr Gregor B. Ich glaube einige Politiker haben immer noch nicht verstanden, dass ein schnelleres Handeln Notwendig ist. Popolismus und Lügen helfen da nicht und schon gar nicht noch mehr Jahre verplempern und ein weiter so wie all die Vergangen Jahre erst recht nicht, dass muss uns alle zu denken geben. Der Klimawandel wird die ganze Welt nachhaltig verändern, auch uns in Deutschland und Europa. Ich denke das trifft nächsten Generationen in der ganzen Welt. Kriege sind das alle letzte was wir auf der Erde brauchen, noch mehr Zerstörung und Leid zusätzlich. Eine erschreckende Zukunft für die Menschheit und den Tieren auf dem Erdball.