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Foto: Brian Cahn, ZUMA Press Wire/dpa
Foto: Brian Cahn, ZUMA Press Wire/dpa

Russland bombardieren? Donald Trump verbreitet seltsame Strategien.

Ex-US-Präsident
06.03.2022

Wo stünde die Welt im Ukraine-Konflikt unter Trump?

Von Karl Doemens

Der Ex-Präsident Donald Trump verstört viele Amerikaner mit seinen Aussagen über den Krieg in der Ukraine.

Natürlich ist es hinterher nur ein Scherz gewesen – wie schon zu Beginn seiner Präsidentschaft die Drohung mit der Vernichtung Nordkoreas und unzählige weitere Ungeheuerlichkeiten während seiner Amtszeit. Bei einer Spendengala in New Orleans hat Donald Trump am Samstag schwadroniert, die USA könnten im Ukraine-Krieg eigene F-22-Flugzeuge mit chinesischen Fahnen tarnen und dann „den Russen die Scheiße aus dem Leib bomben“. Anschließend solle Washington jede Verantwortung leugnen und entspannt zuschauen, wie sich Russland und China gegenseitig zerlegen.

Nichts an diesem Szenario ist lustig. Nicht nur, weil sich solche Zynismen angesichts der apokalyptischen Bilder aus Mariupol und anderen ukrainischen Städten verbieten. Trumps Gewaltphantasien verstören viele Amerikaner, ebenso wie seine Bewunderung für totalitäre Herrscher.

Donald Trump versuchte, den ukrainischen Präsidenten zu erpressen

Noch vor knapp zwei Wochen, buchstäblich am Vorabend des Überfalls auf die Ukraine, hatte Trump den russischen Machthaber Wladimir Putin ein „Genie“ genannt und die angebliche Entsendung russischer Soldaten in zwei ostukrainische Provinzen „wunderbar“ genannt: „Das sind die stärksten Friedenstruppen, die wir je gesehen haben.“

Nun ergeht er sich in militaristischen Kraftmeiereien gegenüber Moskau und greift seinen Nachfolger Joe Biden als Schwächling an. Das provoziert die Frage: Wo stünde die Welt, wenn dem Angriffskrieger Putin auf der anderen Seite des Atlantiks ein Präsident Donald Trump gegenübersäße? „Mit Trump wäre es nie so weit gekommen“, lautet das Credo der rechten US-Republikaner. Vielen anderen Amerikanern läuft ein kalter Schauder den Rücken herunter.

„Er wusste kaum, wo die Ukraine liegt“, hat Trumps einstiger Sicherheitsberater John Bolton gerade berichtet und daran erinnert, wie sich der Ex-Präsident einst bei seinem Stabschef John Kelly erkundigte, ob Finnland wohl ein Teil von Russland sei. Dass Trump die Ukraine besonders am Herzen gelegen habe, kann man wirklich nicht sagen.

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Im Gegenteil: Er vermutete Kiew stets hinter den Versuchen, seine Russland-Beziehungen offenzulegen. „Die Ukraine ist ein furchtbares Land. Die sind alle korrupt. Das sind schreckliche Menschen“, hat er nach Angaben des ehemaligen amerikanischen Ukraine-Beauftragten Kurt Volker im Mai 2019 im Oval Office gepöbelt.

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Foto: Efrem Lukatsky, AP/dpa/Archivbild
Foto: Efrem Lukatsky, AP/dpa/Archivbild

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: Ex-US-Präsident Trump hatte von ihm gefordert, sich an einer Schmutzkampagne gegen Joe Biden zu beteiligen.

Vor allem hielt er damals die vom Kongress bereits genehmigten Militärhilfen für das Land zurück und versuchte, in einem Telefongespräch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu erpressen: Nur wenn dieser sich an einer Schmutzkampagne gegen Biden beteilige, sollte das Geld fließen.

Auf eine besondere Sensibilität für die Bedrohungslage durch Russland deutet das kaum hin. Bolton vermutet, dass die Lage sogar noch viel schlimmer für den Westen wäre. „In seiner zweiten Amtszeit wäre Trump wohl aus der Nato ausgetreten“, sagt Trumps einstiger Sicherheitsberater. „Ich glaube, dass Putin darauf gewartet hat.“

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