
Afghanistan: Knapp zwei Drittel der Deutschen fürchten Flüchtlingssituation wie 2015


Exklusiv Die Taliban haben Afghanistan zurückerobert, Tausende Menschen wollen das Land verlassen. Die Mehrheit der Deutschen befürchtet eine ähnliche Situation wie 2015.
Während in Afghanistan Tausende Menschen um ihr Leben fürchten, ist die Sorge in Deutschland groß, dass erneut viele Geflüchtete in die Bundesrepublik strömen könnten. Knapp zwei Drittel (62,9 Prozent) befürchten eine ähnliche Situation wie 2015. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für unsere Redaktion. 30 Prozent sehen das anders, der Rest ist unentschieden.
Nachdem die islamistischen Taliban innerhalb weniger Wochen die Macht in Afghanistan übernommen haben, versuchen Tausende Afghaninnen und Afghanen aus dem Land zu fliehen. Am Flughafen in Kabul spielen sich chaotische Szenen ab, einige klammern sich an startende Flugzeuge, um das Land zu verlassen. Mittlerweile hat die Bundeswehr damit begonnen, erste Menschen aus dem Krisengebiet auszufliegen.
Drei Viertel der Unions-Wählerinnen und -Wähler befürchten Situation wie 2015
Die Kritik an Deutschland ist groß: Die Lage in Afghanistan sei nicht nur falsch eingeschätzt worden, sondern die Regierung habe es zudem versäumt, die Evakuierung der Ortskräfte rechtzeitig vorzubereiten. Von Versagen ist die Rede, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte die Situation "beschämend" für den Westen. Diskussionen lösten auch die Äußerungen des Kanzlerkandidaten der Union, Armin Laschet, aus. Ihm wurde vorgeworfen, keine Geflüchteten aus Afghanistan aufnehmen zu wollen. Mit Blick auf die Situation am Hindukusch twitterte er unter anderem: "2015 soll sich nicht wiederholen."
Laut Umfrage sind vor allem Wählerinnen und Wähler der AfD dieser Meinung. In den politischen Lagern der Union und der FDP gaben rund drei Viertel der Befragten an, eine ähnliche Flüchtlingssituation wie vor sechs Jahren zu befürchten. Unter Grün-Wählerinnen und -Wählern sehen das lediglich 38,8 Prozent so.
Das Meinungsforschungsinstitut Civey zählt für seine repräsentativen Umfragen nur die Stimmen registrierter und verifizierter Internetnutzerinnen und -nutzer, die Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angegeben haben. Die Stimmen werden nach einem wissenschaftlichen Verfahren gemäß der Zusammensetzung der deutschen Bevölkerung gewichtet. Für die Frage "Inwieweit stimmen Sie zu: 'Ich sorge mich, dass die Situation in Afghanistan zu einer Flüchtlingssituation in Deutschland wie 2015 führen könnte'?" wurden im Zeitraum vom 16.08. bis 17.08.2021 die Antworten von 5002 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Deutschland berücksichtigt. Der statistische Fehler liegt bei 2,5 Prozent.
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Mein Gott, es geht um Menschenleben!!! Da kann man doch nicht aus sicherer Position heraus mit der Angst vor Flüchtlingsströmen argumentieren! Es wird Zeit, dass die Bundesregierung alles tut, um so viele Menschen zu retten wie nur irgend möglich. Wenn man hier seine Schuldigkeit getan hat, kann man überlegen, wie sich die Menschen am besten verteilen und verteilen lassen. Schließlich trägt auch Deutschland eine Mitschuld an der jetzigen Situation. Man wusste doch schon lange, dass diese Tage kommen werden und jetzt tut man so überrascht, als stünde man im falschen Film.
>> Schließlich trägt auch Deutschland eine Mitschuld an der jetzigen Situation. <<
An den Taliban?
Am politischen Islam?
An den Regeln der Scharia?
An den patriarchischen Gesellschaftsstrukturen?
An der Bevölkerungsexplosion?
Nein !
Ich empfinde das als zynisch und inakzeptabel, dass Sie in dieser Notsituation für so viele Menschen an nichts anderes denken als potentielle Flüchtlingsströme, die von denen, die sich so unkontrolliert zurückgezogen haben, direkt zu verantworten ist, also auch von Deutschland. Das war das wording von Herrn Laschet und seinen Kolleg*innen vorgestern Abend in allen Nachrichten. Ich empfinde das als Wahlkampf.