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Kommentar: Putins verblüffende Unverfrorenheit

Kommentar

Putins verblüffende Unverfrorenheit

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    Ein Banner an der Burg Narva in Estland klagt den russischen Präsidenten Wladimir Putin als „Kriegsverbrecher“ an.
    Ein Banner an der Burg Narva in Estland klagt den russischen Präsidenten Wladimir Putin als „Kriegsverbrecher“ an. Foto: AP, dpa

    Es ist immer wieder verblüffend, mit welcher Unverfrorenheit Wladimir Putin Schwarz zu Weiß erklärt. Seinen verbrecherischen Angriffskrieg deutet der russische Präsident in einen Abwehrkampf gegen westliche Aggressoren um. Seine faschistoide Kreml-Clique erhebt er in den Rang der letzten „heiligen Krieger“ gegen die Neonazis, die er nicht mehr nur in Kiew wittert, sondern überall im Westen. Er, der ein Nachbarland von der politischen Landkarte tilgen will, beschwört die drohende Vernichtung Russlands.

    Es ist nicht ausgeschlossen, dass Putin all die Absurditäten wirklich glaubt. Wahrscheinlicher ist aber noch immer, dass der Wahnsinn Methode hat. Dass sich der russische Präsident in eine verschwörungsmythische Festung zurückgezogen hat, die ihn unangreifbar macht gegen Zweifel. Sei es gegen die Fragen, die auch viele Menschen in Russland quälen, ohne dass diese sie offen stellen können. Oder gegen die Wutreden von Söldnerchef Jewgeni Prigoschin, der den Mächtigen in Moskau seit Monaten Totalversagen vorwirft. 

    Kann das noch lange gut gehen? Kann ein Regime, das sich auf Lügen gründet, dauerhaft bestehen? Kaum. Wer den Blick ins Historische weitet und gleichsam aus der Vogelperspektive auf diesen Putin schaut, wird fast zwangsläufig ein Scheitern prophezeien. Am Ende könnte eine selbsterfüllende Prophezeiung stehen: Der Krieg, den Putin entfesselt hat, könnte in einen Zerfall des überdehnten eurasischen Riesenreichs münden.

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