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Großaitingen: Die "Luftrennstrecke" auf dem Lechfeld

Großaitingen

Die "Luftrennstrecke" auf dem Lechfeld

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    Es war ein historischer Moment der Luftfahrtgeschichte – und er spielte sich in Augsburg ab: Der Messerschmitt-Werkspilot Fritz Wendel (rechts, im Bild mit Willy Messerschmitt) stellte mit einer Me 209 V1 einen Geschwindigkeitsrekord auf.
    Es war ein historischer Moment der Luftfahrtgeschichte – und er spielte sich in Augsburg ab: Der Messerschmitt-Werkspilot Fritz Wendel (rechts, im Bild mit Willy Messerschmitt) stellte mit einer Me 209 V1 einen Geschwindigkeitsrekord auf. Foto: Premium Aerotec

    30 lange Jahre – bis 1969 - war der in Augsburg beheimatete und vor jetzt 50 Jahren verstorbene Testpilot Fritz Wendel Inhaber des Geschwindigkeits-Weltrekords für Propellerflugzeuge. Dieses in den Annalen des Luftverkehrs dick eingetragene Ereignis fand 1939 auf der luftigen „Rennstrecke“ südwestlich des Flugfeldes der damaligen Messerschmitt-Flugzeugwerke an der Haunstetter Straße statt.

    Es war der von Hitler verursachte Rüstungswahn, der immer mehr und immer schnellere Kampfflugzeuge verlangte. Gleich 36.000 Me109-Jäger wurden damals gebaut. Dies in Augsburg und gleich an 40 anderen Standorten. Die Me109 war damit das meistgebaute Flugzeug im Zweiten Weltkrieg.  Alles geschah jedoch unter oft menschenunwürdigen Voraussetzungen: „Fremdkräfte“ wurden eingesetzt, wie man beschönigend die hierher verschleppten Zwangsarbeiter nannte. Und solch eine Me109 benutzte ganz offiziell Fritz Wendel bei seinem Rekordflug, den er mit erstmals erreichten 755,138 Stundenkilometern absolvierte. Dabei musste er - entsprechend der international festgesetzten Regularien - die „Luftrennstrecke“ oberhalb der schnurstracks verlaufenden Bahnlinie Augsburg – Bobingen – Großaitingen viermal durchfliegen.

    Zur Belohnung gab es eine Beförderung zum  Flugkapitän

    Der Welt und vor allem den Kriegsgegnern sollte damit ganz offiziell vor Augen geführt werden, dass Deutschland weltweit mit einem Serien-Kampfflugzeug die Nummer eins ist. Doch die NS-Gewaltigen führten alle recht dreist an der Nase herum: Fritz Wendel flog nämlich keine normale Me109. Seine intern Me209 benannte Maschine hatte mit einem Me109-Jäger beinahe nichts gemein. Sie war entsprechend hoch frisiert und im Grunde nur für solche Rekordversuche getrimmt. Dieser große Bluff täuscht natürlich nicht über das herausragende fliegerische Können von Fritz Wendel hinweg. Sein Name ist jedenfalls in die Geschichte der Fliegerei eingegangen. Doch die Belohnung dafür war schon ein wenig mickrig: Es stand nur eine Beförderung zum Flugkapitän an, die wahrscheinlich so auch gekommen wäre. Eine wahre Odyssee mit ungewissem Ausgang hatte dann die Me209-Weltrekordmaschine noch vor sich. Sie wurde zunächst standesgemäß ins Deutsche Flugmuseum nach Berlin gebracht und dort aber kriegsbedingt ausgelagert. Nur mehr ein paar traurige Reste von ihr tauchten dann irgendwann mal in einem Museumsdepot in Krakau auf.

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