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Interview
07.10.2023

"Die Verbindungen zwischen Ost- und Westdeutschland sind viel stärker als das Trennende"

Auf gleicher Höhe? Lokomotiven der Deutschen Reichsbahn (DDR) und der Deutschen Bahn (Bundesrepublik) nach der Wende vor der entscheidenden Weiche.
Foto: Hubert Link, dpa (Archivbild)

Die Historikerin Christina Morina erklärt, warum sich die Debatten über das Verhältnis von Ost und West oft im Kreis drehen und warum die AfD in den ostdeutschen Ländern so viel Zuspruch erfährt.

Frau Morina, es gibt viele Bücher über das Verhältnis zwischen den Ost- und Westdeutschen. Warum haben Sie mit „Tausend Aufbrüche“ jetzt ein weiteres hinzugefügt?

Christina Morina: Mir geht es in erster Linie nicht um das Verhältnis zwischen Ost und West, sondern um eine verbindende Perspektive auf die im doppelten Sinne geteilte Geschichte Ost- und Westdeutschlands. Ich wollte die Frage nach der jüngeren deutschen Demokratie neu stellen. Eine Frage, die unweigerlich in die Gegenwart führt und zu den aktuellen Problemen.

Der Chef der Bundestagsfraktion der Linken, Dietmar Bartsch, sagte jüngst, „Die Unterschiede zwischen Ost und West sind wie einbetoniert“. Hat er recht?

Morina: Nein. Das Ost-West-Verhältnis würde ich nicht so statisch beschreiben. Ich glaube, die Verbindungen zwischen Ost- und Westdeutschland sind viel stärker als das Trennende, sind inzwischen unendlich verflochten auf allen Ebenen. Was mich an solchen Aussagen stört, ist, dass damit der Zustand, den man kritisiert, verfestigt wird. 

Trifft der Vorwurf vieler Ostdeutscher zu, dass sich die „Wessis“ viel weniger für den Osten interessieren als umgekehrt?

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Morina: Das hatte am Anfang historische Gründe. Schließlich konnten die Bürger in Westdeutschland vor 1989 überallhin, die Ostdeutschen nicht. Hinzu kommt, dass die Ostdeutschen – damals nur rund 20 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung – anteilig auch viel mehr Verwandte im Westen hatten als umgekehrt. Und da war die große Anziehungskraft der westlichen Demokratie und des Wohlstands. Ich habe aber in vielen Gesprächen die Erfahrung gemacht, dass man sich auch im Westen – trotz oder gerade aus Irritation – sehr für den Osten interessiert.

Christina Morina will mit ihrem Buch "Tausend Aufbrüche" sieht "unendliche Verflechtungen" zwischen Ost- und Westdeutschland.
Foto: Sarah Jonek

Es gibt unzählige Analysen, dass die Wiedervereinigung das Leben für die Bewohner der DDR nach 1990 umgestülpt hat. Inwiefern aber hat die alte Bundesrepublik ihr Gesicht verändert?

Morina: Auch sie hat sich stark verändert. Die neue globale Rolle, die Belastungen durch die Kosten der Einheit, der forcierte Strukturwandel in der Industrie. Es ist nötig, auch darüber auf Augenhöhe zu sprechen, die Sicht der jeweils anderen Seite zur Kenntnis zu nehmen, die manchmal gar nicht so anders ist. Ich beschäftige mich in meinem Buch zum Beispiel mit der knappen Entscheidung für die Hauptstadt Berlin. Bonn stand ja symbolisch für eine insgesamt gelungene Demokratie. Dennoch nach Berlin umzuziehen, das war für viele auch ein Abschied, das Ende der sogenannten Bonner Republik.

Die AfD steht aktuell in Sachsen oder Thüringen in Umfragen jenseits der 30-Prozent-Marke. Erschreckt Sie der Zuspruch für eine in Teilen rechtsextreme Partei?

Morina: Es ist für mich persönlich besorgniserregend und traurig, dass so viele Menschen glauben, diese sogenannte Alternative sei tatsächlich eine Alternative. Und da denke ich auch nicht allein an die Forderungen der Partei. Mich stört auch der Ton, die Rohheit, die sie in die öffentliche Debatte gebracht hat, etwa wenn Alice Weidel die Regierung als Idioten und Wahnsinnige diffamiert. Würden solche Worte im Alltag fallen, hätte man Angst, dass eine Prügelei droht.

Sie beschreiben einen spezifischen Demokratiebegriff, der in der DDR lebendig blieb. Was meinen Sie damit?

Morina: Das diktatorische Regime präsentierte die DDR als „sozialistische Republik“ und beschwor „Volksdemokratie“. Mich interessiert, welche Bedeutung dieser scheinheilige Demokratie-Diskurs in der Gesellschaft hatte. Viele Menschen hielten das für ein berechtigtes Ideal, viele wussten aber auch, dass die Realität nichts mit Demokratie zu tun hatte. Diese Vielfalt geht aus der sehr diversen Bürgerpost hervor, die ich aus der DDR-Zeit für die 80er-Jahre ausgewertet habe. Völlig abgewandt haben sich die meisten dennoch nicht, sie wollten einen Beitrag dazu leisten, dass es besser wird. Es gab also ein facettenreiches, widersprüchliches Reden über Demokratie in der DDR.

Sie vertreten die These, dass die AfD mit ihren Forderungen nach Volksdemokratie und Volksabstimmungen geschickt Begriffe verwendet, die in Ostdeutschland einen guten Klang haben.

Morina: Der Demokratie-Diskurs war in der DDR sehr stark volks- und im Herbst 89 dann vor allem basisdemokratisch geprägt. Heute ist die AfD die einzige nennenswerte Partei, die „wahre“ Volkssouveränität und direkte Demokratie propagiert. Sie fordert Volksabstimmungen und die Direktwahl des Bundespräsidenten. Meine These ist, dass in dieser Rhetorik ein Grund dafür liegt, warum die AfD im Osten zehn, 15 Prozent mehr erhält als im Westen. Diese Differenz ist der Punkt, der mich besonders beschäftigt, denn sie macht den Unterschied zwischen Ost und West aus.

Auch in der DDR gab es eine Neonazi-Szene. Wie ist über die Verbrechen der Nazis aufgeklärt worden und wie wirkt dieser Umgang mit der Vergangenheit heute nach?

Morina: Die Frage nach Kontinuitäten ist schwer zu beantworten, dazu wird derzeit viel geforscht. Es gab in der DDR eine Neonazi-Subkultur, im Westen eher Netzwerk- und Parteistrukturen. Beides konnte nach 1990 zusammenkommen, Teile der Neonazi-Szene des Westens sind 1990 nach Ostdeutschland gezogen und haben sich dort festgesetzt. Es kommt nicht von ungefähr, dass die AfD und ihre intellektuellen Zulieferer – personell und ideologisch – in den 90er-Jahren Wurzeln im Osten geschlagen haben.

Was ist zu tun, um die Wunden zwischen Ost und West zu heilen?

Morina: Ich glaube nicht, dass man mit dem Reden über diese Wunden Dinge wirklich verändern kann. Am Ende ist es wichtig, dass so viele Menschen wie möglich die Erfahrung machen oder auch nur darauf vertrauen, sie können die Grundlagen der Gesellschaft, in der sie leben, mitgestalten. Wir sollten stärker debattieren, wo Gemeinsamkeiten liegen, aber auch, wie wir Interessenkonflikte vernünftig aushandeln und wie diese Gesellschaft zukünftig aussehen soll. Ich glaube, solche Gespräche gelingen besser, wenn sie auch historisch informiert sind. Dazu will ich etwas beitragen.

Christina Morina, "Tausend Aufbrüche", Siedler, 400 Seiten, 28 Euro.
Foto: Verlag

Zur Person: Christina Morina, 47, geboren in Frankfurt an der Oder, ist Professorin an der Universität Augsburg. Einer der Forschungsschwerpunkte der Historikerin ist die politische Kulturgeschichte des geteilten und vereinigten Deutschlands. 

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