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Erziehung: Kita-Personal ist häufiger krank als der Durchschnitt

Erziehung

Kita-Personal ist häufiger krank als der Durchschnitt

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    Kita-Personal fällt einer aktuellen Analyse zufolge deutlich häufiger wegen Krankheit aus als andere Berufstätige.
    Kita-Personal fällt einer aktuellen Analyse zufolge deutlich häufiger wegen Krankheit aus als andere Berufstätige. Foto: Arno Burgi, dpa

    Das Thema Kinderbetreuung ist eine politische Baustelle – und das bereits seit Jahren. Zu wenige Plätze, zu wenig Personal, zu knappe Öffnungszeiten. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt nun ein weiteres Problem auf: Kita-Personal fällt deutlich häufiger wegen Krankheit aus als andere Berufstätige. So waren Beschäftigte in der Kinderbetreuung 2023 im Schnitt an knapp 30 Tagen arbeitsunfähig - alle anderen Berufsgruppen durchschnittlich an rund 20 Tagen. In Bayern ist die Kluft nicht ganz so groß, aber immer noch deutlich vorhanden: So waren Beschäftigte in der Kinderbetreuung 2023 im Freistaat im Schnitt an rund 24 Tagen arbeitsunfähig - alle anderen Berufsgruppen durchschnittlich an knapp 18 Tagen. Die höchsten Ausfallzeiten beim pädagogischen Personal verzeichnet Thüringen mit 31,9 Tagen. Was hervorsticht: Besonders psychische Erkrankungen belasten die Angestellten.

    Aus Daten der Krankenkasse DAK geht hervor: Am häufigsten sind Kita-Beschäftigte im Jahr 2023 aufgrund von Atemwegsinfektionen krankheitsbedingt ausgefallen, auf Platz zwei folgen bereits psychische Erkrankungen. „Insbesondere die Arbeitsunfähigkeitstage infolge psychischer Erkrankungen sind im Kita-Bereich in den letzten Jahren stark angestiegen sowie deutlich höher als im Schnitt aller Berufsgruppen“, so das Ergebnis der Bertelsmann-Studie. Anette Stein, Expertin der Bertelsmann Stiftung für frühkindliche Bildung, warnt: „Viele Kitas stecken in einem Teufelskreis: Aufgrund der steigenden Krankenstände fallen immer mehr Fachkräfte aus, wodurch die Überlastung für die verbleibenden Beschäftigten weiter zunimmt. An gute frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung ist vielerorts gar nicht mehr zu denken.“

    Experten fordern mehr qualifiziertes Personal

    Das sogenannte Fachkräfte-Forum, das sich aus Kitafachkräften, Leitungen und Fachberatungen aus allen Bundesländern zusammensetzt, fordert deshalb, sich stärker um Vertretungen durch qualifiziertes Personal zu kümmern. „Legt man die aktuellen Ausfallzeiten je Bundesland zugrunde, müssten bundesweit zusätzlich knapp 97.000 vollzeitbeschäftigte Fachkräfte für Vertretung eingestellt werden, davon 25.000 in Ost- und 72.000 in Westdeutschland“, so der Verband. Dies würde zusätzliche Personalkosten von rund 5,8 Milliarden Euro pro Jahr verursachen. „Dadurch ließe sich die Personalsituation in den Kitas zumindest kurzfristig stabilisieren.“ Tatsächlich wurden die Zugangsvoraussetzungen zum Beruf in den vergangenen Jahren immer wieder gesenkt, um zusätzliches Personal zu finden. Die Bundesländer werben unter anderem um Quereinsteiger. In Bayern sind die Anforderungen an die Kitaleitung gesenkt und Schnellqualifizierungen eingeführt worden.

    Die Bertelsmann-Stiftung allerdings warnt davor, die Zugangsvoraussetzungen weiter herabzusetzen, das führe zu einer zusätzlichen Belastung und folglich einer Überlastung in den Einrichtungen. „Beschäftigte ohne ausreichende pädagogische Qualifikation müssen in der Arbeit mit den Kindern enger durch die vorhandenen Fachkräfte begleitet werden – was deren Zeit noch mehr beansprucht“, so das Fachkräfte-Forum. Deshalb komme es darauf an, die pädagogische Qualifizierung von Quereinsteigerinnen berufsbegleitend voranzutreiben und bundesweite Standards für die fachliche Eignung festzulegen. „Kitas unterstützen Eltern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In erster Linie sind sie aber für gute frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung der Kinder verantwortlich – die gibt es aber nur mit qualifiziertem Personal“, betont auch Expertin Anette Stein. Sonja Zipper vom Fachkräfte-Forum macht auf eine weitere Folgewirkung aufmerksam: Dadurch, dass der Kita-Betrieb zu einer dauerhaften Mangelverwaltung werde, sinke die Attraktivität des Berufs.

    Bund gibt zwei Milliarden für Kitaqualität

    Erst in der vergangenen Woche hat das Bundeskabinett die Fortschreibung des sogenannten Kita-Qualitätsgesetzes beschlossen, es muss nun noch durch Bundestag und Bundesrat. Vorgesehen ist, dass die Länder auch in den kommenden beiden Jahren jeweils rund zwei Milliarden Euro vom Bund für ihre Kitas zur Verbesserung des Betreuungsangebots bekommen. Das Geld ist nach Angaben des Familienministeriums für mehr Erzieherstellen gedacht, etwa um den Betreuungsschlüssel zu verbessern und Öffnungszeiten auszuweiten oder für die Stärkung von Kita-Leitungen. Es kann auch in die Bereiche Verpflegung, Bewegung, Sprachentwicklung und in die Kindertagespflege investiert werden, mindestens aber muss eine Maßnahme zur Fachkräftegewinnung und -sicherung damit umgesetzt werden.

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