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Interview mit Silvia Neid: „Ich nehme die Herausforderung an“

Interview mit Silvia Neid

„Ich nehme die Herausforderung an“

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    Die Bundestrainerin: Silvia Neid.
    Die Bundestrainerin: Silvia Neid. Foto: dpa

    Die Weltmeisterschaft ist seit zwei Monaten vorbei und auf die deutschen Fußballerinnen wartet die nächste Herausforderung – in Augsburg. Am Samstag trifft das Nationalteam um Bundestrainerin Silvia Neid im Rahmen der EM-Qualifikation in der SGL-Arena auf die Schweiz (15.45 Uhr). Wir sprachen mit Silvia Neid über die Ziele, den Neuaufbau der Mannschaft und blicken zurück auf die WM.

    Frau Neid, ab dem heutigen Dienstag bereiten Sie sich in Augsburg auf die Partie gegen die Schweiz vor. Was überwiegt: Freude oder Anspannung?

    Neid: Ich freue mich einfach, die Spielerinnen wiederzusehen und ein paar Tage mit ihnen zusammen zu sein. Wir haben mit der EURO 2013 einen wichtigen Wettbewerb vor uns, in den wir so gut wie möglich hinein starten wollen.

    Wie blicken Sie heute mit einiger Zeit Abstand auf die WM und das Aus im Viertelfinale gegen Japan zurück?

    Neid: Für uns war es trotz allem eine gute WM, denn wir haben sehr viele neue Fans gewonnen. Ich habe sehr viele Briefe erhalten, die positiv und aufbauend waren. Aber natürlich auch einige kritische. Schließlich waren viele Menschen enttäuscht, dass wir im Viertelfinale ausgeschieden sind. Wir selbst an erster Stelle. Doch das sind Dinge, mit denen man leben muss. Man spricht ja auch von siegreichen Niederlagen. Ich hoffe, das war eine davon und wir werden dadurch gemeinsam stärker.

    Waren die Erwartungen zu hoch?

    Neid: Ich habe immer darauf hingewiesen, dass es ein extrem schweres Turnier wird. Ich habe mir das Viertelfinale gegen Japan noch mal angeschaut, in 120 Minuten haben die Japanerinnen viermal aufs Tor geschossen und ein Schuss war drin. Das sind Spiele, mit denen man leben muss. Letztendlich habe ich es aber auch nie geschafft, die Mannschaft auf diesen Druck vorzubereiten. Sie konnte damit nicht umgehen. Irgendwann in der Partie kam bei den Spielerinnen der Gedanke auf, was passiert, wenn wir hier nicht gewinnen. Dann überwiegt die Angst und man ist gehemmt.

    Wie wichtig war Ihnen nach dem frühzeitigen WM-Aus die Unterstützung durch den DFB? Sie haben wenige Tage danach beschlossen, als Bundestrainerin weiterzumachen…

    Neid: Mir wurde diese schnelle Entscheidung ja auch vorgeworfen. Sie kam aber, weil ich gemerkt habe, ich habe volle Rückendeckung von meinem Arbeitgeber, von unserem Präsidenten und dem Generalsekretär sowie absoluten Zuspruch von meinen Spielerinnen. Deswegen habe ich gesagt, ich mache weiter, ich nehme die Herausforderung an.

    Mit Birgit Prinz, Kerstin Garefrekes, Ariane Hingst und Ursula Holl haben sich etablierte Spielerinnen verabschiedet. Wie gehen Sie den Neuaufbau an?

    Neid: Es ist sicher ein kleiner Umbruch, weil diese Spielerinnen jahrzehntelang in der Nationalmannschaft aktiv waren und riesen Fußstapfen hinterlassen haben. Das ist keine Frage. Aber das Gute ist, dass wir immer noch elf Spielerinnen haben, die unter 25 Jahre sind. Wie eine Babett Peter oder eine Lira Bajramaj, die erst 23 Jahre alt sind und schon über 50 Länderspiele absolviert haben. Man denkt immer, da muss alles neu eingeleitet werden. Aber so ist es nicht. Wir haben ja über Jahre immer versucht, junge Spielerinnen zu integrieren. Wer uns jetzt gegen die Schweiz allerdings wirklich fehlt, sind die verletzten Kim Kulig, Celia Okoyino da Mbabi und Dzsenifer Marozsan.

    Wird es da in der Offensive eng?

    Neid: Nein, wir haben mit Inka Grings ja eine sehr erfahrene Spielerin. Dazu kommen Martina Müller und Alexandra Popp. Außerdem haben wir durch die Ausfälle nun auch die Gelegenheit, einmal ganz neue Gesichter zu sehen, wie Svenja Huth vom 1. FFC Frankfurt oder Julia Simic vom FC Bayern München.

    Was halten Sie von der jungen Mittelfeldspielerin Simic, die Sie nun nachträglich und erstmals nominiert haben?

    Neid: Wir kennen sie schon lange und beobachten sie genau. Zuletzt habe ich mit ihrem Trainer Thomas Wörle gesprochen. Er hat sie mir ans Herz gelegt, sie habe sich unheimlich entwickelt und sei sehr zweikampfstark geworden. Sie ist eine gut ausgebildete Fußballerin. Sie hat ein gutes Auge für den Aufbau und kann gute Pässe spielen. Nun muss man schauen, ob das mit dem Tempo auch international hinhaut.

    Was dürfen die Zuschauer von der deutschen Mannschaft erwarten?

    Neid: Es ist ein sehr wichtiges Spiel und wird wohl auch ein sehr schweres. Einige Schweizerinnen spielen in Deutschland, kennen sich mit unserem System aus und wissen genau, was wir vorhaben. Insgesamt stellt die Schweiz eine junge, technisch versierte Mannschaft, die gut organisiert und diszipliniert ist. Wir müssen unser gutes Abwehrverhalten von der WM zeigen – es war ja schließlich nicht alles schlecht – sowie selbstbewusst, kombinationssicher und mit Power nach vorne spielen, damit wir gewinnen.

    Glauben Sie, dass es am Samstag wieder eine WM-Kulisse gibt?

    Neid: Ich erwarte schon eine gute Stimmung im Stadion. Ich wünsche mir, dass so viele Zuschauer wie möglich den Weg ins Stadion finden und wir wieder eine tolle Unterstützung erhalten. Die Spielerinnen brauchen das auch. Sie müssen sich wieder Selbstvertrauen holen. Große Unterstützung ist da immer sehr hilfreich und toll.

    Öffentliches Training: Am heutigen Dienstag trainiert die deutsche Mannschaft ab 16.30 Uhr im Rosenaustadion. Anschließend findet eine Autogrammstunde statt.

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