Didier Deschamps, die Nervensäge im Starensemble
Didier Deschamps hat Frankreich zum WM-Titel geführt, als Trainer und als Spieler. Das soll nun auch auf europäischer Ebene gelingen. Wie tickt der "General"?
Eigentlich war Didier Deschamps schon während seiner Karriere als Fußballspieler ein Trainer. Denn schon als defensiver Mittelfeldspieler gab "der General", wie er aufgrund seiner Führungsqualitäten und seiner Dominanz während der WM 1998 getauft wird, seinen Mitspielern ständig taktische Anweisungen.
Didier Deschamps wurde mit Frankreich zwei Mal Weltmeister
Dabei redete er stets Tacheles und führte die französische Nationalmannschaft mit seiner direkten Art zweimal zum Weltmeistertitel – einmal als Spieler 1998 im eigenen Land sowie als Trainer 20 Jahre später in Russland. Ein Kunststück, das zuvor lediglich Franz Beckenbauer und Mario Zagallo gelang. Wie konnte er derart erfolgreich sein?
Zinédine Zidane, früher selbst Weltfußballer, formulierte es einmal so: „Il est un emmerdeur“, eine Nervensäge. Damals, vor dem Finalsieg gegen Brasilien, bedrängte Deschamps Zidane fast, redete immer wieder auf den Star ein. Kurz darauf wurde Frankreich Weltmeister. Bei dem 3:0 traf Zidane zweimal.
EM 2021: Zusammenhalt im "Ensemble" ist dem Trainer besonders wichtig
Wichtiger als die Taktik ist dem Familienmensch jedoch der Zusammenhalt - nicht nur der mit seiner Frau Claude, mit der er seit 1985 zusammen ist und seit 1996 einen Sohn hat. Das Wort „ensemble“ hat deshalb einen hohen Stellenwert in seinem Wortschatz. An jenem Wort erkennt man auch Deschamps Herkunft, denn der 52-Jährige ist gebürtiger Baske. Denn der im Standardfranzösisch "Ongsomble" ausgesprochene Begriff wird in der bis nach Spanien reichenden Region in Südfrankreich und deren Dialekt zum "Angsamble".
Mit einem starken Zusammenhalt als Mannschaft, hat er als Spieler sowohl mit Juventus Turin als auch mit Olympique Marseille die Champions League gewonnen, mit OM dazu die französische Meisterschaft. Auch seinem aktuellen Team, der équipe tricolore, impft er diesen Grundgedanken ein. Das hat Deschamps bereits 2018 bewiesen, als er eine Ansammlung von Individualisten wie den eigenwilligen Antoine Griezmann, den manchmal etwas zu selbstbewussten Paul Pogba und den nie um einen Spruch verlegenen Ousmane Dembélé zu einem Team formte.
Führungsstil mit klarer Kante: Deschamps kann auch mal durchgreifen
Wenn ein Spieler jedoch den Fokus verliert, kann der Trainer auch durchgreifen. So geschehen vor sechs Jahren, als einer der erfolgreichsten französischen Spieler, Karim Benzema, mit einer Erpressungsaffäre für Aufsehen sorgte. Deschamps strich seinen Star aus dem Kader, der Stürmer mit algerischen Wurzeln wiederum warf ihm Rassismus vor. Daraufhin strich der Trainer ihn aus dem Kader und sagte, er würde den Vorfall nie vergessen. Vergeben hat er seinem Spieler offenbar trotzdem, denn just vor der EM tauchte er wieder im französischen Kader auf.
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